Julia Extra Band 367
weiß gar nicht, wie ich mich bei Ihnen bedanken soll! Und ich kann Ihnen noch nicht einmal die Kosten erstatten, weil ich mein Portemonnaie samt Kreditkarte in der Eile vergessen habe. Dabei würde ich Penny so gern Blumen kaufen!“
Reith griff in die Tasche und reichte ihr eine Hundertdollarnote.
„Sie müssen mir Ihre Adresse geben, Reith, damit ich Ihnen das Geld zurückzahlen kann. Haben Sie einen Kuli dabei?“
Er schüttelte den Kopf.
„Ich weiß etwas Besseres“, sagte er spontan und gegen besseres Wissen. „Wenn Sie nichts dagegen haben, treffen wir uns heute Abend zum Essen.“
Er nannte den Namen des Restaurants, gab die Uhrzeit an und fuhr los, bevor Kim Zeit für eine Antwort fand.
Zehn Minuten vor der verabredeten Zeit saß Reith an dem für zwei Personen gedeckten Tisch in einem bekannten Feinschmeckerlokal. Er blickte aus dem Fenster auf die kleine Bucht und genoss das Panorama. Es war ein herrlicher Abend, das Wasser und der wolkenlose Himmel waren tiefblau und der Mond glänzte silbrig weiß.
Würde Kimberley Theron wirklich kommen? Was hatte ihn überhaupt bewogen, sie einzuladen? Etwas faszinierte ihn an der Frau, doch er konnte es nicht benennen. Auf alle Fälle lag es nicht allein an ihrem ebenmäßigen Gesicht und den langen Beinen …
„Ganz in Gedanken versunken?“ Kim lächelte ihn an. Reith, der sie nicht hatte kommen hören, blickte auf und erhob sich, um sie zu begrüßen. Bewundernd musterte er sie von Kopf bis Fuß.
Statt Jeansrock und Baumwollbluse trug sie jetzt ein elegantes klassisches Etuikleid aus seegrünem Leinen und Korksandaletten mit gewagt hohem Keilabsatz. Die rotgoldenen Locken hatte sie schlicht nach hinten gebürstet, sodass ihr einziger Schmuck, ein Paar auffällige Brillantohrringe, besonders zur Geltung kam.
Sie sah einfach sensationell aus – hatte Kimberley Theron ihn am Morgen durch ihre natürliche Schönheit beeindruckt, wirkte sie jetzt elegant und kultiviert.
Sie setzte sich und seufzte zufrieden. „Herrlich!“, meinte sie und blickte lächelnd auf die beschlagene Champagnerflasche in dem silbernen Eiskübel. „Ein Glas Schampus ist genau das, was ich nach diesem turbulenten Tag brauche.“
„Turbulent?“ Reith schenkte ein. „Wie geht es übrigens Mutter und Sohn?“
„Ausgezeichnet – obwohl das Kind zu früh gekommen ist und ich zu spät. Über all die anderen Missgeschicke, mit denen ich sonst noch zu kämpfen hatte, wissen sie ja bestens Bescheid. Hier sind übrigens die hundert Dollar.“ Sie legte den Schein auf den Tisch.
„Anscheinend hat sich alles wieder eingerenkt.“
„Ja. Nachdem ich mein Auto vor der Klinik wieder übernommen hatte – vollgetankt und mit meiner Geldbörse im Handschuhfach – verlief alles wieder glatt.“
Langsam und genussvoll trank sie einen Schluck. „Himmlisch! Sagen Sie, Reith, was machen Sie eigentlich beruflich?“
„Dies und das.“
Kim runzelte die Stirn. Auch Reith hatte sich umgezogen und sich für Designerjeans, helles Hemd und Jackett entschieden. Die Taucheruhr an seinem Handgelenk musste ein kleines Vermögen gekostet haben, und in dem Edelrestaurant schien er sich wie zu Hause zu fühlen. Die verstohlenen Blicke, die ihm folgten, beachtete er nicht.
„Das klingt recht vage.“ Kim senkte den Blick und spielte mit dem Stiel ihres Glases.
„Mag sein, aber so ist es.“ Er zuckte die Achseln. „Ich bin darauf spezialisiert, angeschlagene Firmen aufzukaufen, um sie wieder wettbewerbsfähig zu machen.“
Sie legte den Kopf zur Seite. „Und was bringt Ihnen das?“
Er kniff die Augen zusammen. „Wie meinen Sie das?“
„Ganz einfach: Normalerweise arbeitet man auf einem Gebiet, das einen fasziniert, sei es nun Medizin, Jura, Landwirtschaft oder irgendetwas anderes.“
„Ich suche die Herausforderung und liebe die Abwechslung – mein Job bietet mir beides. Einerseits ist jeder Fall einzigartig, andererseits bleiben die Gesetze der Marktwirtschaft dieselben, egal, ob man mit Mode, Bodenschätzen oder Schafen handelt. Was machen Sie?“
„Ich bin Lehrerin und unterrichte Englisch.“ Sie trank einen Schluck und blickte ihn amüsiert über den Rand ihres Glases an. „Überrascht? Das dachte ich mir schon.“
„Weshalb?“
„Weil ich das starke Gefühl habe, Sie halten mich für eine unverantwortliche Chaotin, Mr … Mr Unbekannt.“
„Wenn ich Sie daran erinnern darf, wäre ich Ihretwegen fast gegen einen Baum gerast.“
Kim lachte. „Zugegeben – doch
Weitere Kostenlose Bücher