Julia Extra Band 365
Wir sehen uns morgen“, erklärte er knapp.
Sie runzelte die Stirn. „Muss ich hier bleiben?“
„So lautet unsere Vereinbarung“, entgegnete er mit einer Beiläufigkeit, die Tawny wutschäumend zurückließ.
Erst nach Mitternacht kam Navarre mit Jacques auf den Fersen zurück. Er hatte Tawny ganz vergessen, insofern war es eine Überraschung, die Lounge sanft erhellt vorzufinden. Drei Köpfe drehten sich vom Tisch her in ihre Richtung – drei Mitarbeiter seines Sicherheitsteams, die sich sofort erhoben, um ihn zu begrüßen und die sich unter Jacques’ vorwurfsvollem Blick unbehaglich wanden.
Etliche Pappschachteln deuteten darauf hin, dass sie chinesisches Essen geordert hatten, während die Karten und Münzen auf dem Tisch den Schluss nahelegten, dass hier mehrere Partien Poker gespielt worden waren. Tawny stand nicht auf. Sie blieb, wo sie war – barfuß auf dem Sofa sitzend.
Navarre entließ seine Mitarbeiter mit einer knappen Kopfbewegung. Tawny hatte ihre neue Garderobe noch nicht angezogen, denn sie trug eine ausgebleichte Jeans mit einem Totenkopf-T-Shirt. Ihr Haar ergoss sich in einer wilden Mähne roter Locken halb über ihren Rücken – es war wesentlich länger, als er vermutet hätte und verlieh ihrem Gesicht einen beinahe feenhaften Rahmen.
„Woher haben Sie diese Kleider?“, fragte er sofort.
„Ich habe Elise eine Liste an Dingen gegeben, die ich brauche. Sie war so nett, zu meiner Wohnung zu fahren und eine Tasche für mich zu packen. Ich dachte, dass es keine Rolle spielt, welche Klamotten ich hinter verschlossenen Türen trage.“ Tawny schaute ihn herausfordernd an, streng darauf bedacht, sich nicht anmerken zu lassen, wie umwerfend attraktiv sie ihn fand.
Navarre bückte sich und griff nach einem Zeichenblock, der auf der Sofalehne lag. Das oberste Blatt zeigte eine amüsante Karikatur von Elise, die sofort erkennbar war. Er hob das Papier an und fand weitere Zeichnungen. Tawny hatte all ihre Begleiter gemalt. „Stammen die von Ihnen? Die sind wirklich gut.“
Tawny zuckte kurz die Achseln. „Nicht gut genug, um davon zu leben“, bemerkte sie trocken und dachte daran, wie oft ihre Mutter sie dafür kritisiert hatte, dass sie Kunst studiert hatte, anstatt ein „praktischeres“ Fach zu wählen.
„Trotzdem ist es ein Talent.“
„Wo soll ich heute schlafen?“, wechselte Tawny das Thema.
„Sie können auf dem Sofa schlafen“, erwiderte Navarre ohne Zögern. „Es ist nur für zwei Nächte, dann verlassen wir London.“
„Und fahren wohin?“
„Weiter in den Norden.“ Mehr ließ er sich nicht entlocken, sondern ging in sein Schlafzimmer hinüber. Kurz darauf kehrte er mit einer Decke und einem Kissen unter dem Arm zurück. Er legte beides auf einem Stuhl ab und drehte sich mit einem kurzen Nicken wieder um.
„Wissen Sie … ein wahrer Gentleman würde einer Lady sein Bett anbieten“, rief Tawny ihm hinterher.
Navarre warf ihr einen sarkastischen Blick zu. Seine grünen Augen funkelten wie Edelsteine. „Ich war noch nie ein Gentleman und bezweifle sehr, dass Sie eine Lady im ursprünglichen Sinne des Wortes sind.“
3. KAPITEL
Am nächsten Morgen betrachtete Navarre die schlafende Tawny. Kupferrote Locken streichelten die cremig-glatte Haut ihrer schmalen Schultern. Die langen schwarzen Wimpern warfen einen Schatten auf ihre Wangen, und ihr sinnlicher Mund sah einfach wahnsinnig sexy aus. Sanft schob er eine leuchtende Haarsträhne aus ihrem Gesicht. „Aufwachen“, drängte er.
Tawny wachte tatsächlich ruckartig auf und rutschte mit weit aufgerissenen Augen in eine sitzende Position. „Was?“
Navarre war mehrere Schritte zurückgewichen, um ihr Raum zu geben. „Zeit, aufzustehen. Sie haben einen anstrengenden Tag vor sich.“
Sie rieb sich die Augen wie ein kleines Kind. „Wieso? Was steht denn an?“
„Heute Nachmittag kommen eine Visagistin und eine Haarstylistin vorbei, die Ihnen bei der Vorbereitung für den heutigen Abend helfen werden. Und schon in einer Stunde erwarte ich den Juwelier. Das Bad ist frei“, bemerkte er kühl. „Was wollen Sie zum Frühstück?“
„Das volle Programm – am Morgen habe ich immer einen Riesenhunger“, sagte sie, stand auf und faltete die Bettdecke sorgfältig zusammen. Sie trug eine Baumwoll-Pyjamahose und ein Top. „Wohin führen Sie mich heute Abend aus?“
„Zu einer Filmpreisverleihung.“
Erneut weiteten sich ihre Augen. „Wow … deshalb also das langweilige graue Kleid…“
„Es ist nicht
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