Julia Extra Band 365
ihrer Seele hinterlassen hatte. Und heute Morgen hatte sie eine tolle Schlagzeile.
Die Party war ein voller Erfolg gewesen. Natürlich konnten die meisten Leute sich die handgefertigten Stücke nicht leisten. Die Originale würden am Ende der Ausstellungstournee in einer Auktion versteigert, für Erlöse ab einer Million aufwärts.
Ihr Handy klingelte. „Ja, Madeline Forrester.“
„Gute Arbeit gestern Abend, Madeline.“
Sofort war es wieder da, dieses flaue Gefühl im Magen. „Danke, Mr Petrov.“ Ein Blick in den Spiegel verriet ihr, dass ihre Wangen glühten.
„Sind Sie dabei, für die Schweiz zu packen?“
„Ja, mein Zug geht um zwei. Der Saal in Appenzell ist mindestens zwei Mal so groß wie der hier. Ich muss also früh mit den Vorbereitungen anfangen.“
„Warum fahren Sie nicht mit mir?“
„Mit Ihnen?“, wiederholte sie wie ein Papagei.
„Ich fahre um zwölf und habe einen ganzen Waggon für mich. Das wäre doch angenehmer, als in einem öffentlichen Waggon zu reisen, oder?“
Sie sah in den Spiegel und war entsetzt über ihr gerötetes Gesicht und das Glitzern in ihren Augen. Sie war erregt. Erregt, weil sie ihn wiedersehen würde.
Nein, auf gar keinen Fall würde sie mit ihm reisen. Sie würde keine Minute mehr mit ihm verbringen, bevor sie sich nicht wieder in der Gewalt hatte.
„Wir könnten über Ihre Zukunftspläne sprechen. Und wie wir sie mit Petrova verbinden können.“
Plötzlich schien die gemeinsame Reise außerordentlich wichtig zu sein. Sie konnte doch nicht zulassen, dass sie ihre Karriere ruinierte, nur weil sie sich von ihm angezogen fühlte.
Angst und Unsicherheit würden sie auf ihrem beruflichen Weg ganz bestimmt nicht ausbremsen.
„Ausgezeichnet, wann soll ich Sie treffen?“
„Treffen wir uns um elf in der Lobby. Wir können gemeinsam zum Bahnhof fahren.“
„Fein. Bis dann.“
Als sie das Handy zurücklegte, wurde ihr bewusst, wie fest sie es umklammert und an ihr Ohr gepresst hatte. Sie rieb sich die Druckstelle.
Ihre Erregung wuchs. Aber die hing natürlich mit ihrer Karriere bei Petrova zusammen. Ihrer möglichen Karriere. Das Wiedersehen mit Aleksej hatte damit überhaupt nichts zu tun!
Sie ging durchs Zimmer und fing an, ihre Sachen in den Koffer zu werfen.
Natürlich hatte es etwas mit dem Wiedersehen zu tun!
Aber sie wollte nicht neugierig auf ihn sein. Wollte gar nicht wissen, was für eine Art Mann er war oder wie er ohne Maßanzug aussah.
Dass sie ihn wollte, dass sie sich von ihm angezogen fühlte, gab ihr irgendwie das Gefühl, schmutzig zu sein. Wenn sie es hätte ignorieren können, hätte sie es getan, ehrlich. Und die meiste Zeit tat sie es ja auch.
Und dabei würde es auch bleiben. Na also, Problem gelöst.
Sie schlug den Kofferdeckel zu und ließ die Verschlüsse einschnappen. Sie hatte keine Zeit, ihren Gedanken nachzuhängen. Seit ihrem zweiundzwanzigsten Lebensjahr war sie nie stehen geblieben, und so würde sie es auch in Zukunft halten.
Nachdem sie in der Öffentlichkeit in Ungnade gefallen war, hatte sie nervige Cateringjobs angenommen, bei kleineren Partyfirmen gearbeitet und langweilige Routinearbeiten erledigt. So konnte sie sich einen Ruf aufbauen, der beeindruckend genug war, um bei der nordamerikanischen Niederlassung von Petrova angestellt zu werden. Sie hatte hart gearbeitet und wurde ein paar Monate später in die Niederlassung in Mailand berufen. Und sie würde nicht zulassen, dass irgendetwas ihren Aufstieg nach ganz oben behinderte. Schon gar nicht die Tatsache, dass sie sich von ihrem Chef angezogen fühlte.
Und wenn das bedeutete, dass sie ihm gegenübersitzen und sich mit ihm unterhalten musste, während sie gleichzeitig verzweifelt den Gedanken verdrängte, wie sich sein Dreitagebart wohl anfühlte, dann würde sie das tun.
Zu ihrer Erleichterung wartete Aleksej nicht in der Lobby auf sie. Sein Fahrer entschuldigte ihn, er hatte in einem der Ausstellungsräume nach dem Rechten sehen müssen.
Als sie am Bahnhof ankamen, half der Fahrer ihr aus dem Wagen und führte sie zu Aleksejs Privatwaggon.
Er bot viel Raum und war luxuriös ausgestattet, mit üppigen Sitzgelegenheiten und einer Essecke. Kein Vergleich zu den engen Plätzen in den öffentlichen Zugabteilen. Wenn sie ihn nur nicht mit Aleksej teilen müsste!
„Da sind Sie ja.“
Wenn man vom Teufel spricht!
Sie wandte den Kopf, und ihr Herz machte einen Sprung. „Ja, Ihr Fahrer war sehr zuvorkommend.“
„Entschuldigen Sie bitte, dass ich
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