Julia Extra Band 365
werde, wenn alles einmal zu Ende ist, dachte sie und unterdrückte einen Seufzer.
Das Boot legte wieder am Ausgangspunkt ihrer Fahrt an. Aleksej stieg aus und streckte Madeline von der Mauer aus die Hand hin. Sie ergriff sie, aber ihr Schuh rutschte von der glitschigen Steinkante ab. Sie schlug mit dem Knie auf und zerkratzte sich das andere Bein an den rauen Steinen, bevor sie ins Boot zurückfiel.
„Au“, stöhnte sie und versuchte aufzustehen.
Blitzschnell war Aleksej wieder im Boot und überschüttete den Touristenführer mit einem Schwall wütender italienischer Worte. Besorgt kniete er sich neben sie. „Bist du okay, Maddy?“
„Ich … autsch … ich bin okay. Ich meine, es tut weh, aber ich bin nicht tödlich verwundet.“
Er hob sie hoch. Mit einem kleinen Aufschrei klammerte sie sich an ihn, während er sich aufrichtete und sie an Land trug.
„Ich bin okay“, wiederholte sie nach einiger Zeit, als er sie immer noch nicht hinunterließ.
Er sah sie zweifelnd an, aber dann stellte er sie auf die Füße.
„Autsch“, sagte sie, als sie das angeschlagene Knie belastete.
„Du bist nicht okay“, stellte er fest.
„Es ist nichts gebrochen“, protestierte sie.
„Das weißt du doch gar nicht.“
Sie stieß genervt die Luft aus. „Ich bin mir ziemlich sicher. Schließlich habe ich keine wahnsinnigen Schmerzen.“
„Aber es tut weh, wenn du das Knie belastest“, widersprach er und stützte sie auf dem Weg durch die dicht gedrängte Menschenmenge.
„Gut, vielleicht habe ich eine saftige Prellung. Aber nichts Schlimmes.“
„Hier entlang.“ Er führte sie zu einem weniger belebten Teil des Platzes. „Setz dich.“ Er deutete auf eine der Bänke.
„Ja, Meister“, erwiderte sie, setzte sich aber brav hin. Ihr Knie tat wirklich weh. Und das andere Bein brannte furchtbar. Sie brauchte dringend eine Bandage.
„Maddy“, knurrte er.
„Tut mir leid. Aber ich bin doch nur gefallen und habe mir das Bein aufgeschürft.“
Er kniete vor ihr und schob vorsichtig die Jeans hoch. Sie hatte recht. Es war eine Prellung. Das Knie war geschwollen und zeigte bereits eine unschöne Verfärbung.
Sie berührte leicht die Schwellung und sagte sofort: „Au!“
„Dann fass es auch nicht an, Maddy“, befahl er.
Es war seltsam zu sehen, wie besorgt Aleksej war. Und sie erkannte jetzt, dass er auf Besorgnis mit Ärger reagierte. Genau so hatte er reagiert, als er sie oben auf der Leiter entdeckt hatte. Er war so wütend geworden … weil er sich Sorgen gemacht hatte. Sorgen um sie. Eine schockierende Entdeckung.
„Wie geht es deinem anderen Bein?“, fragte er.
Sie zuckte zusammen. „Es scheint zu bluten.“
„Lass uns in mein Apartment gehen.“
Es war gar nicht so weit bis dorthin, aber dank der Schwellung an ihrem Knie kam ihr der Weg endlos vor. Als sie angekommen waren, setzte Aleksej sie auf die Couch und ging den Verbandskasten holen.
„Du solltest die Jeans ausziehen“, meinte er, als er zurückkam.
Sie stand lachend auf und öffnete den Reißverschluss. Dann stieg sie vorsichtig aus der Hose.
Aleksej kauerte sich vor ihr nieder, legte sich ihr Bein auf den Schenkel und tastete behutsam ihr Knie ab.
„Glaubst du, du brauchst einen Stützverband?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich denke, es geht auch so.“
Langsam nahm er ihr Bein wieder herunter und legte das andere auf seinen Schenkel. Das Schienbein hatte eine böse Schürfwunde. Sie tat nicht so weh wie die Prellung, sah aber hässlicher aus.
Er nahm ein desinfizierendes Spray aus dem Kasten und sprühte die Wunde ein. Madeline zuckte zusammen, als das kalte Spray auf ihrer Wunde brannte, und Aleksej blickte auf. In seinen Augen konnte sie seine Besorgnis lesen.
Wann hatte sich jemand, außer ihrem Bruder, das letzte Mal um sie gekümmert?
Sie schluckte hart und versuchte den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken. Versuchte, die brennenden Tränen zu ignorieren, die ihr in die Augen stiegen. Was stimmte nicht mit ihr? Sie wollte keine emotionale Bindung, am allerwenigsten mit Aleksej.
Er liebte doch immer noch seine Frau und trug ihre Kette mit sich herum.
Und sie – sie glaubte nicht an die Liebe. Gewiss, Gage war gut zu ihr gewesen. Aber sie hatte immer Angst gehabt, dass er das alles nur aus Pflichtbewusstsein tat.
Sie holte tief Luft und versuchte, nicht zu weinen. „Ich bin wirklich … ich danke dir“, sagte sie, stand mit etwas wackeligen Beinen auf und hob ihre Jeans vom Boden auf. Langsam, um nicht am
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