Julia Extra Band 365
nicht da sein konnte.“
„Sie müssen sich nicht entschuldigen.“
„Ich weiß. Ich tue es aber.“
„Tadellose Manieren.“
„Manchmal.“
Sie musste lachen. Er brachte sie zum Lachen. Er sollte unbedingt damit aufhören.
„Möchten Sie sich nicht setzen?“ Er deutete auf eine cremefarbene Couch, die fast den ganzen Raum einnahm.
Madeline ließ sich in die weichen Polster sinken. Oh ja, daran könnte sie sich gewöhnen.
„Kaffee?“, fragte er.
„Gerne“, antwortete sie.
Er drückte den Knopf der Sprechanlage neben der Tür und sagte etwas in schnellem Italienisch. Madeline lebte jetzt seit zwei Monaten in Mailand, aber sie war noch weit davon entfernt, gut Italienisch zu sprechen. Aleksej sprach mindestens drei Sprachen, was sie ziemlich einschüchternd fand.
Er nahm ihr gegenüber in einem der schweren Ledersessel Platz.
„Also, was meinten Sie, als Sie von meinen beruflichen Chancen bei Petrova sprachen?“ Sie versuchte, nicht zu interessiert zu klingen.
„Was würde Ihnen denn Spaß machen?“
„Was mir … Was ich tun möchte?“
„Ja. Wir führen hier gerade ein Verhandlungsgespräch, Madeline. Sie sind diejenige mit dem Zehnjahresplan. Was muss geschehen, damit Sie sich auch in zehn Jahren bei Petrova noch wohl fühlen?“
Er lehnte sich zurück und streckte die langen Beine aus. Sie sah, wie sich der Stoff der Hose über seinen muskulösen Schenkeln spannte. Er war zweifellos der atemberaubendste Mann, der ihr je begegnet war. Schwarze Haare, eine olivfarbene Haut und sinnliche Lippen, von denen sie wusste, dass sie zärtlich lächeln konnten, auch wenn sie das noch nie erlebt hatte.
Irgendetwas stimmte nicht in ihrem Kopf.
Die Tür zu seinem privaten Abteil öffnete sich, und ein Angestellter schob einen Servierwagen mit Kaffee, Sahne und Zucker in den Raum. Sie dankte ihm – so viel Italienisch brachte sie noch zusammen – und hielt dann den Blick lieber auf ihre Kaffeetasse gerichtet und nicht auf den Mann, dessen Anblick sie so verwirrte.
„Es geht also darum, was ich möchte? Egal, was?“, fragte sie und lehnte sich zurück.
„Es ist hypothetisch gemeint. Kann aber konkreter werden.“
Sie fühlte, wie sie bei der ungewollten Doppeldeutigkeit seiner Worte rot wurde, und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. „Na ja, mir gefällt der künstlerische Aspekt bei der Planung eines Events. Ich arrangiere auch gerne kleinere Ausstellungen für Galerien oder Museen. Aber besonders gern mag ich alles, was mit Marketing zu tun hat. Ich habe wie gesagt einen Abschluss in Betriebswirtschaft. Im Nebenfach habe ich aber auch Marktforschung und Werbung studiert.“
„Falls ich Sie also in der Marketingabteilung unterbringe, werden Sie dann bleiben?“
„Möglich“, meinte sie und nahm noch einen Schluck. „Ich kann aber auch allein etwas auf die Beine stellen.“
„Nicht mit mir. Ich arbeite gerne mit Leuten, die bei mir angestellt sind. Dann habe ich alles unter Kontrolle.“
Sie verstand ihn gut. Es klang schlimmer, als es war. Außerdem war er ein guter Chef.
„Wenn Sie sich selbstständig machen … Sie haben dann keinerlei Sicherheit. Bei Petrova zu bleiben wäre die bessere Entscheidung.“
„Dann wollen Sie mich tatsächlich behalten?“
„Sie sind eine wertvolle Mitarbeiterin, Madeline.“
Eine Welle der Freude durchströmte sie. Sie war es nicht gewöhnt, dass man sie schätzte. Um sich selbst zu schützen, hatte sie gelernt, weder Gutes noch Schlechtes zu nahe an sich heranzulassen. Aber jetzt genoss sie es einfach, dass Aleksej Petrov darum kämpfte, sie als seine Mitarbeiterin zu behalten.
„Danke.“
Aber warum bedeutete ihr seine Wertschätzung so viel? Sie hatte es wirklich nicht nötig, dass er ihr auf die Schulter klopfte.
Aber es fühlte sich gut an. Und es war sehr verlockend, sich einfach einmal gut zu fühlen.
„Ich besitze mein Unternehmen lange genug, um zu wissen, dass ich nur Erfolg habe, wenn meine Mitarbeiter genauso gut und engagiert arbeiten wie ich“, sagte er.
In ihrem Praktikum hatte sie erlebt, wie es war, wenn der Chef keinen seiner Mitarbeiter respektierte. Damals sah sie das natürlich anders und hatte seine Behauptung, alle seien unfähig, geschluckt. Alle, außer ihr natürlich, hatte er hinzugefügt. Wie sie diese Anerkennung in sich aufgesogen hatte! Und wie entsetzlich dumm sie damals gewesen war!
Sie hatte zugelassen, dass er sie von ihren Kollegen isolierte. Natürlich hatte William das absichtlich gemacht. Und
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