Julia Extra Band 366
nicht, was ihn mehr berührte – ihre Ähnlichkeit mit Larissa oder die Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte. Sicher, er hatte Larissa körperlich begehrt, doch nicht so. Er drohte in einem Feuer der Leidenschaft zu versinken, das er nicht mehr kontrollieren konnte.
Diese Becca … bewegte ihn irgendwie. Ihre Weiblichkeit steckte an, selbst jetzt, wo seine Trauer ihn doch davor schützen sollte. Er war Theo Markou Garcia, erschaffen aus stolzem zypriotischem und kubanischem Blut. Er hatte doch schon Erstaunliches vollbracht. Dass er sich hier und heute in dieser Position befand, war der beste Beweis dafür.
Und da er nicht verlieren konnte, konnte er nur gewinnen. Das, was noch zu gewinnen war.
„Was wissen Sie von Ihrer Cousine Larissa?“, fragte er sie in möglichst ruhigem Ton. Ein Schatten flog über Beccas Gesicht, und ihre Hände ballten sich zu Fäusten, bevor sie in den Taschen der Jeans verschwanden.
„Das, was alle wissen“, gab sie achselzuckend zurück. Theo hätte die Geste für beiläufig halten können, hätte er nicht die Sprache dieser Fäuste verstanden. Einst hatte er in derselben Weise reagiert. Er konnte genau erahnen, was in ihr vorging – in dieser Fremden mit dem Aussehen Larissas. Er wünschte, sie nicht um etwas bitten zu müssen, das ihren Stolz zweifellos verletzen würde. Doch ihm blieb keine Wahl. Schon vor Jahren hatte er seine Seele verkauft. Sollte er jetzt, kurz vor dem Ziel, aufgeben?
Nein!
„Sie ist ohne besonderen Grund so berühmt geworden“, sagte Becca. „Für all ihr Geld hat sie niemals arbeiten müssen. Es gab nie irgendwelche Konsequenzen für ihr schlechtes Verhalten. Und die Klatschblätter sind aus irgendeinem Grund verrückt nach ihr und berichten nur zu gern von ihren Ausschweifungen und all den Partys, die sie feiert.“
„Sie ist eine Whitney“, hörte sie Bradford, den aufgeblasenen Narren, von jenseits des Raumes krächzen. „Wir Whitneys genießen eben eine Sonderstellung …“
„Sie ist ein abschreckendes Beispiel“, schnitt Becca ihrem Onkel das Wort ab. „Jedes Mal, wenn ich mir wünsche, meine Mutter hätte hierbleiben und weiter leiden sollen, um mir ein besseres Leben zu ermöglichen, muss ich nur eines dieser Klatschblätter aufschlagen, um zu wissen, dass mir mein einfaches Leben zehnmal besser gefällt als ein Dasein als nutzloser Parasit wie Larissa Whitney.“
Theo zuckte zusammen. Er merkte, wie Helen einen tiefen Atemzug tat, und ein weiterer rascher Blick zeigte ihm, dass Bradfords Gesichtsfarbe ein alarmierendes Rot angenommen hatte. Nur Becca sah unerschrocken, beinahe triumphierend zu ihm auf.
„Larissa ist vergangenen Freitag vor einem Nachtclub zusammengebrochen“, gab Theo absichtlich kalt bekannt und sah, wie Becca blass wurde. „Jetzt liegt sie im Koma. Es gibt kaum Hoffnung für sie.“
Beccas Mund wurde zu einem Strich. Sie musste einige Male schlucken, wandte den Blick aber nicht von ihm ab.
„Das tut mir leid“, sagte sie ruhig. „Ich wollte nicht gefühllos klingen.“ Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. Zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, wirkte sie unsicher. „Ich verstehe nur nicht, warum ich hier bin.“
„Sie sehen ihr so ähnlich, dass man Sie für Larissa halten könnte“, erklärte Theo. „Deshalb sind Sie hier.“
Und weil es keinen Grund gab, sich im Schmerz zu suhlen oder in der Vergangenheit haften zu bleiben. Es gab nur die Zukunft für ihn und das, was jetzt zu geschehen hatte. Er hatte Whitney Media alles gegeben. Es wurde Zeit, ihr Eigner zu werden, nicht nur Angestellter zu sein. Könnte er Larissas Mehrheitspaket übernehmen, würde sich damit für ihn auf einen Schlag der amerikanische Traum erfüllen. Vom Tellerwäscher zum Millionär, so wie er es seiner Mutter versprochen hatte, bevor sie starb. Vielleicht nicht ganz so, wie er es geplant hatte, aber beinahe. Auch ohne Larissa.
„Man soll mich für Larissa halten?“ Becca konnte sich keinen Reim auf seine Worte machen.
„Larissa hält ein Aktienpaket von Whitney Media“, rief Bradford von seinem Platz auf der Couch herüber. Er klang kalt, als ginge es nicht um seine einzige Tochter. „Kurz nach ihrer Verlobung mit Theo …“
Beccas Blick flog zu Theo, der nicht einmal eine Braue hob.
„Ich dachte, sie ist mit diesem Schauspieler zusammen gewesen“, sagte Becca. „Der all den Models und Erbinnen hinterherläuft.“
„Sie sollten nicht alles glauben, was in der Presse steht“, entgegnete
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