Julia Extra Band 366
war ihr Lächeln wieder da. Er küsste sie.
Nach dem Kuss fühlte sie sich herrlich, im Sturm erobert und atemlos. Sie nahm seine Hand und führte Santiago zur Geheimtür und zu ihrer ganz privaten Treppe ins Paradies.
12. KAPITEL
„Gianni und Miranda. Es ist die Hochzeit eines Verwandten. Hast du mir überhaupt zugehört, Santiago?“
Mit zusammengekniffenen Augen blickte er Lucy an, die ihre Aufmerksamkeit dem Hund schenkte, der sich zu ihren Füßen niedergeworfen hatte. „Der Hund hat hier drin nichts zu suchen. Aber du gibst ihm das nicht zu verstehen.“
Sie streichelte ihn. „Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden.“
„Regeln sind dazu da, damit alles reibungslos funktioniert.“ Als sie aufblickte und ihn anlächelte, vergaß Santiago für einen Moment zu atmen. Die Sonne, die durchs Fenster schien, hob die hellen Strähnchen in ihrem prächtigen blonden Haar hervor. Lucy war die schönste, begehrenswerteste Frau, die er jemals gesehen hatte. „Und du fliegst heute Morgen?“
Die ganze letzte Woche war er überzeugt gewesen, dass Lucy ihm etwas verheimlichte. War es diese Reise gewesen? Und wenn ja, warum?
Santiago runzelte die Stirn. Er war ohnehin schon nicht bester Laune, weil Lucy die vergangene Nacht nicht in seinem Bett, sondern auf der Finca verbracht hatte. Dass sie jetzt mit der Überraschung ankam, verbesserte seine Laune nicht gerade. Immerhin ahnte er nun, warum sie nicht bei ihm hatte übernachten wollen: Wahrscheinlich hatte sie für die Reise ihre Sachen gepackt. Eine Reise, die sie mit keinem einzigen Wort erwähnt hatte, bis sie kurz bevorgestanden hatte. Sein Argwohn wuchs.
„Ich bin am Freitag zurück, rechtzeitig vor dem großen Tag.“
„Was für ein großer Tag?“
„Am Montag kommt Harriets Gips ab, und das wollen wir feiern.“ Danach hatte Lucy keinen Grund, noch länger zu bleiben.
Sie versuchte, nicht ständig daran zu denken. Warum sollte sie sich die Laune verderben? Seit jenem Tag vor einigen Wochen war von „die Situation noch einmal besprechen“ keine Rede mehr gewesen. Bevor Ramon abgereist war, hatte er ausgeplaudert, dass Santiago alle seine Beziehungen mit einem Geschenk beendete. Umschrieb er mit diesem Satz, dass er mit ihr Schluss machen und ihr ein teures Schmuckstück kaufen würde? Wenn ja, würde sie es ihm vor die Füße werfen.
„So bald schon?“
Lucy konnte ihn nicht verlassen.
Einerseits ärgerte Santiago sich, weil er dazu gedrängt wurde, sich seinen Gefühlen zu stellen. Andererseits war er froh, dass er es jetzt tun musste. In den vergangenen Wochen war er der Zukunftsfrage ausgewichen. Eine Zukunft, in der eine Frau an seiner Seite vorkam, hatte er sich nie ausgemalt. Doch wenn er jetzt an die Zukunft dachte, kam immer Lucy darin vor.
So bald schon. Lucy hatte ähnlich reagiert, als sie auf den Kalender an der Wand geblickt und den eingekreisten Tag gesehen hatte.
„Es ist fast zwei Monate her.“
Zwei Monate, in denen er eingeschlafen war, während er sie in den Armen gehalten hatte, jeden Tag und jeden Abend ihre Stimme gehört hatte. Der Gedanke daran, nicht mehr … Santiago holte tief Luft. Alles in ihm sträubte sich dagegen.
Auf ihre Worte folgte ein langes Schweigen. Was hast du erwartet, Lucy? Dass er plötzlich erkennt, ohne dich nicht leben zu können? Dass er dich bittet, bei ihm zu bleiben?
Für ihn war es immer nur um Sex gegangen. Für sie hatte es auch so angefangen, aber sie hätte geschworen, dass es im Lauf der letzten Wochen anders geworden war. Was Santiago jedoch nicht gelten ließ, während sie sich dummerweise erlaubt hatte, zu träumen und zu hoffen.
„Ich sollte wirklich los“, sagte Lucy schließlich.
„Du bist am Freitag zurück?“, wiederholte Santiago. Dann habe ich zwei Tage Zeit, um mit mir ins Reine zu kommen, dachte er. Zwei verdammte Tage ohne Lucy.
Sie nickte.
„Zwei Tage, das lohnt sich doch kaum.“
Fassungslos blickte Lucy ihn an. Das von dem Mann, der in der vergangenen Woche nach Australien gejettet und nach einem zweistündigen Meeting den ganzen Weg zurückgeflogen war. Weil er in der Woche einen vollen Terminkalender hatte.
Sein voller Terminkalender hatte ihn allerdings nicht davon abgehalten, bis auf eine alle Nächte mit ihr zu verbringen. Und müde war er auch nicht gewesen. Bei der Erinnerung an den Nachmittag, an dem Santiago zurückgekehrt war, wurde ihr noch immer ganz heiß.
Auf ihren Besen gestützt, hatte Lucy damals auf der Finca im Stall gestanden und
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