Julia Extra Band 367
gehalten.“
„So ungefähr“, erwiderte er zerknirscht. „Und es hat mich ziemlich kalt erwischt. Aber was soll’s“, fügte er schulterzuckend hinzu.
Ich nahm die Bierdeckel in die Hand und legte sie in eine Reihe. „Lassen Sie mich raten. Sie war eine gute Köchin?“
„Ja, das war sie.“
„Und hübsch?“
„Umwerfend.“ George blickte mich an, als ich die Bierdeckel zu einem Quadrat legte. „Und sie war witzig – und verdammt sexy.“
„O nein, das alte Klischee!“ Ich tat so, als müsste ich gähnen, woraufhin ein Lächeln seine Lippen umspielte. „Suchen Sie sich das nächste Mal eine interessantere Frau.“
Dann beging ich den Fehler, ihm in die Augen zu sehen. Und prompt verlor ich mich in deren Tiefen, sodass mir der Atem stockte und mein Puls sich beschleunigte.
„Vielleicht werde ich das“, meinte George.
Für eine Weile herrschte spannungsgeladenes Schweigen.
Fieberhaft versuchte ich mir einzureden, dass er mich aufzog, und irgendwann schaffte ich es, den Blick abzuwenden.
„Es dürfte nicht allzu schwierig für Sie sein, eine Frau zu finden, die gern kocht und reitet. Whellerby kennt bestimmt viele von der Sorte.“
„Ja, aber ich möchte die Richtige finden, und das ist nicht so einfach“, sagte er genau in demselben Moment, als sein dämliches Handy wieder zu klingeln oder vielmehr zu schreien begann.
„Tun Sie sich keinen Zwang an“, meinte ich, als er das Telefon aus der Tasche nahm und aufs Display blickte.
„Nein, schon gut. Ich rufe Sie später zurück.“
Natürlich fragte ich mich sofort, wer ihn angerufen haben mochte. Wahrscheinlich probierte er gerade alle geeigneten Kandidatinnen aus.
„Wo waren wir stehen geblieben?“, hakte er nach.
„Dass Sie Probleme haben, eine häusliche Göttin zu finden.“
„Ach ja. Vielleicht sollte ich es einmal mit Ihren Kriterien versuchen. Da ich eigentlich genau weiß, was ich will, sollte ich doch jemanden finden, der alle Anforderungen erfüllt.“
„Sie müssen sie zum Beispiel fragen, ob sie diesen dämlichen Klingelton erträgt!“
Missbilligend schnalzte George mit der Zunge. „Sie haben keinen Sinn für Humor, Frith. Ich wette, Sie haben einen richtig langweiligen Klingelton.“
Ausgerechnet im nächsten Moment rief mich jemand an.
„Dieser Klingelton ist typisch für eine Frau, die praktische Baumwollunterwäsche trägt und keine Ahnung hat, wie man sich amüsiert“, meinte George, nachdem ich das Gespräch beendet hatte.
„Ich weiß durchaus, wie man sich amüsiert“, verkündete ich und nahm mir insgeheim vor, mir an meinem ersten freien Tag rote Spitzendessous zu kaufen. Dann riss ich mich zusammen. Was George von meiner Unterwäsche hielt, interessierte mich nicht. Schließlich würde er diese nie zu Gesicht bekommen.
Schnell griff ich nach meiner Handtasche. „Ich bin sogar so wild darauf, mich zu amüsieren, dass ich jetzt noch eine Runde spendiere.“
Da an der Bar ein ziemlicher Andrang herrschte, dauerte es eine Weile, bis ich an den Tisch zurückkehrte. Betont unschuldig blickte George mich an.
Eine Gruppe am Nachbartisch hatte den Stuhl weggenommen, sodass ich mich wieder neben George setzen musste.
„Auf unsere Ziele“, prostete ich ihm zu.
„Ja, auf unsere Ziele“, bestätigte er. „Und darauf, dass wir Spaß haben.“
4. KAPITEL
Als ich am nächsten Tag Feierabend hatte und zu meinem Cottage fuhr, kochte ich vor Wut und ersann mir alle möglichen Rachepläne für George. Unterwegs entdeckte ich ihn plötzlich hoch zu Ross auf einem Feld. Da er aufs Gatter zuzureiten schien, fuhr ich an den Straßenrand, stieg aus und wartete mit finsterer Miene auf ihn.
Er hob die Hand zum Gruß. Selbst aus der Ferne ließ sein Lächeln mein Herz schneller schlagen, doch ich setzte eine noch grimmigere Miene auf. Als er näher kam und ich sah, wie groß das Tier war, erschrak ich. Einen Moment lang fürchtete ich, es würde durch das Gatter brechen, aber praktisch in letzter Sekunde zog George die Zügel an.
Mein Herz raste dermaßen, dass ich kein Wort über die Lippen brachte. Mit funkelnden Augen und geblähten Nüstern, den Kopf auf und ab bewegend, trat der Rappe auf der Stelle, während George, die Zügel fest in der Hand, die Ruhe selbst zu sein schien.
„Hallo, Frith“, begrüßte er mich fröhlich. „Was macht der Kater?“
Mir dröhnte immer noch der Schädel, denn ich war Alkohol nicht gewohnt und hatte mich am Vorabend auf eine dritte Runde eingelassen. George hatte
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