Julia Extra Band 367
ihrer Nähe hatte sein können, hatte er von ihr geträumt. Bis heute hatte es keine Frau gegeben, die seinem sexuellen Verlangen ähnlich leidenschaftlich begegnete wie sie.
„Ich bin nicht dumm“, sagte Christo kalt, um seine Gedanken von dem gefährlichen Pfad abzubringen, den sie soeben eingeschlagen hatten. „Während deiner Tätigkeit für das Mobila Spa hast du unter der Hand Produkte aus dem Geschäft verkauft, Rechnungen gefälscht und Physiotherapeuten bezahlt, die gar nicht existierten. Deine betrügerischen Handlungen müssen dir in relativ kurzer Zeit etwa zwanzigtausend Pfund eingebracht haben. Hast du wirklich gedacht, das würde nicht auffallen?“
„Ich bin keine Diebin“, wiederholte sie. Sobald er erwähnt hatte, dass jemand unter der Hand Produkte aus dem Laden verkauft hatte, begann in ihrem Inneren allerdings eine Alarmglocke zu schrillen.
Sie selbst hatte damals eine Angestellte des Spas dabei ertappt, wie sie Kartons mit Pflegeprodukten in den Kofferraum ihres Wagens lud. Sally, ihre damalige Assistentin, mit der sie eng zusammengearbeitet hatte, hatte die exklusiven Produkte entwendet und im Internet zum Verkauf angeboten. Leider hatte Erin dafür keine Beweise, da sie damals weder die Polizei gerufen noch irgendjemandem von dem Diebstahl erzählt hatte. Stattdessen hatte sie die verzweifelte Sally zur Rede gestellt. Danach hatten die beiden Frauen eine Bestandsaufnahme des Lagers gemacht, und Erin hatte die fehlenden Produkte aus eigener Tasche bezahlt. Warum? Ihr hatte die ältere Frau leidgetan, die sich allein um zwei autistische Kinder kümmern musste, da sie von ihrem Mann verlassen worden war. Hatte sie damals vielleicht nur die Spitze des Eisbergs von Sallys Betrügereien aufgedeckt?
„Ich habe Beweise“, gab Christo knapp zurück.
„Und Zeugen“, ergänzte sie. „Ist eine davon vielleicht Sally Jennings?“
Seine Miene wurde ernst, und sie wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. „Versuche ja nicht, dich herauszureden oder deinen Charme spielen zu lassen.“
„Das versuche ich gar nicht. Ich bin nicht mehr die Frau, die du damals gekannt hast“, gab sie zurück. Das, was er ihr angetan hatte, war eine bittere Lektion gewesen, die sie stark gemacht hatte. Er hatte ihr das Herz gebrochen und ihr gezeigt, wie verletzlich sie war. Doch als sie erfahren hatte, dass sie schwanger war, hatte sie den Scherbenhaufen ihres Lebens neu zusammenfügen müssen. Für Selbstmitleid war da keine Zeit geblieben.
Fragend blickte Erin in sein attraktives Gesicht. Hatte er wirklich keinen ihrer Briefe gelesen? Auf ihre Anrufe hatte er nicht reagiert, und seine Assistentin hatte ihr gesagt, sie würde damit nur ihre Zeit verschwenden. Als sie in ihrer Verzweiflung sogar bei seiner Stiefmutter in Griechenland anrief, biss sie auch dort auf Granit. Die Frau berichtete ihr voll gehässigem Stolz, dass Christo bald heiraten und mit einer „Frau wie ihr“ nichts mehr zu tun haben wolle. Ganz so, als wäre sie ein Flittchen, das er für eine Nacht auf der Straße aufgelesen hatte, und nicht die Frau, mit der er ein ganzes Jahr lang liiert gewesen war.
Aber vielleicht traf seine Stiefmutter gar nicht die Schuld. Obwohl Erin geglaubt hatte, dass ihre Beziehung ernst gewesen war, hatte Christo das offensichtlich ganz anders gesehen. Seine Familie hatte sie nicht kennenlernen dürfen und obwohl er genau wusste, wie viel ihr daran gelegen war, hatte er jedes Mal eine Ausrede gefunden, wenn sie ihm ihre Mutter vorstellen wollte. Auch wenn sie Teil seines Lebens gewesen war, so hatte er sie doch gegenüber allen anderen Menschen abgeschottet und nur sporadisch zu Treffen mit Freunden mitgenommen.
„Du wirst noch eine andere Tonart anschlagen, wenn du erst einmal begreifst, dass du keine andere Wahl hast“, sagte Christo spöttisch. „Und jetzt lass uns das Hotel ansehen. Ich habe keine Zeit zu verlieren.“
Sie kniff die Lippen zusammen und trat hinter ihm aus dem Büro. Was meinte er mit einer „anderen Tonart“? Offenbar hatte er ihr überhaupt nicht zugehört. Hatte Sally Jennings Lügen über sie verbreitet? Hatte Erins plötzlicher Ausstieg beim Mobila Spa der älteren Frau in die Hände gespielt, als die Buchhaltung über die Unregelmäßigkeiten gestolpert war? Angestrengt dachte Erin nach, um einen Weg zu finden, sich gegen die Anschuldigungen zur Wehr zu setzen. Sie würde sich die Beweise vorlegen lassen müssen, um den Schuldigen ausfindig zu machen. Hatte sie denn so
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