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Julia Extra Band 367

Julia Extra Band 367

Titel: Julia Extra Band 367 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Armstrong , Jessica Hart , Lynne Graham
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verstehen, warum manche Leute lieber in London leben.“
    „Ich habe dich heute Abend beobachtet.“ Nach kurzem Zögern fuhr ich fort: „Ich habe überlegt, ob es schwer für dich gewesen ist. Ob du an dein früheres Leben gedacht hast und ob du es vermisst.“
    Er lachte bitter. „Nein, ich vermisse es nicht. Ich habe mich gerade gefragt, wie ich es überhaupt so lange aushalten konnte. Damals war ich faul und nur mit mir selbst beschäftigt.“
    Sein düsterer Tonfall gefiel mir nicht. Spontan legte ich George die Hand auf den Arm.
    „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du es je warst.“
    „Doch. Du hättest mich bestimmt nicht gemocht.“ Er legte die Hand auf meine und drehte sie um, um seine Finger mit meinen zu verschränken.
    „Ich schätze, Jon hat dir beim Essen all meine schmutzigen Geheimnisse verraten.“
    „Er meinte, man habe dich wegen Veruntreuung von Hedgefonds gefeuert.“
    „Willst du gar nicht wissen, ob ich es getan habe?“
    „Nein“, erwiderte ich ruhig. „Es erscheint mir ziemlich abwegig.“
    George verstärkte seinen Griff. Das Lachen und Stimmengewirr, das von der Terrasse zu uns herüberdrang, wurde immer lauter, doch hier schien uns die laue Frühlingsluft zu umfangen.
    „Ich war nicht im Gefängnis“, erklärte er schließlich unvermittelt und ließ meine Hand los. „Ich weiß nicht, ob es ein Gerücht oder Wunschdenken ist, aber es stimmt nicht.“
    „Aber warum hast du mit deiner Familie gebrochen, wenn du nicht gegen das Gesetz verstoßen hast?“
    „Weil ich gegen die Spielregeln verstoßen habe.“
    Dann schwieg er so lange, dass ich glaubte, er würde nichts mehr erzählen. Überdeutlich war ich mir seiner Nähe bewusst und betrachtete sein Profil im Licht der Sterne. Er hatte seine Fliege gelöst und die obersten Knöpfe geöffnet, und sein weißes Hemd schimmerte in der Dunkelheit. Ich wollte ihn berühren, ihm sagen, dass mir völlig egal war, was er getan hatte, doch ich wartete ab, bis er weitersprach.
    „Es ist wirklich eine Ironie des Schicksals. Ein einziges Mal habe ich versucht, meine Arbeit zu machen, und mir nur Probleme eingehandelt“, fuhr er schließlich fort und beugte sich dabei vor.
    „Ich dachte, du hättest deine Arbeit gehasst“, bemerkte ich.
    „Das habe ich auch. Ich habe alle Aufgaben an meine Mitarbeiter delegiert und bin nur ab und zu aufgetaucht. Eines Tages ist einer der Junior Account Manager an mich herangetreten. Er sagte, er sei über einige Ungereimtheiten gestolpert und wolle es mit mir besprechen, weil seine Chefs ihn abgewimmelt hätten. Ich hatte natürlich keinen Durchblick, aber als er mir erzählte, dass einer meiner vielen Cousins Hedgefonds unterschlagen habe, wollte ich etwas unternehmen.“ Wieder lachte er bitter. „Ein großer Fehler, wie sich herausstellte.“
    Ich runzelte die Stirn. „War es denn nicht deine Pflicht, der Sache auf den Grund zu gehen?“
    „Das dachte ich auch“, bestätigte George. „Ich habe meinem Vater und meinem Onkel davon berichtet. Sie meinten, ich solle mir keine Gedanken machen, sie würden sich darum kümmern. Und das taten sie dann auch, indem sie den betreffenden Account Manager feuerten.“
    Schockiert blickte ich ihn an. „Wie bitte?“
    „Du hast richtig gehört. Sie haben ihn entlassen.“
    Ich merkte ihm an, wie wütend er immer noch war. „Und was hast du dann getan?“
    „Ich habe die beiden zur Rede gestellt. Sie wollten meinen Cousin schützen und hatten dafür einen hervorragenden Mitarbeiter geopfert. Wir hatten einen heftigen Streit, indem sie mir – zu Recht – unter die Nase rieben, dass ich immer von der Bank gelebt und den Job nur bekommen hätte, weil ich zur Familie gehörte und sonst ja zu nichts nutze sei. Und dass ich zu dumm wäre, um die Einzelheiten zu verstehen.“
    Als ich feststellte, dass ich die Hände zu Fäusten ballte, öffnete ich sie wieder. Dass George damals ein so ausschweifendes Leben geführt hatte, überraschte mich jetzt nicht mehr. Wenn seine eigene Familie ihn derart gering schätzte, warum hätte er sich dann irgendwo bewerben sollen?
    „Ich war so wütend, dass ich gleich zur Polizei gegangen bin“, fuhr er fort. „Und dann hatte meine Familie ein richtiges Problem.“
    „Es muss schlimm gewesen sein.“ Obwohl ich auch keine gute Beziehung zu meinem Vater hatte, wäre es mir sehr schwergefallen, ihn anzuzeigen.
    „Ich hätte mich damit abgefunden, wenn sie meinen Cousin aus der Bank abgezogen hätten. Ich habe

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