Julia Extra Band 367
auf der Gehaltsliste stehst. Aber ich werde meine Buchhalter deine bisherigen Aktivitäten überprüfen lassen.“
„Sie werden nichts finden, da ich mir weder in deiner noch in Sams Firma etwas zuschulden habe kommen lassen. Und ich lasse mich nicht erpressen.“
„Das wird sich noch zeigen“, erwiderte er trocken und schnitt ein großes Stück Steak ab. Sein Appetit hatte offensichtlich nicht gelitten.
„Bevor ich eine Entscheidung treffe, will ich deine angeblichen Beweise sehen.“
„Gleich nach dem Essen. Ich habe die Unterlagen in meiner Suite.“
Seine Gelassenheit schockierte sie. Er schien sich sehr sicher zu sein, sie mit den Beweisen überführen zu können. Doch statt sich die Beunruhigung anmerken zu lassen, hob sie trotzig das Kinn. „Dann sehen wir später weiter.“
Obwohl ihr der Appetit vergangen war, aß sie. Sonst hätte sie ihm verraten, wie angespannt ihre Nerven waren.
„Ich muss für eine Woche nach Hause fliegen“, berichtete er während des Essens. „Die Firma meines Stiefvaters steckt in Schwierigkeiten, und er braucht meine Hilfe.“
„Warum erzählst du mir das?“
„Damit du in deinem sicherlich übervollen Kalender nach einem Termin für unser gemeinsames Wochenende suchen kannst.“
Sie riss sich zusammen, um die aufsteigende Wut zu unterdrücken. Er war sich so sicher, dass er gewinnen würde, und das verletzte sie! Für einen kurzen Augenblick war sie drauf und dran, ihm zu erzählen, dass zwei kleine Kinder keine Zeit für andere Unternehmungen am Wochenende zuließen. Aber ihr Verstand sagte ihr, dass sie besser den Mund hielt.
„Wie steht’s denn nun mit dir und Morton?“, fragte er ruhig.
„Mein Verhältnis zu Sam geht dich nichts an.“
„Ich bin geschieden“, murmelte er.
Erin zuckte die Schultern, als interessiere sie die Nachricht nicht. „Das habe ich in der Zeitung gelesen. Lange hat deine Ehe ja nicht gehalten.“
„Lange genug“, gab er knapp zurück.
Als ein Schatten über sein Gesicht zog, kam Erin eine erstaunliche Erkenntnis. Die gescheiterte Ehe schien ihm tatsächlich nahezugehen. Gleichzeitig gab er sich reserviert, was Erin nicht überraschte. Christo hatte seine Gefühle nie offen gezeigt. Am Ende ihrer Beziehung hatte er ihr seelenruhig erklärt, dass ihre gemeinsame Zeit vorbei wäre. Die Erinnerung ließ sie erstarren, denn damals hatte sie diese Offenbarung wie aus heiterem Himmel getroffen. Heute wusste sie genau, wen sie vor sich hatte. Wenn er kämpfen wollte, würde sie dagegenhalten!
Schweigend fuhren sie im Fahrstuhl zu seiner Suite. Immer noch tappte Erin im Dunkeln, was er mit ihr vorhatte. Wollte er die Affäre wieder aufwärmen, damit er besser über die Scheidung hinwegkam? Allerdings konnte man ein erotisches Wochenende kaum als Affäre bezeichnen. Bei dem Gedanken errötete sie.
Christo schaute Erin lange an und stellte sich vor, sie würde das hellblonde Haar öffnen, anstelle des Hosenanzugs ein Cocktailkleid tragen und dazu High Heels, die ihre wundervollen Beine zur Geltung brachten. Die Vorstellung ließ andere, nicht jugendfreie Bilder aus der Vergangenheit vor seinem inneren Auge auftauchen. Wenn er sie erst einmal in seinem Bett hätte, würde sie ihn bestimmt enttäuschen, da war er sich sicher. Der Sex mit ihr wäre niemals so gut, wie er ihn in Erinnerung hatte. Das war der wahre Grund, warum er dieses Spiel spielte. Natürlich war er auch auf Rache aus. Allerdings hatte sie sich stark verändert. Aber wenn er sie erst einmal mit den Beweisen konfrontiert hatte, würde sie sicherlich auf seine Forderung eingehen.
Allein mit Christo in einer Hotelsuite zu sein, behagte Erin gar nicht, und so blieb sie in der Mitte des Wohnbereichs stehen, während er ins Schlafzimmer ging, um die Unterlagen zu holen. Sie sah ihm hinterher. Dieser durchtrainierte, imposante Körper hatte damals ihre Träume beherrscht, und kein anderer Mann hatte es je mit ihm aufnehmen können. Wütend über sich selbst, biss sie sich auf die Unterlippe. Aber warum sollte es ihr anders ergehen als jeder anderen Frau? Elaine hatte recht behalten, er war ein Raubtier, sie das auserwählte Opfer. Wollte er sich damit am gesamten weiblichen Geschlecht rächen? Was mochte seine Exfrau ihm nur angetan haben?
Christo kehrte mit einem Aktenordner zurück. „Sieh selbst.“
Erin nahm den Ordner und setzte sich aufs Sofa. Darin befanden sich Kopien von Dokumenten, die sie während ihrer Tätigkeit für ihn abgezeichnet hatte: Rechnungen
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