Julia Extra Band 365
tun, was dir Spaß macht.“
Sie zog ihre Hand fort und küsste ihn auf den Mund. Ihr wild schlagendes Herz versuchte sie zu ignorieren. Und auch das Gefühl, das in ihr erwachte, wenn er sie so ansah. Wenn er Dinge sagte, die über die Grenzen des Schlafzimmers hinausgingen.
Auf dem Flohmarkt am Naviglio Kanal drängten sich die Menschen. Das Geschrei und Gelächter ließen Aleksej kaum verstehen, was Maddy sagte.
Eigentlich mochte er so ein Gedränge nicht. Er zog privatere Zusammenkünfte vor, intime Restaurants und Treffen in kleinem Rahmen mit wenig Menschen. Aber der Blick in Maddys Gesicht war die Sache wert. Ihre blauen Augen strahlten, während sie herumgingen und die ausgestellten Schätze bewunderten.
Er hatte bisher selten Gelegenheit gehabt, sie so entspannt zu sehen. Außer sie waren zusammen im Bett. Die dunklen Haare fielen ihr offen und vom Wind zerzaust über die Schultern, und an ihren Lippen klebten noch Reste von rosa Zuckerwatte. Und sie lächelte.
Er freute sich, dass er ihr Grund zum Lächeln gab. Wenn er an all die Menschen dachte, die Madeline Unrecht getan hatten, stieg eine heiße Wut in ihm auf. Das Schicksal konnte so grausam sein.
Was Pauline passiert war, war der beste Beweis dafür. Seine Frau war so jung gewesen, hatte das ganze Leben noch vor sich gehabt. Und in einem einzigen Moment war ihr alles genommen worden.
Und dann war da Maddy. Gott sei Dank gab es ihren Bruder. Ohne ihn hätte sie ihre Kindheit vielleicht gar nicht überlebt. Er kannte ihre Familie. Sie war reich, gehörte zur gesellschaftlichen Elite. Und hatte die Tochter ohne Essen zurückgelassen.
Er ballte zornig die Fäuste. Dann war da noch ihr früherer Chef. Dieser Mann, der so rücksichtslos ein junges Mädchen ausgenutzt hatte, das sich nach Zuneigung sehnte.
Und deswegen war er jetzt hier auf dem Flohmarkt. Weil sie es verdiente, einmal zu lächeln, einmal glücklich zu sein. Er konnte sie nicht lieben, konnte ihr nicht all das geben, was sie eigentlich bekommen sollte.
Aber er konnte sie für ein paar Augenblicke glücklich machen.
Er bemerkte, wie ihre großen blauen Augen aufleuchteten, als sie auf dem Kanal die großen Boote voller Touristen sah.
„Möchtest du da mal mitfahren?“
Sie sah ihn an, und der Anblick ihres offenen süßen Gesichts versetzte ihm einen Stich.
„Das ist was für Touristen.“
Er zuckte die Schultern. „Genau betrachtet bin ich ein Tourist. Ich verbringe nicht viel Zeit in Mailand, und du – wie lange bist du jetzt hier? Drei Monate? Wir sind beide Touristen.“
Sie legte die Hand ans Kinn, als müsste sie nachdenken. „Stimmt eigentlich. Okay.“
„Ich musste dich nicht lange überzeugen“, sagte er, während er bezahlte und Maddy ins Boot half.
Sie lehnte sich an ihn. „Ich weiß. Ich wollte wirklich gerne einmal mit so einem Boot fahren.“
Er lachte leise. „Hab ich mir gedacht.“
Verrückt, so etwas zu tun, dachte Madeline, während das Boot über das ruhige Wasser des Kanals glitt. Aber es war auch romantisch. Lächelnd barg sie das Gesicht an Aleksejs Schulter. Es machte ihr auch nichts aus, dass noch zehn andere Passagiere im Boot waren. Sie registrierte sie kaum. Nicht, wo Aleksej ihr so nahe war.
Verschwommen erinnerte sie sich, dass Romantik eigentlich etwas Gefährliches war. Sie sollte vor ihr davonlaufen, so schnell sie konnte. Wo Romantik war, war meistens die Liebe nicht weit.
Die Geschichte mit William sollte ihr eine Lehre sein. Sie hatte keine Lust, so etwas noch einmal zu erleben.
Aber darum ging es jetzt ja gar nicht. Jetzt ging es nur um den Augenblick. Es ging darum, mit Aleksej zusammen zu sein. Ihre Verbindung war nicht für immer und ewig. Sie würde enden, wenn einer des anderen müde war. Und weil sie das wusste, würde es ihr später auch nicht das Herz brechen.
Bei dem Gedanken spürte sie einen kleinen Stich, aber sie achtete nicht darauf.
Es war allerdings nicht einfach, sich vorzustellen, dass sie einmal von Aleksej genug haben könnte. Er war so gut im Bett. Und er war so lieb. Noch niemand hatte sie je zu etwas wie diesem Flohmarkt hier mitgenommen.
Gage war gut zu ihr gewesen, aber er war damals noch so jung. Er schaffte es gerade, sie zu sich zu nehmen. Sich mehr um sie zu kümmern, daran dachte er gar nicht. Und sie war zu schüchtern gewesen, um mehr zu verlangen.
Mit William musste alles immer heimlich geschehen. Mit ihm war sie nie ausgegangen.
Also ist es völlig natürlich, dass ich Aleksej vermissen
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