Julia Extra Band 367
Hochzeitsgemeinde begonnen zu applaudieren, da beugte sich Ciro lächelnd zu Lily herab.
„Du siehst wunderschön aus.“
„Wirklich?“
„Mehr als das. Wie eine Blume … zart und rein und weiß. Wie die Lilien, nach denen du benannt bist.“
„Oh Ciro“, flüsterte sie überwältigt.
Lächelnd küsste er sie. Aber obwohl sie ihm erwartungsvoll entgegenkam, hielt er den Kuss bewusst zurückhaltend und kurz. Schließlich mussten sie noch den Hochzeitsempfang durchstehen, bevor sie als Mann und Frau für sich sein würden. Und er hatte so lange darauf gewartet, dass er es ganz in Ruhe genießen wollte. „Komm, begrüßen wir unsere Gäste“, sagte er.
Der Hochzeitsempfang fand im Hotel „Il Baia“ statt, wo sie auch die Hochzeitsnacht verbringen wollten. Was natürlich bedeutete, dass sich sämtliche Angestellte überschlugen, um es Ciro recht zu machen.
„Vor allem bedeutet es, dass wir ohne Aufsehen vom Empfang verschwinden können“, hatte er Lily erklärt, als sie ihn fragte, ob er nicht lieber irgendwo bleiben wolle, wo ihn niemand kannte. „Außerdem wäre es auch keine gute Werbung für ein Hotel, wenn der Chef seine Hochzeitsnacht in einem Haus der Konkurrenz verbrächte.“
Als es allmählich auf den Abend zuging, war es Lily längst egal, wo sie die Nacht blieben, Hauptsache, sie würden sich bald dorthin zurückziehen. Ihr Gesicht schmerzte vom ständigen Lächeln für die vielen Fotos, sie hatte schätzungsweise eine Million Hände geschüttelt und dabei kaum die Zeit gefunden, auch nur eine Kleinigkeit zu essen. Die Menge von Ciros Verwandten, Freunden und Bekannten war überwältigend, vor allem im Vergleich zu der kleinen Schar, die sie aus Chadwick Green hatte einfliegen lassen. Tapfer versuchte Lily, keine Minderwertigkeitsgefühle aufkommen zu lassen, wenn sie die zahllosen eleganten schönen Damen beobachtete, die in typisch italienischer Art lebhaft gestikulierend plauderten.
Wenigstens schien Jonny sich mit einigen jüngeren Cousins und Cousinen von Ciro gut zu amüsieren, und auch Danielle konnte sich über einen Mangel an Tanzpartnern nicht beklagen. Fiona schwärmte von einer neapolitanischen Gebäckspezialität namens Sfogliatelle , und gab sich alle Mühe, das Rezept zu ergattern.
Gegen neun Uhr, als Lily sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, legte Ciro ihr einen Arm um die Taille.
„Ich glaube, es ist Zeit, dass ich dich endlich ins Bett bringe“, flüsterte er. „Was hältst du von diesem Vorschlag, Signora D’Angelo?“
Sie schmiegte den Kopf an seine Schulter. Ich bin seine Frau, dachte sie überglücklich, und alle Zweifel und Unsicherheiten lösten sich in Nichts auf. Zum ersten Mal seit langem würde sie wieder einen Menschen haben, an den sie sich anlehnen konnte, der so auf ihr Wohl achtete wie sie auf seines. Einen Menschen, den sie lieben und stützen konnte. Einen Partner im wahrsten Sinn des Wortes. „Ja, bitte, das wäre wundervoll“, antwortete sie leise.
„Dann lass uns jetzt ohne Aufsehen von hier verschwinden.“
Ein gläserner Aufzug trug sie hinauf in die Hochzeitssuite im Penthouse des Luxushotels. Ein Meer von Blumen und ein Sektkühler mit einer Flasche Champagner erwarteten das Brautpaar in einem großen eleganten Salon. Hohe Glastüren führten hinaus auf eine terrakottafarben geflieste Terrasse, von wo sich dem Betrachter ein atemberaubender Ausblick auf die Bucht von Neapel im Schatten der unverkennbaren Silhouette des Vesuvs bot.
Obwohl Lily schon einige Tage in dem Hotel wohnte, hatte sie sich an dieses Panorama immer noch nicht gewöhnt. „Es sieht aus wie ein Foto aus einem Reiseprospekt“, meinte sie bewundernd.
Aber die malerische Aussicht und all der Luxus waren in dem Moment vergessen, als ihr Ehemann sie in seine Arme nahm und küsste. Lily fühlte, wie sehr er sich beherrschen musste, als er sie an sich presste.
„Es kommt mir so vor, als hätte ich eine Ewigkeit auf diese Nacht gewartet“, sagte er rau.
„Mir auch.“ Sie legte ihm die Arme um den Nacken.
„Bist du nervös?“
Natürlich dachte sie daran, wie viel Erfahrung er besaß und was er möglicherweise von ihr erwartete. Erneut wurde sie von flüchtigen Zweifeln beschlichen, ob sie ihm nicht vielleicht doch von ihrer Beziehung mit Tom hätte erzählen sollen. Aber jetzt war wohl kaum der passende Zeitpunkt, oder? „Ein wenig“, gestand sie ehrlich.
„Das ist völlig normal, aber ich werde dir zeigen, dass du keine Angst zu haben brauchst.“
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