Julia Extra Band 366
sich lieber zusammen.“
Eine leichte Röte zeichnete sich auf ihren Wangen ab. „Ich habe mich lediglich verteidigt.“ Sie musterte ihn unter langen schwarzen Wimpern. „Oder darf ich das etwa nicht?“
„Fangen Sie schon wieder an?“
„Womit?“
„Frech zu werden.“
„Bin ich Ihre Angestellte oder Ihre Sklavin?“
Angesichts dieser Dreistigkeit verstummte er für einen Moment. „Wie bitte?“, sagte er dann, und allein sein Tonfall hätte Hannah zum Schweigen bringen sollen.
Doch wieder begehrte sie auf. „Scheich Al-Koury, ich darf doch wohl meine Meinung sagen.“
„Solange Sie nicht unverschämt werden.“
„Unverschämt?“ Sie lachte auf. „Ich bin kein ungezogenes Kind, sondern fünfundzwanzig Jahre alt und …“
„Benehmen sich völlig unangemessen.“ Er beugte sich zu ihr, aber sie zuckte nicht zurück, sondern hob trotzig das Kinn und sah ihm in die Augen. Wieder loderte ein Gefühl in ihm auf – war es Neugier oder Verlangen? Ganz gleich, er musste dagegen angehen.
„Sie enttäuschen mich“, sagte er knapp.
Für einen Moment konnte man verschiedene Emotionen in ihrem Gesicht ablesen. Sie wirkte wild und stolz, aber auch verletzt.
Etwas regte sich in seiner Brust. Das Gefühl war ihm fremd: so heiß, stechend, aufwühlend. Er musste es in den Griff bekommen. „Ich weiß nicht, was für ein Spielchen sie getrieben haben, aber jetzt ist es vorbei. Entweder richten Sie sich wieder nach meinen Spielregeln, oder Sie können sich gleich morgen einen neuen Job suchen.“
Obwohl sich ihre Brust vor Wut hob und senkte, gab sie keine Antwort. Stattdessen sah sie ihn trotzig an.
Wie hatte er Hannah je für ruhig und beherrscht halten können? Diese Frau war alles andere als beherrscht. Ihre geheimnisvollen lavendelblauen Augen glühten vor wilden Emotionen.
Kannte er sie überhaupt?
Er runzelte die Stirn und ließ seinen Blick über ihren Körper wandern. Bei der Arbeit gab sie sich zugeknöpft und kleidete sich unauffällig. Aber natürlich hatte sie sich an diesem Abend nicht für ihn herausgeputzt, sondern für Alejandro, ihren Liebhaber.
Bei dem Gedanken verkrampfte sich seine Brust, und etwas entglitt seiner Selbstbeherrschung und breitete sich heiß und verlangend in seinem Inneren aus. Aus einem unerklärlichen Grund war ihm die Vorstellung zuwider, dass dieser Ibanez sie berühren könnte.
Sie war zu gut für einen solchen Mann.
Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Das türkisfarbene Satinkleid bildete einen herrlichen Kontrast zu ihrer hellen Haut und dem kastanienbraunen Haar, das sich über ihre Schultern ergoss. Natürlich war ihm schon früher aufgefallen, dass Hannah attraktiv war, aber ihre Schönheit war ihm bislang entgangen.
Eigentlich gehörte Hannah nicht zu den Frauen, die aus ihrem Inneren heraus strahlen. Sie war solide, stand mit beiden Beinen fest im Leben und stellte die Arbeit über alles. Make-up trug sie selten, aus Mode machte sie sich nichts. Doch heute Abend wirkte sie so strahlend schön, dass er sie am liebsten berührt hätte.
Plötzlich fuhr sie mit der Zungenspitze über ihre sinnlich geschwungene Unterlippe. In seinen Lenden regte sich etwas, und für einen Moment war er fast neidisch auf ihre Lippe. Schnell schob er den Gedanken beiseite, doch das Blut pulsierte bereits in seiner Männlichkeit.
„Drohen Sie mir mit Kündigung, Scheich Al-Koury?“ Ihr unverschämter Tonfall war äußerst provokant.
„Sie sollten eigentlich wissen, dass ich meinen Angestellten niemals drohe. Aber ich bin am Ende meiner Geduld angekommen und …“
„Ich möchte nicht unhöflich sein“, unterbrach sie ihn und stöhnte leise. „Wie weit ist es noch bis zum Flughafen? Mir wird nämlich schlecht.“
Wegen der Übelkeit nahm Emmeline den Rest der kurzen Fahrt zum Flughafen kaum wahr. Die Luxuslimousine passierte mehrere Tore und hielt schließlich auf einer Rollbahn, direkt neben einem weißen Privatjet.
Eine Stewardess führte Emmeline hilfsbereit die Stufen der Gangway hinauf und geleitete sie umgehend zu einem kleinen Waschraum im Inneren der Maschine.
Nachdem die Stewardess das Licht angeschaltet und die Tür geschlossen hatte, war Emmeline endlich allein.
Schweißtropfen liefen ihr über die Stirn, als sie vor der Toilette niederkniete. Krampfartig entlud sich der Inhalt ihres Magens.
Das saure Brennen in ihrem Hals war nichts im Vergleich zu der Säure, die in ihrem Herzen brannte. Alles war allein ihre Schuld … Wie dumm sie sich
Weitere Kostenlose Bücher