Julia Extra Band 365
Frankreich zurückkehrte.
Aber dann wird mein Leben endlich wieder seinen gewohnten Gang gehen, sagte sie sich fest.
Auf ihre Bitte hin besorgte Elise ihr die lokalen Zeitungen, sodass Tawny die Stellenangebote durchforsten konnte. Diesmal wollte sie nicht wieder als Zimmermädchen arbeiten, sondern lieber nach einem Job als Kellnerin Ausschau halten – dabei hatte man mehr Kundenkontakt. War nicht Ablenkung genau das, was sie jetzt brauchte?
Gegen zehn am Abend ließ sich Tawny ein heißes Bad ein, aus dem sie eine Viertelstunde später rosig und völlig aufgeweicht wieder auftauchte. Rasch schlüpfte sie in den großen Hotel-Bademantel.
Kurz darauf schlenderte Navarre in die Suite. Er trug einen dunklen Maßanzug, und sein deutlicher Bartschatten machte ihn nur noch attraktiver. Für Elise hatte er kaum einen Blick übrig, denn seine Aufmerksamkeit wurde ganz von Tawny gefesselt, deren leuchtend rote Locken wild um ihr Gesicht tanzten. Ihr schlanker Körper ging in dem übergroßen Bademantel förmlich unter. Heftiges Verlangen erfasste ihn, doch das Irritierende daran war, dass dieses Verlangen nicht in seinen Lenden begann.
Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass etwas fehlte, und das ärgerte ihn an diesem Tag, an dem er mehr als genug Grund zum Feiern hatte. Er war der triumphale neue Besitzer von CCC. Der Deal, auf den er sich nach wochenlangen Vorverhandlungen in Strathmore geeinigt hatte, war jetzt unterschrieben und besiegelt.
„Guten Abend, Navarre“, grüßte Tawny kühl.
Elise schlüpfte unbemerkt von ihnen beiden aus der Tür.
„Ich verlasse morgen die Stadt“, teilte er Tawny ausdruckslos mit.
Tawny lächelte so breit, als hätte sie gerade einen Olympiasieg eingefahren. „Elise hat es bereits erwähnt.“
„Ich setze dich auf dem Weg zum Flughafen an deiner Wohnung ab. Aus gegebenem Anlass werde ich natürlich in Kontakt bleiben“, fügte er knapp hinzu.
„Es wird nichts passieren“, versicherte sie, denn sie wusste ganz genau, worauf er anspielte. „Meine Eizelle und dein Sperma werden sich eher bekämpfen als dass sie eine Party zu dritt feiern!“
Seine Miene verfinsterte sich. „Ich hoffe, dass du recht behältst, ma petite . Ein Kind sollte geplant, gewollt und geliebt werden.“
Ihre Augen brannten, als sie daran dachte, wie recht er doch hatte. Ihr eigenes Leben wäre vermutlich ganz anders verlaufen, wenn ihre Eltern diese Grundregel beachtet hätten. Sie nickte stumm, wünschte ihm eine Gute Nacht und verschwand in ihrem Zimmer. Im Bett ließ sie den Tränen freien Lauf. Sie schniefte und schluchzte leise und war furchtbar wütend auf sich. Doch ihre Gefühle wollte sie lieber nicht genauer untersuchen.
Etwa zwanzig Minuten später klopfte es leicht an die Tür. Sie setzte sich auf und rief: „Herein!“
Zu ihrer Überraschung tauchte Navarre, nur mit einem Handtuch um die Hüften, im Türrahmen auf. „Darf ich heute die Nacht mit dir verbringen?“
Plötzlich hatte sie einen ganz trockenen Mund. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, doch ihr Körper befand sich bereits auf Achterbahnfahrt. „Ähm …“
„Ich habe es versucht, aber ich kann einfach nicht aufhören, dich zu begehren“, gestand er rau.
Und sie bewunderte diese Offenheit und auch die Demut, die es erfordert hatte, wieder auf sie zuzugehen, nachdem er versucht hatte, ihre Beziehung rein platonisch zu führen. „Bleib“, sagte sie schroff und löschte das Licht in der Hoffnung, dass die Dunkelheit ihr Unbehagen dämpfen würde.
Dass sie zu schwach war, um ihn abzuweisen, nagte an ihrem Stolz. Er hatte sie verdächtigt, mit Julie gemeinsame Sache zu machen. Hatte sogar geglaubt, dass sie es absichtlich auf eine Schwangerschaft anlegte, weil er ein reicher Mann war. Eigentlich müsste sie ihn hassen, doch als er sich in der Dunkelheit an sie drängte, erschauerte sie am ganzen Körper.
Navarre hatte den ganzen Tag in einem schmerzhaften Zustand der Erregung verbracht, der seine Selbstdisziplin völlig untergrub. Die ganze Zeit war ihm bewusst gewesen, dass dies die letzte Nacht war, die er mit Tawny verbringen konnte, und die Versuchung, sie noch einmal zu lieben, hatte schlussendlich alle anderen Bedenken hinweggefegt. Sie erregte ihn und machte Sex wieder zu etwas Aufregendem. Was war schon sein moralisches Dilemma im Vergleich zu den Gefühlen, die sie in ihm weckte?
Langsam arbeitete sich Navarre an ihrem Körper immer weiter nach unten vor. Er nutzte jede noch so aufreizende Fähigkeit, die er
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