Julia Extra Band 365
sie war bereitwillig in die Falle getappt.
Und genau deshalb musste sie jetzt einen klaren Kopf behalten.
„Es … es freut mich wirklich, dass Sie mich für eine wertvolle Mitarbeiterin halten. Aber ich habe nicht vor, Petrova schon morgen zu verlassen.“
„Sprechen Sie mit mir, wenn Sie ernsthaft darüber nachdenken.“
„Natürlich.“
Entspannt lehnte sie sich zurück. Beide schwiegen.
„Möchten Sie keinen Kaffee?“, fragte sie schließlich.
„Ich mag nicht von Aufputschmitteln abhängig sein.“
Nach Paulines Tod hatte er versucht, seinen Kummer im Alkohol zu ertränken. Eine Zeit lang funktionierte es auch. Es war leichter gewesen, nichts zu fühlen. Jetzt brauchte er keine Drogen mehr, um das zu erreichen. Es war sein Normalzustand.
Und deshalb war sein Unternehmen ihm auch so wichtig. Er war weder süchtig nach Koffein noch nach Alkohol. Er war süchtig nach Erfolg, danach, der Beste zu sein. Und er hatte alles erreicht, was er wollte.
Aber er hörte nicht auf zu arbeiten. Er musste weitermachen, denn wenn er aufhörte … na ja, er würde eben nicht aufhören. Er machte weiter. Seit seinem Entschluss, sich nicht immer wieder bis zur Bewusstlosigkeit zu betrinken, machte er einfach nur weiter.
Im Moment jedenfalls war er von jeder Bewusstlosigkeit weit entfernt. Die Erregung, die ihn bei Madelines Anblick packte, zeigte es ihm deutlich.
Mit Angestellten zu schlafen war schlecht fürs Geschäft. Außerdem würde er damit seine Macht schamlos ausnützen. An diesen Grundsatz hielt er sich. Allerdings wurde er von Madeline jetzt auf eine harte Probe stellte.
Seit sechs Jahren war seine Frau tot. Mit ihr war auch ein Teil von ihm begraben worden.
Natürlich hatte er in der Zwischenzeit Sex gehabt. Und ganz bewusst hatte er sich langjährige Geliebte gehalten.
Was er fühlte, war die ganz normale Erregung, die eine Frau bei einem Mann hervorrief. Nichts Einzigartiges. Da loderte kein Feuer, versuchte er sich einzureden.
Doch wenn er Madeline anschaute, loderte sehr wohl ein Feuer. Ein so heftiges Brennen und Begehren, wie er es noch nie zuvor verspürt hatte. Er begehrte sie. Das Feuer brannte für sie. Nicht für Olivia. Und auch nicht für irgendeine andere Frau.
Noch nicht einmal für seine eigene Frau.
Er ballte die Fäuste und hoffte, dass der leichte Schmerz ihn von seinem Verlangen ablenkte. Leider funktionierte es nicht.
Wie auch, wenn sie ihm so nahe war. Das schimmernde braune Haar, das ihr in Wellen über die Schultern fiel, die strahlend blauen Augen, der Ansatz ihrer hübschen Brüste im Ausschnitt des dunkelroten Tops. Sie war eine Aufforderung zur Sünde, und er wusste nicht, ob er ihr widerstehen wollte.
Es lag nicht daran, dass er nicht widerstehen konnte . In seinem Leben war er durch die Hölle gegangen. Mangelnde Willensstärke war also nicht das Problem. Er wusste einfach nicht, ob er es wollte.
Dass er sich nicht entscheiden konnte, lag nicht daran, dass sie eine Angestellte war. Es lag an dem traurigen Blick dieser schönen blauen Augen. Er wollte nicht schuld sein, wenn dieser Blick noch trauriger wurde.
„Vielleicht sollte ich Ihre Philosophie übernehmen“, seufzte Madeline und lächelte. „Oder vielleicht mehr schlafen. Aber es gibt immer so viel zu tun … und Kaffee trinken ist einfacher, als eine Pause zu machen.“
„Ich schlafe kaum“, erwiderte er.
Seit Paulines Tod hatte er keine Nacht durchgeschlafen. Aber das war gut so. Er nutzte die Zeit und arbeitete. Hielt seinen Verstand auf Trab.
„Ich wünschte, ich bräuchte keinen Schlaf“, missverstand sie ihn.
Er wünschte niemandem diese albtraumhafte Schlaflosigkeit. Ein Zustand zwischen Schlafen und Wachen, in dem ihm nur Geister Gesellschaft leisteten.
„Es hat seine Vorteile“, sagte er. „Besonders weil wir Geschäfte und Büros in verschiedenen Zeitzonen haben. Da ist es gut, wenn ich jederzeit aufstehen kann, um die nötigen Anrufe zu machen.“
„Mmm“, erwiderte sie geistesabwesend und nippte am Kaffee. Ihre schlanken Finger hielten den Henkel der Tasse. Eigentlich kein erregender Anblick. Aber so wirkte er auf ihn.
Es fiel ihm allzu leicht, sich vorzustellen, wie diese glatten feinen Finger seinen Körper streichelten.
Als er aufsah, war Madelines Blick auf ihn gerichtet. Ein heißes sehnsüchtiges Funkeln lag darin. Ihre Wangen waren gerötet. Verlangen. Begierde. Lust. All das erkannte er in ihren Augen. Denn sie spiegelten wider, was er empfand.
Er hielt ihrem Blick
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