Julia Extra Band 366
hatte.
Eine Tragödie. Aber immerhin kannte sie jetzt die wahre Geschichte.
„Ich wünschte, du hättest es auf andere Art erfahren“, sagte Makin und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber immerhin gibt es jetzt keine Geheimnisse mehr.“
„Wenn sie mich nicht bekommen hätte, würde sie noch leben.“
„Wenn ihre Eltern sie nicht fortgeschickt hätten, hätte sie es überlebt.“
„Glaubst du wirklich?“
„Ja.“
Nervös rieb sie sich über die Arme. „Und jetzt stehe ich hier, fünfundzwanzig Jahre später, und bin ebenfalls unverheiratet und schwanger.“
„Ja, aber ich werde dich heiraten und freue mich schon darauf, eine Familie mit dir zu gründen.“ Er lächelte sie an. „Deine erfrischende Art bekommt mir gut.“
„Und du gibst mir Selbstvertrauen. Durch dich habe ich Mut und Kraft gewonnen.“
„Du hast deine Stärke nur noch nie wahrgenommen.“ Er trat zu ihr hin, nahm ihre Hände und küsste sie zärtlich, bevor sein Mund erneut ihre Lippen fand.
Sie hatten sich schon eine Weile geküsst, als die Tür geöffnet wurde und ein Räuspern erklang.
Makin hob den Kopf, und Emmeline errötete, als sie den König erkannte, der einen Kleidersack auf dem Arm trug. „Ich kann später wiederkommen“, murmelte er.
„Komm bitte herein, Vater.“
„Ich bringe dir das Debütantinnenkleid von Jacqueline. Meine Mutter hat es aufbewahrt, und ich dachte, du würdest es vielleicht zur Hochzeit tragen wollen.“
„Liebend gern.“ Emmeline ging zu ihrem Vater und nahm ihm das Kleid ab. „Du hättest ein Dienstmädchen schicken können.“
„Ich wollte gern selbst vorbeikommen und sehen, wie es dir geht.“
„Ich lasse euch beide lieber allein“, sagte Makin und verließ das Zimmer, nachdem er Emmeline einen zärtlichen Abschiedskuss gegeben hatte.
William stand unschlüssig im Zimmer. „Ich komme ungelegen.“
„Ich bin froh, dass du hier bist. Es gibt so viel, das ich dich fragen möchte.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Er zögerte. „Ich weiß, dass das, was meine Eltern meiner Schwester angetan haben, grausam klingt. Aber sie sind in einer Zeit aufgewachsen, als ungewollte Schwangerschaften verheimlicht wurden. Um Jacqueline zu schützen, hielten sie es für das Beste, sie fortzuschicken. Meine Eltern rechneten nicht damit, dass ihre Tochter sterben würde, und sind nie über ihren Tod hinweggekommen. Nach der Beerdigung ist Vater in ein anderes Schloss gezogen, und Mutter blieb hier, um in deiner Nähe sein zu können.“
„Großmutter hat sich um mich gekümmert?“, fragte Emmeline.
„Oh, ja. Sie wollte jede Stunde des Tages mit dir verbringen. Claire und sie haben deinetwegen oft gestritten.“ Er lächelte gequält. „Wir haben alles falsch gemacht, und es tut mir furchtbar leid. Wir hätten dir von Anfang an die Wahrheit sagen sollen.“
Emmeline nickte. Jetzt war eigentlich der Zeitpunkt gekommen, ihm zu beichten, dass Makin nicht der Vater ihres Babys war, sondern der verstorbene Alejandro Ibanez. Makin hatte leidglich aus einem falsch verstandenen Pflichtgefühl heraus um ihre Hand angehalten.
Und ihr Vater würde ihr sicherlich erlauben, die Verlobung zu lösen, sobald er die Wahrheit erfahren hatte.
Doch bevor sie die richtigen Worte gefunden hatte, nahm König William ihre Hand und hielt sie an seine Wange. „Du weißt gar nicht, wie froh ich für dich bin. Du hast das Glück gefunden, das deiner Mutter versagt geblieben ist. Du darfst den Mann heiraten, den du liebst … und ein ganz normales Leben führen.“
Als sie die Gefühle sah, die sich im Gesicht ihres Vaters abzeichneten – Schmerz, Erleichterung, Hoffnung – schluckte sie das Geständnis herunter. „Als Angehörige der königlichen Familie ist es gar nicht so leicht, ein normales Leben zu führen, nicht wahr?“, sagte sie stattdessen.
„Das stimmt. Vor allem, wenn man so schön ist wie du.“ Er küsste sie auf den Kopf. „Ich bin froh, dass du Makin hast. Er ist ein Mann, der zu seinem Wort steht, und heiratet dich aus den richtigen Gründen. Jetzt ruh dich aus. Gute Nacht, mein Kind.“
13. KAPITEL
Makin stand vor dem Altar und schaute zu, wie Emmeline am Arm ihres Vaters durch die kleine Schlosskapelle schritt. König William trug die königliche Uniform, seine Haltung war aufrecht und stolz.
Doch Makins Aufmerksamkeit galt allein Emmeline. In dem weißen Debütantinnenkleid ihrer Mutter und mit der Tiara auf dem goldenen Haar sah sie aus wie eine Prinzessin aus dem
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