Julia Extra Band 367
Frith.“ George ignorierte meine Versuche, ihm unter dem Tisch einen Tritt zu versetzen. „Je öfter man sie ansieht, desto schöner wird sie.“
Verlegen räusperte ich mich. „Meine Güte, George! Ich hätte nie gedacht, dass du so poetisch veranlagt bist.“
„Es stimmt aber. Du hältst dich für gewöhnlich, aber du bist es nicht. Ich glaube, du versteckst deine Vorzüge ganz bewusst.“
„Ich war schon immer der Meinung, dass Frith nicht genug aus sich macht“, bestätigte Saffron.
„Möchte noch jemand Nudeln?“, wechselte ich betont fröhlich das Thema.
„Dass George dich begehrt, sollte dir nicht peinlich sein, Frith“, meinte Saffron. „Es ist schön, zu sehen, wie sehr ihr beide euch liebt.“
Ich wollte sie gerade über ihren Irrtum aufklären, als ich Georges Blick begegnete und mir unsere Abmachung einfiel.
„Ihre kühle Fassade täuscht“, wandte George sich erneut an Saffron. „Dahinter verbirgt sich eine richtige Wildkatze, stimmt’s?“
„Beachte ihn gar nicht, Saffron“, sagte ich. „Und du benimmst dich jetzt gefälligst“, ermahnte ich ihn, „sonst nehme ich dich nicht mit zur Hochzeit.“
„O nein, ihr müsst unbedingt kommen!“, rief Saffron. Dann lächelte sie Roly an. „Und du auch, ja?“
Prompt wurde er rot. „Es wird mir eine Ehre sein.“
Nachdem George mit seinem übertriebenen Geturtel aufgehört hatte, wurde es ein erstaunlich netter Abend. Ich war ziemlich nervös gewesen, aus Angst, Roly würde sich verraten, aber meine Sorge erwies sich als unbegründet. Wenn Saffron im Raum war, galt seine ganze Aufmerksamkeit sowieso ihr. Er himmelte sie an, und sie sonnte sich in seiner unverhohlenen Bewunderung. So konnten George und ich uns wie gewohnt streiten.
Allerdings war ich mir nicht mehr sicher, wie mein gewohntes Leben aussah.
Ich hatte es in zwei Phasen unterteilt – Vor dem Kuss und Nach dem Kuss . Meistens sehnte ich mich nach meinem früheren Leben zurück, als ich alles im Griff gehabt hatte und mein Alltag nach meinem Fünfjahresplan verlaufen war.
Egal, ob bei der Arbeit oder nachts im Bett, ständig musste ich an George und seinen Kuss denken. Ich sah vor mir, wie er mich im Schein des Feuers angelächelt hatte. Ich spürte seine Lippen auf meinen und seine Hände auf meiner Haut. Immer wieder musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass ich mich nie wieder wegen eines Mannes zum Narren machen wollte, zumal George überhaupt nicht zu mir passte. In fünf Jahren hätte ich immer noch genug Zeit für eine Beziehung, und die würde ich nicht mit einem Typen eingehen, der es witzig fand, mit meinem Handy herumzuspielen, und der nicht einmal richtig auf einem Stuhl sitzen konnte.
Zu meinem Ärger hatte George anscheinend überhaupt keine Probleme damit, so weiterzumachen, als wäre überhaupt nichts passiert. Ich sah ihn jeden Tag. Er tauchte auf der Baustelle auf, um mir ein Sandwich vorbeizubringen, und ich schimpfte mit ihm, weil er schon wieder den Klingelton verstellt hatte.
Irgendwie schaffte er es, diesen jeden Tag zu ändern. Egal, ob brüllende Tiger, singende Vögel, Filmmusiken, Elvis Presley oder Beethoven, die Männer auf der Baustelle fanden es alle toll. Sie schlossen schon Wetten ab, was als Nächstes kommen würde, und wenn das Telefon über einen längeren Zeitraum nicht klingelte, riefen sie mich selbst an.
Ich sah George fast jeden Abend. Er kam einfach herein, um mich auf einen Drink einzuladen oder mit mir zusammen Roly zu besuchen. Er zog mich auf und brachte mich zum Lachen, und irgendwann waren wir tatsächlich Freunde.
Immer wieder sagte ich mir, dass es mir genügte. Aber jedes Mal, wenn mein Blick auf seine Lippen fiel, ging meine Fantasie mit mir durch, und mein Puls begann zu rasen. Wenn ich George zufällig berührte, verspürte ich sofort eine brennende Sehnsucht.
Ich ärgerte mich über mich selbst. Ich hatte einen Entschluss gefasst. Ich musste mich an meinen Plan halten.
Trotzdem fielen mir immer öfter seine Worte ein, dass wir zumindest bis zu meiner Abreise eine schöne Zeit verleben könnten. Ja, warum sollte ich es nicht als flüchtige Affäre betrachten? Ich musste mich ja nicht in ihn verlieben. Es wäre eine rein sexuelle Beziehung, wie ich mir einzureden versuchte. Schließlich wollte George auch nicht mehr.
Allerdings wusste ich nicht, wie ich das Thema ansprechen sollte. Allein bei der Vorstellung verlor ich die Nerven, weil ich mich schon wieder so unsicher fühlte.
Warum sollte George mich
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