Julia Extra Band 367
hast dir überhaupt nichts anmerken lassen!“
„Weil ich wusste, dass du sonst auf Abstand gehen würdest.“
„Ich habe die Nerven verloren“, gestand ich.
Hier, neben ihm im Dunkeln, fiel es mir viel leichter zu reden. „Was meinen Vater betrifft, hast du vielleicht recht. Ich kann nicht besonders gut loslassen.“ Ich schluckte. „Ich habe Angst davor, die Kontrolle zu verlieren und mich wieder so zu fühlen wie nach dem Tod meiner Mutter.“
George strich mir so zärtlich mit einem Finger über die Wange, dass mir der Atem stockte. „Das verstehe ich.“
„Der Kuss war so umwerfend, und ich glaube, ich bin in Panik geraten. Ich wollte ihn vergessen, aber ich denke auch ständig an ihn“, gestand ich. „Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, wie ich dir sagen soll, dass ich meine Meinung geändert habe. Schließlich habe ich mir eingeredet, dass es so das Beste wäre. Ich hatte Angst davor, dass du von mir enttäuscht sein könntest und wir dann vielleicht keine Freunde mehr wären.“
„Enttäuscht?“ George ließ den Arm sinken und betrachtete mich fassungslos.
Zum Glück konnte er in der Dunkelheit nicht sehen, wie ich errötete. „Ich bin nicht besonders erfahren“, brachte ich hervor. „Und ich bin nicht so witzig und aufregend wie deine anderen Freundinnen.“
„Woher weißt du denn, wie meine anderen Freundinnen waren?“
„Du hast gesagt, Annabel sei witzig und sexy gewesen“, erinnerte ich ihn mit einem gekränkten Unterton. „Und deshalb bin ich davon ausgegangen, dass sie alle so waren.“
Nun schüttelte er den Kopf. „Warum hast du nur so ein geringes Selbstwertgefühl? Daran sind Charles und dein Vater schuld.“ Zärtlich strich er mir das Haar aus dem Gesicht. „Du bist schon aufregend, wenn du nur hier sitzt.“
„Wirklich?“ Mein Herz schlug sofort schneller.
„Wirklich“, antwortete er ernst. „Aber jetzt habe ich meine Meinung geändert. Vielleicht könnte ich noch glücklicher sein …“ Er umfasste mein Gesicht, und als unsere Lippen sich trafen, seufzte ich glücklich.
George schmeckte so gut und fühlte sich so gut an. Ich atmete scharf ein, als er meinen Nacken umfasste, die Finger in mein Haar schob und mich an sich presste.
Wir küssten einander, während die laue Frühlingsnacht uns umfing und ich jedes Zeitgefühl verlor.
„Frith?“, stieß George hervor, während er heiße Küsse auf meinen Hals hauchte und ich lustvoll erschauerte.
„Ja?“
„Bist du bereit, deinen Plan für heute Nacht zu vergessen?“
Ja, genau das hatte ich gewollt. Trotzdem schien es mir, als würde ich am Rand eines Abgrunds stehen und überlegen, ob ich den Sprung wagen sollte. Konnte ich darauf vertrauen, dass George mich auffing, oder würde ich so tief fallen wie damals?
Ich ließ die Hand über seine Schulter gleiten. „Ich gebe meinen Plan nicht auf. Aber für heute Nacht habe ich keinen.“
Daraufhin stand er auf und streckte mir die Hand entgegen. „Ich schon.“
Wir schafften es nicht mehr, die Vorhänge zuzuziehen. So wurde ich am nächsten Morgen von der Sonne geweckt. Als ich mich auf die Seite rollte, berührte ich mit dem Gesicht Georges warme Schulter. Er murmelte etwas im Schlaf und drehte sich ebenfalls um, sodass er mir nun den muskulösen Rücken zuwandte.
Hitze wallte in mir auf, als ich mich erinnerte, was ich getan hatte, und sofort empfand ich wieder jene Unsicherheit.
War ich für George aufregend genug gewesen? Hatte er sich die ganze Zeit womöglich nur amüsiert? Die letzte Nacht mochte aufregend gewesen sein, aber was würde er denken, wenn er meine kleinen Brüste, meinen nicht besonders flachen Bauch und meine durchschnittlichen Beine bei Tageslicht sah? Würde er sich dann angewidert wegdrehen?
Und selbst wenn er es nicht tat, wie sollte ich mich jetzt auf meine Arbeit konzentrieren? Wie, in aller Welt, sollte ich mich mit Budgets und Zeitplänen befassen, wenn ich nur an die nächste Nacht dachte, an seine kräftigen Hände und seinen durchtrainierten Körper?
Genau deswegen hatte ich mich vorher auf keine Beziehung einlassen wollen! Meine Exfreunde hatten mich nie auch nur für einen Moment von meinem Job abgelenkt.
Außerdem musste ich an meine Bewerbung für den Job in Shofrar denken. Hugh würde bald wieder arbeiten, und was sollte ich dann machen? Ich konnte schlecht in Whellerby bleiben und darauf warten, dass George sich mit mir langweilte. Die letzte Nacht mochte für mich wundervoll gewesen sein, doch warum hätte
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