Julia Extra Band 366
zerstören.
Nachdem er aufgelegt hatte, tauchte Hannah am Horizont auf. Sie strich den Stoff ihres Cocktailkleids glatt und lächelte entschuldigend. „Es tut mir leid.“
Er blickte ernst. „Sie sind immer noch krank.“
„Ich habe weder etwas getrunken noch gegessen und bin lediglich unterzuckert.“
Makin sagte dem Fahrer etwas auf Arabisch, und dieser ging zum Kofferraum und nahm zwei Wasserflaschen aus dem kleinen eingebauten Kühlschrank.
„Vielen Dank“, sagte sie zum Fahrer und nahm die kalte Flasche.
Mit zitternden Händen trank sie ein paar Schlucke. Makin entging weder das Zittern noch die dunklen Ringe unter ihren Augen. Sie brauchte unbedingt Ruhe.
Und keine schlechten Nachrichten.
Hannah würde alles noch früh genug erfahren, also konnte er sie für den Moment verschonen. Es gab sowieso nichts, was einer von ihnen hätte tun können.
Er würde es ihr erzählen, nachdem sie im Palast angekommen waren.
„Sind Sie bereit?“, fragte er und deutete zum Wagen.
4. KAPITEL
Emmeline drehte die kalte Wasserflasche in den Händen und tat so, als würde sie die Landschaft bewundern. Dabei versuchte sie nur, Makins Blick auszuweichen.
Seit dem Zwischenstopp wirkte er noch gereizter.
Offenbar hatte er telefoniert, denn sie hatte das Klingeln des Handys gehört. Und ihr sechster Sinn sagte ihr, dass es in dem Gespräch um sie gegangen war.
Vielleicht litt sie an Verfolgungswahn, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass ihm irgendetwas an ihr aufgefallen war.
Hatte er herausgefunden, dass sie nicht Hannah Smith war?
Plötzlich sah sie am Horizont einen grünen Fleck auftauchen, der sich beim Näherkommen als eine blühende Oase mit einem Dorf aus roten Lehmziegeln erwies.
Der Fahrer bog in eine Straße ein, die von hohen Dattelpalmen gesäumt war.
Als sich der Wagen einem großen Tor näherte, öffnete sich dieses geräuschlos. Dann fuhr die Limousine in das von Mauern umgebene Dorf ein.
„Zu Hause“, sagte Makin zufrieden, als sie eine Allee aus Palmen passierten, deren Palmwedel sich vor dem leuchtend blauen Himmel abzeichneten.
Ein Tor nach dem anderen öffnete sich, bis Emmeline die Palastanlage entdeckte. Das Auto fuhr näher heran und sie erkannte, dass der Gebäudekomplex aus einer ganzen Reihe von wunderschönen Häusern bestand, die durch Innenhöfe und Gärten miteinander verbunden waren. Einige waren mit spitzen Türmen, andere mit Kuppeln verziert, alle mit purpurfarbener Bougainvillea bewachsen.
Der Wagen hielt vor dem größten, drei Stockwerke hohen Gebäude. Die goldene Eingangstür war mit einem fein gearbeiteten Muster verziert, und links und rechts davon standen Säulen, die mit goldener, blauer und weißer Farbe dekoriert waren.
Angestellte in blütenweißen Hosen und Jacken standen vor dem Eingang Spalier und verbeugten sich tief, als Scheich Al-Koury aus dem Wagen stieg.
Makin blieb an der Schwelle der Tür stehen und wartete auf Emmeline. Gemeinsam betraten sie das Haus und ließen das gleißende Sonnenlicht und die sengende Hitze hinter sich.
Das luftige Foyer war von einer Kuppel aus blauen und goldenen Mosaiksteinen überdacht, und die cremefarbenen Wände zierten kunstvolle goldene Muster. „Wunderschön“, entfuhr es Emmeline.
Der Scheich blickte verwundert.
Ihr fiel ein, dass sie ja die Rolle der Hannah spielte und den Palast somit gut hätte kennen müssen. „Ich meine natürlich die angenehme Frische“, erklärte sie errötend.
Einen Moment lang sah er sie fragend an, dann nickte er. „Ich geleite Sie zu Ihrem Zimmer.“
Sie durchquerten das Foyer und betraten einen schmalen Gang. Sonnenlicht ergoss sich durch hohe Fenster. An den elfenbeinfarbenen Wänden befanden sich prächtige Mosaiken, und große Kupferlampen hingen von der hohen Decke.
Als sie einen Rundbogen passierten, tat sich vor ihnen ein rosenbewachsener Laubengang auf. Die Rosen standen in voller Blüte und ihr betörender Duft erinnerte Emmeline an den Garten ihrer Eltern in Brabant. Schmerzlich fiel ihr ein, dass sie ihn vielleicht niemals wiedersehen würde. Wenn ihre Eltern herausfanden, dass sie König Patek nicht heiraten konnte, würden sie sie mit Verachtung strafen und ihr die strengsten Vorhaltungen machen.
Derweil war Makin vor einer herrlichen Mahagonitür stehen geblieben.
Hannahs Zimmer dachte sie und öffnete die Tür zu einem geräumigen Apartment. Das elegante Wohnzimmer verfügte über eine hohe Decke, die Wände waren in einem blassen Goldton und die Möbel
Weitere Kostenlose Bücher