Julia Extra Band 366
ein Lächeln auf und bedankte sich für das Essen.
Dieser Kuss , dachte er, dieser Kuss .
Es war halb drei Uhr morgens, und Makin lag wach, weil seine Gedanken um das Erlebnis mit Hannah kreisten. Schließlich gab er die Hoffnung auf Schlaf ganz auf und stieg aus dem Bett.
Er war wütend über sich selbst, weil er die Beherrschung verloren hatte.
Wie bei diesem Kuss hatte er noch nie empfunden, ja, er hatte vorher nicht geglaubt, überhaupt jemals so empfinden zu können. Sie in seinen Armen zu halten, ihren Geschmack zu kosten, war betörend gewesen.
Er hatte etwas gefühlt .
Plötzlich wollte er sie nicht mehr fortschicken, sondern hierbehalten. Nicht als seine Assistentin, sondern als seine Geliebte.
Dabei füllte Madeline diese Rolle aus. Und bis heute hatte sie ihm genügt.
Warum führte Hannah ihn in Versuchung? Reichte ihm Madeline nicht mehr?
Mit einem Mal war ihm unglaublich heiß, er verließ das Zimmer und trat auf den Balkon. Im Mondlicht schimmerte der Garten zu seinen Füßen silbrig-weiß. Ihm war schmerzlich bewusst, dass er sich zu Hannah wesentlich stärker hingezogen fühlte als zu Madeline.
Bislang hatte er sich Frauen ausgesucht, die unterkühlt, ruhig und beherrscht waren. Doch Hannah war das genaue Gegenteil davon.
Er durfte das nicht zulassen Noch nie hatte er eine Frau begehrt, die Feuer und Leidenschaft versprühte. Dafür dachte er viel zu praktisch. Er wollte angenehme Abende in netter Gesellschaft verbringen, mehr nicht. Hielt er sich in Nadir auf, traf er sich an zwei, drei Abenden die Woche mit Madeline. Falls ihr die gemeinsame Zeit nicht reichte, so ließ sie es sich nicht anmerken. Stets empfing sie ihn mit einem Lächeln. Sie aßen zusammen, unterhielten sich und hatten Sex. Danach fuhr er nach Hause; über Nacht war er noch nie geblieben. Das reichte ihm, das reichte ihr.
Was für eine Geliebte würde Hannah abgeben? Er stellte sich vor, er würde ihr ein hübsches Haus mit Blick auf die königlichen Gärten einrichten; er würde den ganzen Tag arbeiten und abends zu ihr kommen; sie würde ihm die Tür öffnen, in einem hauchdünnen orangefarbenen Kleid oder in einem langen schwarzen Samtkleid, das bis oben geschlitzt war. Der Gedanke erregte ihn.
Auf das Abendessen und die Unterhaltung würden sie verzichten. Er würde nur sie wollen. Sofort. Er würde ihr gleich in der Eingangshalle unter das Kleid fassen und ihre samtweiche heiße Weiblichkeit berühren, bis sie laut stöhnte.
Dann würde er sie ins Schlafzimmer tragen und aufs Bett legen. Sie würde die Schenkel für ihn spreizen, ihre Brüste würden sich heben und senken, während er in sie eindrang und sie ausfüllte, bis sie seinen Namen herausschrie.
Makins Körper pochte vor Verlangen. Als er sich umdrehte, starrte er auf das große Bett in seinem Schlafzimmer und wünschte sich, Hannah würde dort auf ihn warten. Er wollte sie so sehr, brauchte sie so sehr.
Was für ein Wahnsinn!
Deshalb musste er sie unbedingt fortschicken. Er durfte sich nicht emotional von einer Frau abhängig machen und dabei sein großes Ziel aus den Augen verlieren. In seinen Zukunftsplänen war kein Platz für schlaflose Nächte und erotische Träume.
Zum Glück wäre Hannah am nächsten Morgen fort.
Die Sonne schien durch das Bürofenster direkt auf den Computerbildschirm. Makins Augen brannten.
Er fühlte sich miserabel.
Die Nacht war kurz gewesen. Er hatte sich erst vor wenigen Stunden wieder hingelegt und sehr schlecht geschlafen. Jetzt war es sieben Uhr morgens, und er trank eine Tasse Kaffee nach der anderen, in der Hoffnung, endlich klar zu werden und seine Schuldgefühle abzuschütteln.
Gestern Abend hatte er Hannah schlecht behandelt, und er war noch immer wütend auf sich selbst. Niemals hätte er sich zu dem Kuss hinreißen lassen dürfen.
Später wollte er sich bei ihr entschuldigen, bevor er sie in den Wagen setzte, der sie zum Flughafen bringen würde. Danach würde er nie wieder an den Abend zurückdenken.
Nach dem Frühstück wäre Hannah verschwunden, am Nachmittag würden die Gäste eintreffen, und er konnte sich wieder seinen Aufgaben widmen.
Während er auf eine frische Kanne Kaffee wartete, ging er im Internet die Schlagzeilen der internationalen Presse durch. Auf der Seite der New York Times fand er eine Nachricht zu Alejandros Unfall.
Neugierig klickte Makin auf den Link, um zu erfahren, ob sich der Zustand des Argentiniers verändert hatte, doch der Artikel enthielt keine Neuigkeiten.
Dann
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