Julia Extra Band 367
schlug. „Danke, Mr D’Angelo, aber ich will und brauche Ihre Hilfe nicht“, sagte sie so würdevoll wie möglich, obwohl ihr der hastig getrunkene Brandy spürbar zu Kopf stieg.
Ciro, der sah, wie sie kaum merklich schwankte, trat unwillkürlich vor und ergriff ihre Hand.
Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Lily fühlte ein elektrisierendes Kribbeln dort, wo seine Finger warm ihre Haut berührten und nahm nichts anderes mehr wahr als ihn. Wie gebannt blickte sie in seine dunklen Augen, verlor sich in den samtenen, unergründlichen Tiefen und malte sich aus, wie er sie küssen würde. Wie er sie in seine Arme nehmen und an sich pressen würde … und zu ihrem Entsetzen spürte sie, wie ihre Brustwarzen vor Erregung hart wurden.
„Lassen Sie mich los!“, stieß sie hervor. Konnte er ihren rasenden Puls fühlen?
Sichtlich widerstrebend gab er ihre Hand frei. „Wo wollen Sie hin?“
Ihre blauen Augen funkelten wütend. „Nicht, dass es Sie etwas anginge, aber ich gehe jetzt arbeiten.“
„Sie können doch nicht …“
„O doch, ich kann! Ich kann alles tun, was ich will“, fiel sie ihm ins Wort. „Soweit ich informiert bin, findet die Hausübergabe am dritten des kommenden Monats statt, richtig? Ich werde also dafür sorgen, dass bis dahin all meine Habseligkeiten von hier verschwunden sind. Adieu, Mr D’Angelo … und diesmal bleibt es wirklich dabei.“
Sie spürte seinen Blick auf ihrem Rücken, als sie mit raschen Schritten den Salon verließ. Irgendwie schaffte sie es hinauf in ihr Schlafzimmer, das ihres war, seit sie denken konnte. Erst hier, in der so tröstlichen, vertrauten Umgebung, derer sie bald beraubt sein würde, ließ Lily ihren Tränen freien Lauf.
3. KAPITEL
„Na, was meinst du, Lily? Ich weiß ja, dass es etwas klein ist.“
Fiona Westons sanfte Stimme drang wie aus weiter Ferne in Lilys Bewusstsein vor, als sie durch das staubige Fenster der Wohnung auf die Straße hinunterblickte. Obwohl das Leben im Dorf sicherlich keine pulsierende Großstadtatmosphäre hatte, kam Lily der Lärm doch unglaublich vor im Vergleich zu der Ruhe und dem Frieden, die sie gewohnt war. Gerade jetzt hatte sich wie üblich vor dem „Duchess of Cambridge“ Pub eine Gruppe Männer mit ihrem Bier draußen zum Rauchen eingefunden, wobei man sich lautstark unterhielt. Ein junger Mann fuhr auf einem knatternden Motorroller vorbei, und die Fehlzündungen ließen Lily bei jedem Knall sichtlich zusammenzucken.
Nun, sie würde sich einfach daran gewöhnen müssen. Keine Rosen mehr unter ihrem Fenster, deren Duft eine sanfte Brise hereintrug, kein idyllischer Blick auf den Wald und die grünen Hügel in der Ferne. Stattdessen der Lärm der Menschen und der Autos, denn der Parkplatz des Dorfes lag direkt gegenüber.
„Es ist … wirklich nett“, sagte sie tapfer, obwohl es ihr nicht leicht fiel, Begeisterung zu heucheln. Denn die Wirkung des Brandys hatte sich längst verflüchtigt, und außerdem schlich sich Ciro D’Angelo immer wieder in ihre Gedanken.
Schlimm genug, dass er durch seinen Kauf so dramatisch in ihr Leben eingegriffen hatte, machte die Art, wie sie sich von ihm angezogen fühlte, die Sache nur noch schwieriger für sie. Sie fühlte sich sehr verletzlich und gleichzeitig auch frustriert. Denn obwohl sie sich einerseits maßlos über ihre Schwäche ärgerte, war da auch etwas in ihr, das diese unerwartete sexuelle Erregung genossen hatte, als Ciro sie berührte.
Lily rang sich ein Lächeln ab. „Wirklich sehr nett“, wiederholte sie energisch.
„Na ja, wenn du meinst“, sagte Fiona zweifelnd. „Du kannst jederzeit einziehen.“
„Ich kann es gar nicht erwarten“, behauptete Lily, entschlossen, die Dinge mehr von ihrer positiven Seite zu betrachten. „Die Wohnung ist wirklich in vieler Hinsicht praktisch für mich und so ungeheuer … kompakt! Mit ein bisschen Farbe und einigen Pflanzen wird man sie nicht wiedererkennen.“
„Sie könnte tatsächlich etwas Auffrischung gebrauchen“, meinte Fiona. „Obwohl ich mich frage, wo dein Bruder schlafen soll, wenn er in den Schulferien bei dir ist.“
Genau das hatte Lily sich auch schon gefragt. Mit seinen sechzehn Jahren schien Jonny nicht vorzuhaben, jemals aufzuhören zu wachsen. „Ach, er ist sehr unkompliziert“, wiegelte sie dennoch ab. „Und ich habe vor, etwas Geld in ein nagelneues Bettsofa zu investieren.“
„Klingt gut.“ Fiona lächelte. „Und ich verspreche, dass ich dir nicht zu viel Miete
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