Julia Extra Band 366
erhob sich wie eine Marionette. Sie war über sich selbst entsetzt. Hatte dieser Mann sie hypnotisiert? War er ein Schlangenbeschwörer, dem sie willenlos gehorchen musste?
Als sie vor ihm stand, musste sie den Kopf nach hinten legen, um ihm in die Augen sehen zu können. Er war demnach größer, als sie angenommen hatte. Ihr Puls raste und sie wollte flüchten – doch sie verharrte.
„Faszinierend“, murmelte er. Sein anziehendes Gesicht war ihr verdächtig nah. Sie spürte die Kontrolle, die er über sie hatte, die Magie, die von ihm ausging. „Drehen Sie sich um.“
Becca starrte ihn an. Er hob die Hand und ließ einen Finger in der Luft kreisen. Eine starke Hand. Nicht weich und blass wie die ihres Onkels. Es war die Hand eines Mannes, der gewohnt war, zuzupacken. Sie stellte sich vor, wie es sich anfühlen mochte, wenn diese Hand sanft über ihre Haut fuhr, und musste schlucken.
„Ich würde ja nichts lieber tun als Ihren Befehlen zu gehorchen“, hörte sie sich sagen. „Aber ich weiß nicht einmal, wer Sie sind und was Sie von mir wollen. Oder was Ihnen das Recht gibt, mich herumzukommandieren.“
Aus weiter Ferne hörte sie Onkel und Tante tiefe Seufzer ausstoßen und vernahm ihr Flüstern. Doch es war ihr egal, denn sie war völlig gefangen von dem Mann, der vor ihr stand und sie mit seinem Blick zu versengen drohte.
Er verwirrte sie. Auf der anderen Seite überfiel sie eine vage Ahnung, sie könne sich bei ihm sicher fühlen. Doch schnell verwarf sie den Gedanken wieder. Das war absurd. Dieser Mann ist so sicher wie eine scharfkantige Glasscherbe.
Er lächelte nicht. Doch sein Blick wurde wärmer, und Becca spürte, wie sich sogleich auch in ihr selbst eine Wärme ausbreitete, die leicht zu einer züngelnden Flamme hochlodern konnte.
„Ich bin Theo Markou Garcia“, sagte er in einem Ton, als wäre es für ihn selbstverständlich, dass man ihn kannte. Gewohnt, gefeiert zu werden. „Ich bin der Vorstandsvorsitzende von Whitney Media.“
Whitney Media war das Juwel innerhalb der Whitneygruppe – der Grund, warum sie noch immer den größten Teil ihres gierig zusammengerafften Geldes besaßen und sich in der Lage sahen, neuzeitliche Schlösser wie dieses zu führen. Becca wusste nur sehr wenig über das Unternehmen. Lediglich so viel, dass die Whitneys durch ihre Zeitungsverlage, Kabelkanäle und Filmstudios über viel zu viel Besitz verfügten, zu viel Einfluss ausübten und sich in einer Weise als Halbgötter betrachteten, wie es nur sehr, sehr vermögende Familien konnten.
„Gratuliere“, gab sie trocken zurück und zog die Augenbrauen hoch. „Und ich bin Becca, der Bastard. Tochter der Schwester, deren Namen hier niemand laut auszusprechen wagt.“ Sie schoss einen Blick auf Tante und Onkel ab, in der Hoffnung, sie damit zu verbrennen. „Ihr Name war Caroline, und sie war besser als ihr beide zusammen.“
„Ich weiß, wer Sie sind.“ Seine sonore Stimme übertönte das empörte Schnauben der beleidigten Whitneys. Sie vernahm das Echo in ihrer Brust, und es schien in ihrem ganzen Körper widerzuhallen. „Ich bin jedoch der Ansicht, dass Sie nicht die richtige Frage gestellt haben.“
„Doch, es ging darum, weshalb ich mich vor Ihnen drehen sollte“, konterte Becca, mutig geworden. „Obwohl ich bezweifle, dass Sie mir darauf eine passende Antwort geben könnten.“
„Wie wär’s mit dieser Frage: Was wollen Sie und wie kann ich es erfüllen?“ Er kreuzte die Arme vor der Brust. Das Spiel seiner schlanken Muskeln lenkte Becca derartig ab, dass es ihr schwerfiel, sich auf ihr Gespräch zu konzentrieren.
„Ich möchte meiner Schwester die Ausbildung an einer Eliteuniversität ermöglichen“, bekannte Becca und sah ihm fest in die Augen. „Mir ist dabei vollkommen egal, woher das Geld kommt. Ich weiß nur, dass ich es allein nicht schaffe.“ Die Ungerechtigkeit, die hinter dieser Feststellung stand, nahm ihr den Atem. Wieso verfügten Bradford und Helen über solch ein Vermögen, während Becca Mühe hatte, ihre Miete zu bezahlen? Es war zum Verrücktwerden.
„Die zweite Frage ist, was wollen Sie dafür geben, um das zu erhalten, was Sie sich wünschen?“, fragte Theo sanft. Sein Blick ruhte eindringlich auf ihr, und Becca wurde das Gefühl nicht los, als seien sie allein in diesem Raum – allein auf der Welt.
„Emily verdient das Allerbeste“, rief Becca verbittert aus. „Ich würde alles tun, damit sie bekommt, was ihr zusteht!“
Becca würde nicht untätig
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