Julia Extra Band 366
auf.“
„Das kann ich nicht.“
„Warum nicht? „
Emmeline hatte den Eindruck, kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen. Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen, und sie hatte gehofft, alles zum Guten wenden zu können. Stattdessen schlitterte sie von einer Katastrophe in die nächste. „Es würde alles zerstören.“
„Viel mehr kannst du gar nicht zerstören“, schrie Hannah ins Telefon. „Du machst dir keine Vorstellung, was passiert ist …“
„Es tut mir leid. Mir ist alles außer Kontrolle geraten.“
„Du denkst wirklich, dass es immer nur um dein Leben geht, oder?“
„Nein, ganz bestimmt nicht.“
„Aber du hast mich an deiner Stelle hergeschickt, obwohl du nie die Absicht hattest, sofort nachzukommen. Du hast mich benutzt. Was meinst du wohl, wie ich mir hier vorkomme? Eine Gefangene, die so tut, als …“ Dann wurde abrupt aufgelegt.
Emmeline starrte auf das Handy. Was hatte sie erwartet? Sie hatte Hannahs Leben ruiniert.
Nachdem er Hannahs Apartment verlassen hatte, hatte Makin seine Mitarbeiter zu sich gerufen, um sich über die neuesten Geschäftsentwicklungen unterrichten zu lassen. Danach hatte er sie wieder weggeschickt.
Er konnte sich nicht auf die Geschäfte konzentrieren, denn seine Gedanken kreisten um Hannah.
Es war ihm unerwartet schwergefallen, ihr die schlimme Neuigkeit zu überbringen. Dabei hatte er vorher nie den Eindruck gehabt, Hannah vor irgendetwas schützen zu müssen.
Vielleicht lag es daran, dass sie sich nicht wohlfühlte.
Vielleicht lag es aber auch daran, dass er sie ganz anders wahrnahm.
Nämlich als äußerst attraktive Frau. Und das war ein Problem.
Entschlossen stand er vom Schreibtisch auf, verließ das Büro und schickte nach seinem Sicherheitschef, der mit ihm die Vorsichtsmaßnahmen für die Konferenz durchgehen wollte.
Mitten im Gespräch klingelte das Handy. Alejandro war in die Intensivstation verlegt worden. Die Operation hatte er zwar überstanden, aber die Prognosen waren nicht sonderlich gut.
Nach dem Telefonat betrat er mit seinem Sicherheitschef den Innenhof des Palasts. „Welche Familien werden in diesem Haus untergebracht?“, fragte er, um sich wieder auf seine eigenen Probleme und die bevorstehende Konferenz zu konzentrieren.
„Sultan Malek Nuri und sein Bruder Scheich Kalen Nuri mitsamt ihren Ehefrauen.“
„Und im rechten Gebäude?“
„Die westlichen Würdenträger.“
Makin nickte. „Gut.“ Er war erleichtert, dass nicht nur alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren, sondern auch seine geliebte Kasbah makellos aussah.
Der Palast war Hunderte von Jahren alt und wurde seit Generationen liebevoll instandgehalten. Seine Farben spiegelten die Farben der Wüste wider – das Rosa des Sonnenaufgangs, das Rot der majestätischen Gebirgszüge, das Blau des Himmels und das Gold des Sandes.
Hier war der Ort, an dem er am besten arbeiten konnte. Aus diesem Grund hatte er Madeline nie hergebracht. Raha stand für die Reinheit der Gedanken, nicht für Verlangen oder gar Lust. Solche Gefühle gehörten nicht hierher, aber seit heute konnte er nicht mehr an die Arbeit denken, sondern nur noch an sinnliche Freuden.
Hannah.
Allein ihr Name weckte Begehrlichkeiten in ihm.
Deshalb musste eine Entscheidung getroffen werden.
Sie musste sofort von hier verschwinden. Der Zeitpunkt war alles andere als perfekt, aber es stand für ihn einfach zu viel auf dem Spiel.
5. KAPITEL
Nach dem beunruhigenden Telefonat mit Hannah duschte Emmeline und zog den Morgenmantel an, der im Bad hing.
Neugierig sah sie sich in Hannahs Kleiderschrank um. Die Sekretärin schien praktische Kleidung zu bevorzugen. Elegant-konservativ – perfekt für die Arbeit. Doch in einem kleinen Paket entdeckte Emmeline ein offenbar ungetragenes orangefarbenes Cocktailkleid.
Sie legte sich aufs Bett und schloss für einen Moment die Augen – und schlief sofort ein. Stunden später, die Sonne wollte gerade untergehen, klopfte es an der Tür.
Schnell sprang sie auf und öffnete. Ein Angestellter mit einem Servierwagen stand vor ihr.
„Guten Abend, Miss Smith“, grüßte er. „Seine Hoheit sagte, Sie würden heute hier essen.“
Emmeline bat den Mann herein und sah zu, wie er im Garten einen Tisch neben dem kleinen Swimmingpool deckte: weiße Tischdecke, Silberbesteck, Kerzen und Blumen.
Mit einem höflichen Nicken verabschiedete sich der Mann, und Emmeline trat an den Tisch. Er war für zwei Personen gedeckt.
Sie würde nicht allein
Weitere Kostenlose Bücher