Julia Extra Band 367
abknöpfe.“
Tatsächlich nannte sie eine Summe, die wirklich mehr als bescheiden war. „Das kann ich nicht annehmen, es ist viel zu wenig!“, protestierte Lily sofort.
„Natürlich kannst du“, widersprach ihre Chefin entschieden. „Du arbeitest so fleißig für mich, und es sind nicht zuletzt deine Kuchen und Torten, die die Kunden veranlassen, immer wieder in meine Teestube zurückzukommen.“
Impulsiv nahm Lily ihre Chefin in den Arm und drückte sie fest. Fiona war eine wunderbare Frau mit einem großen Herzen. In der schweren Zeit während der Krankheit ihrer Mutter bis zu deren Tod und auch nach der viel zu schnellen Wiederheirat ihres Vaters war die Arbeit in der Teestube für Lily wie eine Zuflucht gewesen. Hatte sie zunächst nur an den Samstagen und während der Schulferien ausgeholfen, so war daraus mit achtzehn nach dem Schulabschluss ganz selbstverständlich eine Vollanstellung geworden. Zunächst als Kellnerin … aber als ihre Chefin Lilys Talent fürs Backen entdeckte, entstand rasch die Idee, die köstlichen Kuchen und Torten in der Teestube anzubieten. Seitdem sorgte Lily auch für den Kuchennachschub. Für ein Mädchen ohne Berufsausbildung, das sich vor allem um das Wohlergehen des eigenen Bruders sorgte, war dieser Job ein Geschenk des Himmels!
„Na gut“, bekräftigte sie nun lächelnd. „Dann ist es abgemacht, und ich gehe jetzt besser wieder an die Arbeit. Wir wollen doch nicht, dass unsere Kunden ungeduldig werden, oder?“
„Nein, ganz bestimmt nicht.“ Lachend folgte Fiona ihr hinunter in die Teestube.
Zufrieden zog Lily sich die pinkfarbene Uniform und flache Schuhe an. Die Entscheidung, die sie soeben getroffen hatte, schien momentan der einzige Lichtstreif am Horizont zu sein. Als sie sich aber vor dem Spiegel die Frisur richtete, bemerkte sie irritiert, dass ihre Augen geradezu leuchteten und ihre Wangen gerötet waren. Eine Veränderung, die allerdings nicht allein in dem Umbruch in ihren Lebensumständen begründet war, sondern auch im Wiedererwachen ihrer sexuellen Wünsche. Und ihr war natürlich klar, wer dafür verantwortlich war.
Während der Nachmittagsschicht herrschte wie meist hektischer Betrieb in der Teestube, aber Lily teilte sich die Arbeit mit Danielle, mit der sie seit sie denken konnte befreundet war. Da sich die Teestube in unmittelbarer Nähe einer alten, weithin bekannten Kirche befand, die der Überlieferung zufolge Geburtsort eines berühmten Heiligen war, kamen immer viele Touristen und Besucher in den Ort, und an einem strahlend sonnigen Tag wie diesem war das Lokal fast durchgängig brechend voll. Doch Lily war nur froh, so viel zu tun zu haben, weil es sie davon ablenkte, über ihre plötzlich so unsichere Zukunft nachzugrübeln.
Kurz vor Ladenschluss war endlich auch der letzte Gast gegangen. Danielle war gerade in der Küche verschwunden, um sich um den Abwasch zu kümmern, als das Läuten der Türglocke doch noch einen weiteren Kunden ankündigte. Lily wandte sich von dem Regal um, wo sie gerade die Tüten mit Tees sortiert hatte, und blickte direkt in die dunklen Augen von Ciro D’Angelo.
Das freundliche Lächeln gefror ihr im Gesicht, während ihr Herz gleichzeitig rasend zu pochen begann. Anscheinend war es egal, wie wütend sie auf ihn war, allein sein Anblick genügte, um in ihr die heißesten Wünsche zu wecken.
„Wir schließen in zehn Minuten“, sagte sie heiser.
„Dann warte ich.“
Erstaunt zog sie die Brauen hoch. „Warten? Worauf?“
„Dass Sie Feierabend haben.“
„Verzeihen Sie, aber ich glaube, Sie verwechseln mich mit jemandem.“
„Ich glaube nicht, dass Sie so leicht zu verwechseln sind, Lily“, widersprach er sanft, wobei sein Blick unverhohlen bewundernd über die reizvollen Rundungen ihrer schlanken Figur glitt. „Mir ist jedenfalls noch niemand wie Sie begegnet.“
Ärgerlich schüttelte sie den Kopf. Wie mühelos ihm diese Komplimente über die Lippen kamen! Wie viele Frauen hatten sich davon schon einwickeln lassen? Unwillkürlich dämpfte sie ihre Stimme, obwohl das Klappern aus der Küche verriet, dass Danielle außer Hörweite war. „Hatten wir zuletzt nicht einen heftigen Streit? Habe ich nicht deutlich gemacht, dass ich Sie nicht wiedersehen will?“
Ciro zuckte die breiten Schultern. „Man sagt so manches in der Hitze des Gefechts.“
„ Man vielleicht, aber ich habe jedes einzelne Wort ernst gemeint.“
„Nun gut, aber jetzt bin ich hier, und das Schild an der Tür besagt, dass Sie
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