Julia Extra Band 365
haben sie sich kennengelernt“, erklärte Tawny offen. „Tia flirtet ständig. Sie muss stets im Mittelpunkt stehen, aber ansonsten ist sie sehr nett.“
„Also hast du nichts Ungewöhnliches zwischen Navarre und ihr bemerkt? Irgendetwas, das dir Unbehagen bereitet hätte?“, hakte Zara nach.
Tawny durchforstete ihre Erinnerung. Navarre hatte Tia sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, hatte sich beinahe wie ein Beschützer verhalten. Und Tia war eine außergewöhnlich schöne Frau. Sie fragte sich, ob sie nicht hoffnungslos naiv war. Immerhin sah Luke Convery die Freundschaft seiner Frau mit Navarre überhaupt nicht gerne. Kein Rauch ohne Feuer, dachte sie kläglich. Natürlich war es möglich, dass Navarre und Tia Castelli irgendwann mal ein Paar gewesen waren!
„Jetzt hab ich dich ganz verrückt gemacht! Ich hätte den Mund halten sollen! Warum hat Bee nur immer recht?“, rief Zara schuldbewusst, der Tawnys Mienenspiel natürlich nicht entgangen war. „Sie hätte diese dummen Gerüchte dir gegenüber nie erwähnt.“
Tatsächlich dachte Tawny gerade daran, wie oft sie Navarre am Handy hatte Italienisch reden hören – eine Sprache, die er fließend zu beherrschen schien. Ob er mit Tia telefoniert hatte? Das konnte doch sicherlich nicht sein, weil das bedeuten würde, dass er beinahe täglich mit der umwerfenden Italienerin sprach!
Am Ende des Nachmittags versicherte Zara ihrer Schwester, dass sie mit ihrem Ehemann in der darauffolgenden Woche zur Hochzeit kommen würde, und verabschiedete sich dann. Sie hatte es geschafft, einen kleinen Samen des Zweifels in Tawny zu säen, der sich schnell zu einem ordentlichen Misstrauen auswachsen konnte.
Vor ihrer Schwangerschaft hatte Navarre kaum die Finger von ihr lassen können, doch bislang hatte er keinerlei Versuch unternommen, sie vor ihrer Heirat wieder in sein Bett zu bekommen. Wer hatte seine sexuellen Gelüste in den drei Monaten ihrer Trennung befriedigt?
Als Tawny an diesem Abend zu Bett ging, fand sie einfach keinen Schlaf. Sie hatte zwar nicht vor, ihren Verdacht zu äußern, weil sie keinerlei Beweis für eine Affäre hatte und sich nicht lächerlich machen wollte, aber sie war zutiefst besorgt. Mitten in der Nacht stand sie auf und gab im Internet Navarres und Tias Namen ein, um zu sehen, ob sie irgendwelche Links finden würde, die die beiden miteinander verband. Nach einer Stunde war sie immer noch nicht am Ende der Liste angekommen. Sie hatte nichts Eindeutiges gefunden – nichts, was über ehrliche Freundschaft hinausging, dennoch fragte Tawny sich zum ersten Mal, was sich da auf Navarres Laptop befand, das niemand sehen durfte. Was hatte Julies spendabler Journalist finden wollen? Details zum Kauf von CCC? Da erinnerte Tawny sich daran, wie Navarre ihr mitgeteilt hatte, dass der Bericht dazu bereits in der Zeitung erschienen war, und ging erleichtert wieder ins Bett.
Das Hochzeitskleid war wunderschön. Ein Designer hatte es so entworfen, dass die Schwangerschaft der Braut darin komplett kaschiert wurde. Tawny betrachtete sich im Spiegel, während ihre beiden Schwestern aufgeregt neben ihr standen.
„Über mangelnden Busen kannst du dich nicht mehr beschweren, Süße“, bemerkte Zara mit einem Kichern.
Tawny grinste. Es stimmte: Seit ihrer Schwangerschaft hatte sie deutlich vollere Brüste. Zum ersten Mal musste sie nicht mit einem gepolsterten BH tricksen.
„Bist du glücklich?“, fragte Bee besorgt. „Bist du sicher, dass Navarre der richtige Mann für dich ist?“
Tawny berührte kurz die traumhafte Diamanten-Tiara, an der ihr Schleier befestigt war. „Nun, entweder es liegt an ihm oder an den Diamanten, die er mir gerade geschenkt hat“, neckte sie. „Jedenfalls fühlt es sich furchtbar richtig an.“
Vor ein paar Tagen war der Kaufvertrag für ein elegantes Stadthaus in derselben Gegend, in der Bee und Sergios lebten, unterschrieben worden. Nur noch ein paar Wochen und das Anwesen war so weit eingerichtet, dass es Navarre und ihr eine gemütliche Basis bot, wann immer sie in London waren. Tawny war überglücklich, denn alles in ihrem Leben schien gerade so richtig rund zu laufen. Schließlich hatte sie auch ihre ersten Zeichnungen verkauft. Ein Pariser Magazin hatte ihr einen Vertrag über eine ganze Reihe ihrer „Franzosen-Karikaturen“ angeboten. Navarre wusste noch nichts davon, weil Tawny ihn mit dem Magazin der ersten abgedruckten Zeichnung überraschen wollte.
„Du hättest mich Dad dazu bringen lassen sollen,
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