Julia Extra Band 366
allesamt in Schattierungen von Gold, Rot und Elfenbein gehalten. Hinter dem Wohnzimmer erspähte Emmeline ein Schlafzimmer und sogar eine kleine Teeküche.
„Der Koch hat Ihr Lieblingsbrot gebacken“, sagte Makin und nickte zu einem mit Stoff bedeckten Laib auf der Küchenanrichte. „Im Kühlschrank stehen Milch und Joghurt. Versprechen Sie mir, dass Sie sofort etwas essen.“
Sie nickte. „Versprochen.“
„Gut.“ Er blieb leicht befangen im Eingang stehen. „Ich muss Ihnen etwas erzählen. Wollen wir uns setzen?“
Emmeline ging zur hellen Couch und rückte einige bestickte Seidenkissen zur Seite, um Platz zu nehmen. Makin folgte ihr, blieb allerdings vor dem Sofa stehen, die Arme vor der breiten Brust verschränkt.
„Es gab einen Unfall“, sagte er. „Letzte Nacht auf dem Weg zum Flughafen. Alejandro hat die Kontrolle über sein Auto verloren und ist gegen einen Baum gerast. Penelope war sofort tot, Alejandro liegt im Krankenhaus.“
Mit dieser Nachricht hatte Emmeline nicht gerechnet. Fassungslos öffnete sie den Mund, brachte aber keinen Ton heraus.
„Er wird seit mehreren Stunden operiert“, fuhr er fort. „Er hat innere Blutungen, sein Zustand ist sehr kritisch.“
Emmeline presste eine Hand auf die Brust.
Penelope war tot. Alejandro schwebte in Lebensgefahr.
Tränen brannten in ihren Augen, und sie starrte durch die Glastür in den Garten.
„Ist Alejandro … gefahren?“ Endlich hatte sie die Sprache wiedergefunden.
„Ja. Penelope wurde beim Aufprall aus dem Wagen geschleudert.“
Sie schloss die Augen und sah die Szene im Kopf vor sich. Sie verspürte großes Mitleid mit Penelope. Das Mädchen war noch so jung gewesen.
Eine heiße Träne lief Emmeline über die Wange. Mit einer ruckartigen Bewegung wischte sie sie weg. Sie war wütend: Alejandro ruinierte das Leben jeder Frau.
„Es tut mir leid“, sagte Makin. „Ich weiß, dass Sie in ihn verliebt waren …“
„Bitte.“ Sie hob abwehrend die Hand. „Nicht jetzt.“
Völlig unerwartet kniete sich Makin vor ihr hin, nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und zwang sie, ihn anzusehen. „Ich weiß, was für eine schwere Zeit Sie durchmachen. Aber Sie werden darüber hinwegkommen.“
Dann fuhr er mit dem Daumen über ihre Wange und wischte eine Träne weg. Die Berührung war so zart, dass sie Emmeline beinahe das Herz brach.
Seit Jahren war sie nicht so berührt worden. Und schon gar nicht von einem Mann. „Danke.“
Makin erhob sich. „Sie werden darüber hinwegkommen.“
„Ja“, seufzte sie und wischte sich über die Augen. „Ich werde mich jetzt duschen und dann mit der Arbeit beginnen.“ Sie stand auf und machte ein paar Schritte.
„Ich denke, dass Sie heute nicht mehr arbeiten sollten.“
„Aber es müssen Hunderte von Briefen und E-Mails eingegangen sein …“
„Das hat Zeit“, sagte er mit Nachdruck. „Ich möchte, dass Sie sich den Rest des Tages freinehmen. Ruhen Sie sich aus, damit Sie so bald wie möglich wieder arbeiten können. Im Moment sind Sie viel zu durcheinander.“
„Es tut mir leid, dass ich Ihnen Schwierigkeiten bereite.“ Röte zeigte sich auf ihrem Gesicht.
Er zuckte nur die breiten Schulter. „Ruhen Sie sich aus.“ Damit ließ er sie allein.
Sobald sich die Tür schloss, dachte Emmeline an Hannah.
Das Apartment, das Essen, die Kleider … das alles gehörte nicht ihr, sondern Hannah. Sie musste unverzüglich Kontakt mit Hannah aufnehmen. Gestern hatte sie es mehrmals auf ihrem Handy versucht, aber nur die Mailbox erreicht. Hannah hatte ihr eine SMS geschickt und gefragt, wann sie nach Raguva käme. Aber das war unmöglich.
Schnell nahm Emmeline das Handy aus der Tasche und wählte Hannahs Nummer. Inständig betete sie, dass diese abnehmen würde.
Nach mehrmaligem Klingeln ertönte Hannahs Stimme. „Hallo?“
Emmeline zog ein rot besticktes Kissen an die Brust. „Ich bin es.“
„Alles in Ordnung?“
„I…ich weiß noch nicht.“
„Wann kommst du?“
„I…ich weiß noch nicht.“ Übelkeit stieg in Emmeline auf. Sie kannte die Antwort nur zu gut. Sie war Tausende von Meilen von Raguva entfernt, in der siebten Woche schwanger, und der Vater ihres Kindes wurde in Miami seit Stunden operiert. Unter gar keinen Umständen würde sie nach Raguva fliegen können. „Ich bin in Kadar“, brachte sie endlich heraus.
„Im Heimatland von Scheich Al-Koury? Was machst du dort?“, fragte Hannah ungläubig.
„Er hält mich für dich.“
„Dann klär ihn
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