Julia Extra Band 367
nichts dafür, ihr sozialer Hintergrund schien ihm gleichgültig zu sein – bisher jedenfalls. Reith hatte sich nicht angebiedert, sondern ganz im Gegenteil, eher reserviert verhalten. Alles in allem ließ sich aus seinem Auftreten schließen, dass er es gewohnt war, die Zügel in der Hand zu halten, und dass Widerspruch ihn nicht beeindruckte.
Als sie ein Auto kommen hörte, stand sie auf und nahm ihre Handtasche.
„Überleg dir gut, wie du dich diesem Mann gegenüber verhältst“, ermahnte sie sich auf dem Weg zur Treppe laut. „Lass es langsam angehen und überstürze nichts.“
Einige Stunden bewegte sich Kim mit Reith auf der Tanzfläche. Sie schmiegte sich in seine Arme und lächelte verträumt.
„Halten Sie sich immer an Ihre guten Vorsätze?“, wollte sie wissen.
„Nicht immer. Und Sie?“
Auf der in gedämpftes Licht getauchten Tanzfläche drängten sich die Paare. Es herrschte eine sinnliche Atmosphäre in dem eleganten Nachtklub, die Liveband war vom Feinsten, und Reith und Kim ließen keinen Tanz aus.
Sie legte den Kopf an seine Schulter. Mehr als sich auf der Stelle zu bewegen, war mittlerweile unmöglich, so eng war es geworden. Kim störte es nicht, ganz im Gegenteil, sie genoss Reiths Nähe in vollen Zügen. Er hatte die Hände auf ihre Hüften gelegt und sie dicht an sich gezogen. Kim schwebte wie auf Wolken. Sie war einfach nur glücklich und genoss jede Sekunde des Beisammenseins.
„Leider vergesse auch ich manchmal, was ich mir vorgenommen hatte“, beantwortete sie schließlich seine Frage. „So wollte ich eigentlich …“
Die Stimme des Bandleaders unterbrach sie. Die Musiker wollten eine Pause machen. Reith verbeugte sich vor Kimberley und führte sie wieder zum Tisch. Kaum hatten sie sich gesetzt, wollte er wissen, was sie hatte sagen wollen.
Kim legte den Kopf zur Seite. „Ich hatte mir ernsthaft vorgenommen, es sehr, sehr langsam mit Ihnen angehen zu lassen, Mr Richardson. Die Nacht mit Ihnen durchtanzen, stand bestimmt nicht auf meinem Programm. Doch ich habe ein Problem.“ Sie lächelte ironisch.
„Wahrscheinlich das Gleiche wie ich. Ich kann die Finger nicht von Ihnen lassen.“
„So ähnlich.“ Sie nickte dankend dem Ober zu, der gerade eine Karaffe Wasser mit Eiswürfeln und Zitronenscheiben brachte. „Es wäre vernünftiger, uns erst etwas besser kennenzulernen.“
„Das entspricht ganz meiner Einstellung. Wenn man schon ins Unglück rennt, dann wenigstens mit offenen Augen.“
Irritiert sah Kimberley ihn an, musste dann jedoch lachen. „Etwas drastisch ausgedrückt, aber es trifft den Kern der Sache.“
Er stimmte in ihr Lachen ein, griff dann ihre Hand und küsste sie.
„Der Wagen für Sie wird gleich kommen, er war für Mitternacht bestellt. Wann müssen Sie wieder unterrichten?“
Kim schluckte. Sie fühlte sich vor den Kopf gestoßen, fasste sich aber schnell. „In zwei Tagen“, antwortete sie gleichmütig.
„Könnten Sie dann morgen mit mir in einige Galerien gehen, um Bilder auszusuchen?“
Sprachlos sah sie ihn an.
„Sie sagten doch, Sie hätten ein Auge für Kunst. Ich habe in Perth neue Büroräume bezogen, und mein Innenarchitekt hat mir Gemälde ausgesucht, die mir überhaupt nicht gefallen.“
Kim überlegte nur kurz. „Okay. Ich mache es sogar sehr gern und habe bereits etliche Galerien im Auge.“ Sie musterte ihn kühl. „Wirklich ausgesprochen clever!“
„Ich? Wieso?“ Überrascht sah er sie an.
„Sie sind ein ausgesprochen geschickter Taktierer. Auf der Tanzfläche haben Sie Öl in die Flammen gegossen und jetzt folgt kaltes Wasser: Sie reden über Kunst und die Limousine wartet schon vor der Tür. Es schlägt Mitternacht und Cinderella muss nach Hause.“ Kim schüttelte den Kopf. „Was Sie zu diesem ungewöhnlichen Verhalten veranlasst, weiß ich nicht, in einem jedoch gebe ich Ihnen recht. Wenn man schon ins Unglück rennt, dann wenigstens mit offenen Augen – meine öffnen sich mehr und mehr.“
„Kimberley …“ Reith schob den Stuhl zurück und stand auf. „Kommen Sie!“
Erstaunt sah sie ihn an, folgte ihm jedoch nach kurzem Zögern. Er führte sie auf die verlassene Straße, blickte sich kurz um und zog sie dann stürmisch in die Arme. Er küsste sie mit einer Leidenschaft, die Kim die Welt vergessen ließ.
Als er sie endlich wieder freigab, musste sie sich auf seinen Arm stützen. Sie bebte vor Verlangen und befürchtete, ihre Knie würden jeden Moment nachgeben.
„Kim?“
„Sie …, du
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