Julia Extra Band 367
Schreibtisch herum. Während Saffron weiter auf mich einredete, versuchte ich mit der anderen Hand, seine Beine vom Schreibtisch zu schieben.
Da George leider sehr kräftig war, rang ich schließlich einarmig mit ihm, während er mich ungerührt anlächelte. Erst als ich merkte, wie mir vor Anstrengung das Blut ins Gesicht stieg, wurde mir klar, wie albern ich mich verhielt, und ich musste kichern. Auch er konnte sich inzwischen nur noch mühsam beherrschen.
„Es ist wirklich ein Problem“, sagte Saffron gerade, als ich kapitulierte und mich neben seinen Füßen auf den Schreibtisch setzte.
„Absolut.“
„Dann kümmere ich mich also um einen Partner für dich, in Ordnung?“
Sofort war ich ernüchtert. „Wie bitte?“, hakte ich erschrocken nach. „Wofür?“
„Das habe ich dir doch eben erklärt!“ Saffron seufzte leidgeprüft. „Ein Single wirkt am oberen Tisch ziemlich deplatziert. Ich könnte Daddy bitten, seine neueste Freundin nicht mitzubringen, aber dann ist sie bestimmt beleidigt. Man sollte meinen, sie wäre das einzige Supermodel auf dem Planeten!“
Dass mein Vater eine neue Freundin hatte, war mir neu. Er hatte nach der Trennung von Saffrons Mutter nie wieder geheiratet, aber eine schöne Freundin nach der anderen gehabt, die Saffron alle abgelehnt hatte. Schließlich stand sie gern im Mittelpunkt und wollte nicht von anderen überstrahlt werden.
Sicher war keine Braut begeistert, wenn ein Supermodel an ihrem Tisch saß. Doch falls Saffron jemanden liebte, dann ihren Vater, und wenn er seine Freundin dabeihaben wollte, würde sie ihm den Wunsch erfüllen müssen.
„Er hat wohl Verständnis dafür, wenn ich ihm erzähle, dass wir sonst eine ungerade Zahl haben“, sagte sie hoffnungsvoll.
Sie wollte ihn darum bitten, seine schöne Freundin zu Hause zu lassen, damit er neben seiner Tochter sitzen konnte, die so langweilig war, dass kein Mann sich für sie interessierte? Auf keinen Fall!
„Lass Dad aus dem Spiel“, wies ich sie an.
„Dann frage ich Piers. Seine Freundin wird an dem Tag auf der Jagd sein, und es macht ihm bestimmt nichts aus, dich zu begleiten.“
Unwillkürlich blickte ich George an, der offenbar jedes Wort mitbekam. Er lächelte selbstgefällig und hob den Daumen.
Ich schenkte ihm mein süßestes Lächeln. „Mach dir darüber keine Gedanken“, erwiderte ich, ohne nachzudenken. „Ich bringe meinen Freund mit.“
„Du hast einen Freund?“ Saffron klang überrascht.
„Habe ich es dir nicht erzählt? Es ist George.“
Der Stuhl kippte nach vorn, und Georges Füße fielen zu Boden.
„George?“, wiederholte Saffron verständnislos.
„Rolys Freund. Du kennst ihn.“
„Ich wusste gar nicht, dass ihr beide … Warum hast du es mir nicht erzählt?“
„Ich habe es noch niemandem erzählt.“ Ich setzte mich etwas bequemer hin, während ich mich immer mehr für meine Geschichte erwärmte. „Offen gestanden, geht es mir mehr um Sex. George ist verrückt nach mir, aber du kennst mich ja. Ich lasse mich nicht gern einengen. Es wäre mir peinlich, wenn er auf der Baustelle wie ein liebeskranker Welpe um mich herumscharwenzeln würde.“
Als George mich daraufhin anfunkelte, gab ich ihm mit einer Geste zu verstehen, dass ich keine andere Wahl hatte.
„Er weiß es noch nicht“, gestand ich Saffron, „aber ich will mich nur mit ihm amüsieren, bevor ich ins Ausland gehe. Von mir aus kann er mich zu deiner Hochzeit begleiten.“
„Na gut“, meinte Saffron gekränkt. „Allerdings hättest du es mir gern früher erzählen können, dann hätte ich mir nicht den Kopf über die Sitzordnung zu zerbrechen brauchen.“
„Kein Grund zur Panik“, wandte ich mich an George, nachdem ich das Telefonat endlich beendet hatte.
„Du bist diejenige, die in Panik geraten sollte“, antwortete er amüsiert. „Jetzt musst du mich mit zur Hochzeit schleppen und mich dazu bewegen, mich wie ein liebeskranker Welpe aufzuführen.“
„Ja, tut mir leid, aber es geschieht dir recht.“ Ich hatte mich wieder auf meinen Stuhl gesetzt, und erst jetzt wurde mir das ganze Ausmaß bewusst. „Du brauchst mich natürlich nicht zu begleiten. Ich werde mir irgendeine Ausrede einfallen lassen. Zum Beispiel, dass du im Bett nicht so toll bist und mich langweilst.“
Seine blauen Augen funkelten anerkennend. „So, wie ich Saffron einschätze, ist ein lausiger Liebhaber kein Vorwand, um ihre Sitzordnung durcheinanderzubringen.“
„Ich rufe sie morgen an“, verkündete ich.
Weitere Kostenlose Bücher