Julia Extra Band 366
ließ.
„Ich wohne im Breakers“, sagte sie zum Chauffeur und strich nervös den Stoff ihres Kleides glatt. „Sie können mich dort absetzen.“
Der Scheich sah sie nicht einmal an. „Wir setzen Sie nirgends ab, sondern fahren direkt zum Flughafen. Ich werde veranlassen, dass das Hotel Ihre Sachen zu meinem Privatjet bringen lässt.“
„Privatjet?“
„Wir fliegen nach Kadar.“
Ihr Puls ging schneller, ihre Hände verkrampften sich zu Fäusten. Nein, sie würde nicht in Panik ausbrechen. „Nach Kadar?“
Ihre Blicke trafen sich. „Ja, zurück in mein Land. In einigen Tagen findet die große Konferenz in Kasbah Raha statt. Wir erwarten zwei Dutzend Würdenträger. Das war Ihre Idee – schon vergessen?“
Es gelang ihr nur schwer, einen Aufschrei zu unterdrücken. Weder wusste sie, wie man eine Konferenz abhielt, noch hatte sie eine Ahnung, welche anderen Aufgaben Hannah für Scheich Al-Koury erledigte. Doch sie würde sich zusammenreißen. Wenn es einer Texanerin wie Hannah Smith gelang, eine europäische Prinzessin zu spielen, dann würde Emmeline bestimmt auch als Sekretärin durchgehen.
„Natürlich nicht“, sagte sie mit gespieltem Selbstbewusstsein. „Wie könnte ich das wohl?“
„Weil Sie sich seit fünf Tagen krankmelden, aber jeden Abend unterwegs sind.“
„Ein Vergnügen war das nicht. Ich kann kaum einen Bissen bei mir behalten. Mein Hotelzimmer habe ich nur verlassen, wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ.“
„So wie heute?“
„Genau.“
„Weil Sie Mr Ibanez unbedingt sprechen müssen?“
Allein Alejandros Name löste Panik in ihr aus. Er hatte nicht nur sie, sondern auch das Baby zurückgewiesen. Verzweifelt atmete sie aus. „Ja.“
„Warum?“
Übelkeit stieg in ihr hoch. „Das ist privat.“
2. KAPITEL
Das ist privat wiederholte der Prinz von Kadar, Makin Al-Koury, stumm und sah Hannah nachdenklich an. War seine Assistentin tatsächlich auf einen Mann hereingefallen, der in jeder Stadt eine Geliebte und zu Hause eine Frau und fünf Kinder hatte?
„Was hat er Ihnen erzählt?“, fragte er kalt. „Dass er Sie liebt und ohne Sie nicht leben kann? Was musste er tun, um Sie ins Bett zu kriegen?“
Tiefe Röte zog über ihre Wangen. „Das geht Sie nichts an.“
Also hatte Alejandro Ibanez sie verführt.
Makin biss sich auf die Lippen. Er verachtete nicht viele Leute, aber Ibanez gehörte definitiv dazu. Sie kannten sich von den Poloturnieren her, und Makin hatte die Taktik des Argentiniers genau beobachtet. Jeder Frau gab Ibanez das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, und diese fielen scharenweise auf ihn herein.
Offensichtlich war auch Hannah schwach geworden.
Die ganze Woche über hatte Makin geahnt, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Seine Assistentin war immer zuverlässig. Nie kam sie zu spät oder meldete sich krank. Ihr Auftreten war professionell, engagiert, diszipliniert. Keine dieser Eigenschaften traf auf die Frau zu, die neben ihm saß.
Seit fünf Tagen fragte er sich, was mit seiner tüchtigen Sekretärin geschehen war.
Er hatte sie verfolgt, aber erst heute Abend im Club Gewissheit erlangt.
Sie hatte sich in Alejandro verliebt, und der Argentinier hatte sie benutzt, bevor er sich ihrer entledigt und ihr das Herz gebrochen hatte.
Makin kochte innerlich vor Wut. Dabei kümmerte er sich sonst nicht um die Privatangelegenheiten seiner Angestellten. Er war ihr Boss, sie arbeiteten für ihn. Mehr nicht.
„Ihr Privatleben wirkt sich auf Ihr Berufsleben aus und somit auch auf meines“, erklärte er.
„Heißt das, ich darf nicht krank werden?“ Ihre Augen funkelten zornig.
„Doch. Aber wenn Sie nicht wirklich krank sind“, erwiderte er, „nehmen Sie sich gefälligst Urlaub.“
Trotz ihrer unnatürlichen Blässe richtete sie sich kerzengerade auf. Sie strahlte eine Eleganz aus, die er an Hannah so nicht kannte. „Mir war nicht wohl“, sagte sie erhaben. Ihr aufrechter Rücken verlieh ihr fast schon etwas Königliches. „Mir geht es immer noch nicht gut. Denken Sie doch, was Sie wollen.“
Makin zog nur kurz eine Augenbraue hoch, obwohl er gern auf ihre kleine Kampfansage reagiert hätte. Hannah hatte noch nie zuvor so mit ihm gesprochen, und das reizte ihn. Sein Blick fiel auf ihre Beine. Sie waren unendlich lang und fast nackt …
Auf gar keinen Fall durften seine Gedanken eine solche Richtung nehmen. Nicht bei Hannah .
„Ihre Einstellung gefällt mir nicht“, sagte er kurz. „Wenn Sie Ihren Job behalten wollen, reißen Sie
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