Julia Extra Band 366
betrachtete er die Fotos, die neben dem Artikel abgebildet waren. Auf dem ersten war Alejandro auf seinem Pferd zu sehen, das zweite zeigte ihn zusammen mit seiner Polomannschaft. Auf dem dritten sah man ihn mit Prinzessin Emmeline von Brabant ins Gespräch vertieft.
Dieses Foto erregte Makins Aufmerksamkeit. Es war erst vor einer Woche in Palm Beach bei dem Turnier, das Hannah organisiert hatte, geschossen worden.
Es war kein besonders schmeichelhaftes Foto, und weder Alejandro noch Emmeline schienen bemerkt zu haben, dass ihnen ein Paparazzo aufgelauert hatte. Alejandro sah wütend aus, und die Prinzessin kämpfte offenbar mit Tränen. Es brauchte nicht viel Fantasie, um zu erraten, worum es in dem Streit ging. Wahrscheinlich hatte sie herausgefunden, dass es in seinem Leben andere Frauen gab.
Er klickte aufs Foto, um es zu vergrößern und die Prinzessin genauer zu betrachten.
Sie wirkte so vertraut, als würde er sie gut kennen. Wie konnte das sein? Er hatte sie nur ein einziges Mal getroffen, und das war Jahre her.
Aufmerksam betrachtete er sie, angezogen von ihren Augen, ihrem Gesichtsausdruck.
Er kannte diesen Ausdruck, kannte diese Augen.
Unbehagen stieg in ihm auf.
Noch einmal studierte er die Haltung ihres Kopfes, den Schwung ihrer Lippen.
Plötzlich wurde ihm klar, dass es das Gesicht war, das er die ganze Nacht vor sich gesehen hatte.
Das Gesicht von Hannah.
Er hielt den Atem an und öffnete einen Ordner auf seinem Computer. Dann suchte er ein Foto von Hannah, das letztes Jahr bei einem Geschäftsessen in Tokio aufgenommen worden war. Damals hatte sie einen Kimono geschenkt bekommen, und sie hielt den Kopf ähnlich wie Prinzessin Emmeline auf dem Paparazzo-Foto.
Nachdem er auch das Foto von Hannah vergrößert hatte, legte er es neben demjenigen der Prinzessin auf dem Desktop ab.
Die Ähnlichkeit war unheimlich, das Profil nahezu identisch. Das Kinn, die Nase, die Augenbrauen. Selbst die Augenfarbe war gleich. Wenn man die Haarfarbe austauschte, konnte man sie tatsächlich problemlos verwechseln.
Waren sie sich vielleicht bei dem Turnier in Palm Beach begegnet?
Konnte es sein, dass Hannah und Emmeline …?
Nein, das konnte nicht sein. Ein Rollentausch kam vielleicht in einem Hollywoodfilm vor, nicht aber im echten Leben.
Als er die beiden Fotos ein zweites Mal verglich, war er sich nicht mehr so sicher.
Wenn man die Haarfarbe änderte und die Kleider tauschte, dann konnte Emmeline durchaus als Hannah durchgehen. Normalerweise ließ sich Makin nicht so leicht aus der Fassung bringen, aber jetzt war er geschockt.
Warum war es ihm vorher nicht aufgefallen? Die Frau, die bei ihm war, war nicht Hannah. Sie war Emmeline d’Arcy, Prinzessin von Brabant und Verlobte von König Patek von Raguva.
Er hatte also nicht Hannah, sondern Prinzessin Emmeline geküsst.
Nicht Hannah hatte ihm eine schlaflose Nacht voller erotischer Fantasien bereitet, sondern Emmeline.
Unfassbar.
Er trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch.
Ganz gleich, was für ein Spiel sie mit ihm trieb, er würde es herausfinden.
Er ließ die Faust auf den Tisch sausen und stand auf. Zeit, dass er der Prinzessin einen Besuch abstattete.
7. KAPITEL
Als es an der Tür klopfte, stand Emmeline auf und öffnete, weil sie das Frühstück erwartete. Vor ihr stand niemand vom Küchenpersonal, sondern Makin Al-Koury, der in schwarzer Hose und Hemd so elegant wie unwiderstehlich aussah.
Vermutlich kam er gerade aus der Dusche, denn sein dunkles Haar glänzte feucht. Auch hatte er sich augenscheinlich frisch rasiert, denn die Haut an seinem Kinn war glatt und ein Hauch seines herben Aftershaves lag in der Luft. Sofort ging ihr Puls schneller.
„Sie sind früh auf“, sagte sie.
„Wir fangen eigentlich schon um halb acht mit der Arbeit an“, gab er zurück. „Sie haben wohl verschlafen.“
Sein unterkühltes Lächeln verursachte ihr Unbehagen. Trotzdem zwang sie sich, ihm in die Augen zu sehen.
Gestern Abend, im Kerzenschein, hatte sein Kuss sie verzaubert, aber im hellen Tageslicht erkannte sie, dass sie einen unverzeihlichen Fehler begangen hatte. Scheich Al-Koury war zu stark und mächtig.
„Kein Wunder, dass Sie mich fortschicken wollen: Ich bin einfach träge geworden“, antwortete sie mit gezwungenem Lächeln. Hoffentlich ließ er sich von ihrem vorgetäuschten Mut blenden.
„Kann ja mal vorkommen.“ Er lächelte sie an. „Wie geht es Ihnen heute?“
„Besser.“
„Das freut mich.“ Er sah sie mit
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