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Julia Extra Band 366

Julia Extra Band 366

Titel: Julia Extra Band 366 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter , Kim Lawrence , Caitlin Crews , Leah Ashton
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Bilderbuch.
    Das halterlose, herzförmige Oberteil umschmeichelte ihre festen Brüste, bevor es sich zur schmalen Taille hin verjüngte. Der weit schwingende Rock war mit Seidenrosen verziert, die zum Saum hin üppiger wurden, und das Licht spielte auf dem glänzenden Stoff. Sie hätte für ihren Hochzeitstag kein schöneres Kleid wählen können.
    Emmeline nahm die Einzelheiten der kurzen Hochzeitszeremonie wie durch einen Nebel wahr. Die Orgel spielte ein fröhliches Lied, das in ihren Ohren zu laut klang. Sie beschritt am Arm ihres Vaters den Weg zum Altar, vorbei an den Bänken, die bis auf ihre Mutter in der ersten Reihe, leer waren. Vor dem Altar warteten der Bischof und Makin auf sie.
    Sie spürte, dass ihr Vater sie küsste und ihre Hand an Makin weiterreichte. Sie hörte den Bischof ein paar Worte sagen, bevor Makin diese wiederholte – das Ehegelöbnis. Auch Emmeline sprach die Worte nach. Dann gab der Bischof seinen Segen, Ringe wurden getauscht. Makin hob ihren Schleier und küsste sie auf den Mund.
    Sie waren verheiratet.
    Danach saßen sie im Goldenen Salon, ihre Eltern und Makin tranken Champagner und aßen Hochzeitstorte. Emmeline brachte keinen Bissen herunter.
    Als ihr Blick in den Spiegel über dem Kamin fiel, sah sie sich selbst in dem weiten Seidenrock und der engen Korsage. Das Kleid saß wie angegossen. Ihre Mutter hatte die gleiche zarte Statur besessen.
    Mit einem Mal verspürte Emmeline den Wunsch, das Kleid auszuziehen und so schnell wie möglich von Brabant fortzugehen. Dies war ihr altes Leben. Sie wollte endlich neu beginnen.
    „Hast du genug Champagner getrunken?“, fragte sie Makin.
    Er bedachte sie mit einem zärtlichen Blick aus silbergrauen Augen. „Ja.“
    „Dann werde ich mich jetzt umziehen.“
    „Ich sage meiner Crew, dass sie alles für den Abflug bereit machen soll.“
    Emmeline trug bereits das taupe- und pinkfarbene Reisekostüm und war gerade dabei, einen Perlohrring anzustecken, als die Tür geöffnet wurde und jemand ins Zimmer trat.
    Als sie sich umdrehte, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass ihre Mutter neben der Tür stand. „Ich wollte dir meine Hilfe anbieten, aber wie ich sehe, bist du schon fertig“, sagte Claire.
    „Ja.“ Emmeline steckte den zweiten Ohrring an. „Die Koffer sind gepackt, ich bin abflugbereit.“
    „Brauchst du noch etwas?“
    „Makin wird sich um alles kümmern, von dir brauche ich nichts.“
    „Emmeline!“
    Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie schluckte die aufgestauten Gefühle hinunter. „Was erwartest du von mir, Mutter? Vor zwei Tagen hast du mir noch deutlich zu verstehen gegeben, dass ich eine Enttäuschung bin.“
    „Das habe ich nie gesagt!“
    „Aber du hast gesagt, dass ich nur Scherereien bereite.“
    Die Königin atmete tief durch. „Du hast es uns als Kind nicht leicht gemacht.“
    „Aber ich bin kein Kind mehr, sondern eine Frau, die selbst bald ein Baby zur Welt bringen wird. Und eines schwöre ich dir, ich werde ihm niemals sagen, dass es nur Scherereien bereitet. Wie kann man als Mutter nur so etwas sagen?“
    „Vielleicht war ich dir nicht die beste Mutter“, sagte Claire nach längerem Schweigen, „aber ich habe es wirklich versucht. Erst jetzt erkenne ich, dass es nicht gereicht hat. Du hast immer so emotional reagiert …“
    „Bitte, nicht schon wieder“, unterbrach Emmeline gereizt.
    „Hör mir doch zu. Ich kann nicht so gut über meine Gefühle sprechen wie du. Das konnte ich noch nie. Das heißt allerdings nicht, dass ich dich nicht … liebe.“
    „Du hast mir noch nie gesagt, dass du mich liebst.“
    „Ich hielt es nicht für nötig. Ich bin deine Mutter, du bist meine Tochter …“
    „Und Kinder brauchen Zuneigung. Ich habe mich von morgens bis abends danach gesehnt.“
    „Das weiß ich. Du bist so sensibel – genau wie deine Mutter.“ Claires Stimme zitterte. „Deine Mutter wurde von allen Menschen geliebt. Deinem Vater hat ihr Tod das Herz gebrochen. Er hat seine Schwester abgöttisch geliebt. Deshalb wollte er dich unbedingt adoptieren.“
    „Aber du warst dagegen.“
    „Nein. Ich wollte dich auch und habe mich immer um dich bemüht. Aber du hast die ersten sechs Monate deines Lebens nur geweint. Ich habe dich stundenlang auf dem Arm getragen. William hat mir oft gesagt, ich solle ins Bett kommen, aber ich wollte dich die ganze Nacht halten. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass du mich liebst.“ Tränen standen in ihren Augen. „Aber das hast du

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