Julia Extra Band 367
dem Essen einen pinkfarbenen Pareo über der Schulter verknotet und streckte die Beine lang aus. Sunny Bob lag ihr neben seinem Wassernapf zu Füßen.
Es war Ebbe, das Rauschen der Wellen war zwar weit entfernt, doch die Luft schmeckte immer noch salzig. Die Sonne hatte ihren Höchststand bereits überschritten, und außer einigen Schleierwolken am Horizont war der Himmel strahlend blau. Es war heiß und windstill, und im Strauchwerk am Rande des Strandes zirpten die Zikaden.
„Wieso haben Sie mich eigentlich zum Surfen eingeladen?“ Ohne zu überlegen, hatte Kim die Frage gestellt, die sie von Anfang an bewegt hatte.
„Finden Sie das unangebracht?“
„Nein, nur untypisch.“ Sie legte den Kopf zur Seite. „Wenn Geschäftsleute wie Sie überhaupt Zeit für Vergnügungen haben, suchen sie doch wohl eher ein Feinschmeckerlokal oder eine Bar auf oder gehen ins Theater. Normalerweise gehört es in diesen Kreisen doch zum guten Ton, stets schwer beschäftigt zu sein und sich höchstens beim Pferderennen oder am Wochenende auf der eigenen Segeljacht blicken zu lassen.“
„Ich brauche die Bewegung. Mein jetziger Job fesselt mich viel zu lange an den Schreibtisch, früher dagegen …“
„Reden Sie weiter. Was war früher?“
„Früher habe ich als Viehhüter gearbeitet, danach im Bergwerk.“
„So etwas habe ich mir gedacht“, antwortete sie langsam.
„Ist das so offensichtlich?“
„Überhaupt nicht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nur Ihre Hände haben mich stutzig gemacht.“
Er betrachtete seine Hände und zuckte die Schultern. „Ich liebe das Meer, seit ich es als Teenager das erste Mal gesehen habe – es war wie eine Offenbarung für mich. Das Surfen verschafft mir den dringend benötigten Ausgleich für das ständige Sitzen.“
„Sie sind also im Inland groß geworden?“
„Yep.“ Reith blickte zum Horizont. „Im tiefsten Outback.“
Kim lächelte. „Sind Sie verheiratet?“
„Wie kommen Sie denn darauf?“
„Weil alle interessanten Männer verheiratet sind – das jedenfalls behauptet meine Freundin Penny.“ Sie zog die Beine an und strich den Pareo über den Knien glatt. „Damit haben Sie meine Frage allerdings noch nicht beantwortet.“
„Ich bin Witwer.“
Erschrocken sah sie ihn an. „Ihre Frau lebt nicht mehr?“
„Sie ist kurz nach der Geburt unseres ersten Kindes gestorben.“
„Und das Kind?“
„Unser Sohn Darcy ist völlig gesund zur Welt gekommen. Er ist jetzt zehn.“
„Das … das tut mir schrecklich leid.“
„Danke.“ Er lächelte flüchtig. „Und zu welcher Gruppe würde mich Penny jetzt zählen? Woher weiß sie überhaupt von meiner Existenz?“
Kim schluckte verlegen. „Auf meinem Weg nach Busselton habe ich kurz in der Klinik vorbeigeschaut. Natürlich musste ich ihr erklären, weshalb ich in Strandkleidung erschienen bin.“
„Natürlich.“
„Sie müssen Penny verstehen. Seit sie verheiratet ist, propagiert sie die Ehe als höchsten Glückszustand der menschlichen Existenz – trotzdem warnt sie mich ständig vor den Tricks verheirateter Männer.“
„Ich verstehe“, erwiderte er ernst.
„Sie verstehen überhaupt nichts!“ Unwillkürlich musste sie lachen. „Penny und ich kennen uns schon ewig, und manchmal benehmen wir uns eben immer noch wie die albernen kleinen Mädchen, die wir einmal waren. Davon jedoch abgesehen, wollte ich eine ehrliche Antwort auf meine Frage, weil … Ach, es spielt keine Rolle.“
Kim stand auf, streifte ihren Pareo ab und lief durch den heißen Sand zum Meeresrand. Begeistert rannte Sunny Bob ihr hinterher. Reith folgte ihnen als Letzter durchs flache Wasser.
„Ich würde Penny gern kennenlernen“, meinte er, nachdem er aufgeschlossen hatte.
„Warum?“ Kim drehte sich zu ihm um.
Er blieb stehen. „Wenn Penny nicht gewesen wäre, hätten wir uns nie getroffen. Außerdem könnte ich sie vielleicht davon überzeugen, dass sie sich um Sie keine Sorgen zu machen braucht.“
Wie meinte er das? Kim war sich nicht sicher. Sie wusste nur eins: Reith war der attraktivste Mann, dem sie je begegnet war. Unwillkürlich dachte sie daran, wie es wohl wäre, in seinen Armen zu liegen, und ihr Atem stockte.
Als hätte er erraten, was in ihr vorging, legte er ihr die Hand auf die Schulter und schaute ihr in die Augen. Dann senkte er den Blick, ließ ihn über ihre Brüste und die schmale Taille schweifen und sah ihr erneut ins Gesicht. Kimberley wurde heiß. Reith begehrte sie!
Sie schluckte und ballte
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