Julia Extra Band 365
überraschte und beeindruckte Tawny. „Ich will die Anstrengungen meiner Mutter nicht schmälern, denn sie hat ihr Bestes gegeben, aber sie war auch sehr verbittert, und ich denke, dass ich in meinen Erwartungen praktischer veranlagt bin.“
„Und ich finde, du solltest deine Erwartungen in deinem Alter nicht senken müssen, nur weil du ein Kind hast.“
Tawny zog eine Grimasse. „Ja, aber wir müssen realistisch bleiben.“
„Gerade weil ich realistisch bin und weiß, wie dein Leben aussehen würde, bin ich hier, um dich zu bitten, mich zu heiraten. Nur die Ehe erlaubt es mir, meinen vollen Anteil an der Verantwortung zu übernehmen“, erklärte Navarre sachlich. „Zusammen können wir unserem Kind viel mehr bieten als getrennt voneinander.“
Tawny war völlig überrascht, denn diese Möglichkeit hatte sie nicht vorhergesehen. Sie starrte Navarre an, der absolut ernst wirkte. „Du scherzt nicht, oder?“
„Ich will vom Moment der Geburt an für dich und das Kind da sein“, bekräftigte er. „Und ich will auch nicht, dass ein anderer Mann meinen Platz im Leben meines Kindes einnimmt. Der beste Weg für uns beide ist die Ehe.“
„Aber wir wissen so wenig voneinander …“
„Spielt das eine Rolle? Wird es unsere Beziehung erfolgreicher machen? Ich glaube nicht“, sagte er voller Überzeugung. „Ich halte es für wichtiger, dass wir uns stark zueinander hingezogen fühlen und beide gewillt sind, eine Bindung einzugehen, um unser Kind gemeinsam großzuziehen.“
Tawny war wie gebannt von seinen Worten. Er rannte nicht vor der Verantwortung davon, sondern akzeptierte sie bereitwillig! Tränen der Erleichterung traten in ihre Augen, die sie rasch fortblinzelte. Sie wandte ihr Gesicht ab, damit er es nicht sah.
Doch Navarre war zu aufmerksam. „Was ist los, chérie ? Habe ich etwas Falsches gesagt?“
Sie lächelte durch die Tränen hindurch. „Nein, es ist alles in Ordnung. Im Moment weine ich bei dem kleinsten Anlass – ich glaube, es sind die Hormone. Mein Vater war absolut schrecklich zu meiner Mutter, als sie ihm sagte, dass sie schwanger ist, und ich glaube, dass ich unterbewusst davon ausgegangen bin, du würdest genauso reagieren. Du siehst also, dass wir beide falsche Schlussfolgerungen ziehen.“
Navarre hat sich bemüht, sein zynisches Misstrauen mir gegenüber zu überwinden, dachte sie und fühlte dabei eine unglaubliche Hoffnung in sich aufkeimen. Sie hatte seinen Scheck nicht eingelöst, hatte nicht mit der Presse geredet, und deshalb war er nun bereit, ihr sein Vertrauen zu schenken. Er hatte alles, was ihre Beziehung belastet hatte, überwunden und ihr seinen Ring angeboten. Tawny wusste sofort, dass sie seinen Antrag annehmen würde. Ja, es wäre eine Sünde, die Ehe zum Wohle ihres Kindes nicht wenigstens auszuprobieren.
Das hier war der Mann, in den sie sich allen Widrigkeiten zum Trotz Hals über Kopf verliebt hatte. Er war der Mann, der ihr ein riesiges Frühstück bestellte und sich an ihrem Appetit ergötzte. Der Mann, der nicht mal mit der Wimper gezuckt hatte, als dieser furchtbare Artikel über sie und ihre bescheidene Herkunft erschienen war – und das im Angesicht all der snobistischen Gäste, die ihn für seinen schlechten Frauen-Geschmack verachteten. Er war auch der Mann, der lächerlich eifersüchtig und besitzergreifend reagierte, wenn ein anderer Mann sie auch nur anschaute – eine Haltung, die ihr zum ersten Mal im Leben das Gefühl gegeben hatte, unwiderstehlich zu sein.
„Magst du Kinder?“, fragte sie unvermittelt.
Navarre lachte. „Ich habe nie darüber nachgedacht, aber ich denke schon.“
Wenn er so wie in diesem Moment lächelte, dann klopfte ihr Herz wie verrückt und ihr stockte der Atem. „Ja, ich werde dich heiraten“, sagte sie auf Französisch.
„Du bist Künstlerin. Ich glaube, es wird dir gefallen, in Paris zu leben.“
Bei ihm klang es so einfach …
Am nächsten Abend bestand er darauf, ihre Mutter und deren Lebenspartner bei einem Dinner in einem sehr eleganten Hotel kennenzulernen. Zuerst gingen Mutter und Tochter ein wenig steif miteinander um, aber am Ende des Abends zog Susan Baxter ihre Tochter beiseite, um ein privates Wort mit ihr zu wechseln. „Ich bin so glücklich, dass sich für dich alles so günstig fügt. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, gestand sie mit Tränen in den Augen. „Ich weiß, dass dich die Lösung, die ich vorgeschlagen habe, wütend gemacht hat, aber ich wollte einfach nicht, dass du
Weitere Kostenlose Bücher