Julia Extra Band 367
…“, meinte sie benommen. „Warum hast du das getan, Reith?“
Aufreizend langsam schweifte sein Blick über ihre Lippen, den eleganten Hals und die wohlgeformten Brüste unter dem dünnen Top.
„Das fragst du?“ Er lächelte mit der Arroganz eines Mannes, der genau wusste, wie er auf Frauen wirkte. „Weil ich es wollte.“
Kim rang nach Atem. „Aber … aber du warst es doch, der stets im entscheidenden Moment abgebremst hat!“
Er zuckte die Schultern. „Und du warst es, die glücklich in die Rolle von Cinderella geschlüpft ist, die nach Hause muss.“
„Und was machen wir jetzt?“, fragte sie verwirrt.
„Jetzt schicke ich dich nach Hause, obwohl sich alles in mir dagegen sträubt.“
„Du … meinst es also wirklich ernst?“
„Ja.“
Kim seufzte erleichtert. „Das kann ich akzeptieren.“ Sie sah die schwarze Limousine, die sie auch hergebracht hatte, um die Ecke biegen. „Wann sehen wir uns morgen?“
„Ich richte mich ganz nach dir.“ Er begleitete sie zum Auto. Kim fand gerade noch Zeit, ihm Ort und Zeit für ihre Verabredung zu nennen, denn schon führte er ihre Hand an die Lippen und küsste sie.
„Gute Nacht, Cinderella. Träume schön.“
Zurück in Saldanha, schlüpfte Kim in ihren schwarzen Seidenpyjama und setzte sich zum Abschminken vor den Spiegel. Sunny Bob, der sich sehr darüber aufgeregt hatte, dass sein Frauchen aus einem ihm unbekannten schwarzen Auto gestiegen war, hatte sich wieder beruhigt und legte ihr den Kopf aufs Knie.
„Ich durchschaue die Lage ebenso wenig wie du“, erklärte sie ihm, während sie die Reinigungsmilch im Gesicht verteilte. „Empfindet er wirklich etwas für mich oder eher nicht?“
War sie sich nach dem Kuss seiner Gefühle sicher gewesen, kamen ihr jetzt wieder Zweifel. War es Reith wirklich schwergefallen, sie nach Hause zu schicken? Oder wollte er sie nur loswerden?
Auf gewisse Weise war er seltsam unnahbar. Sah er immer noch nur das reiche verzogene Mädchen in ihr?
Stand sie unter seiner Beobachtung wie bei einer Art wissenschaftlichem Versuch oder hielt er diesen abrupten Wechsel zwischen Nähe und Abstand für ein aufregendes Liebesspiel?
Sie schraubte den Deckel ihrer Nachtcreme zu und stellte den Tiegel unnötig heftig auf die Glasplatte.
Sollte sie Reith einen Korb geben und die Verabredung platzen lassen?
Sie wusste es nicht. Eins jedoch war sicher, noch nie hatte sie ein Mann, den sie gerade einmal zwei Tage kannte, in derartige Konflikte gebracht.
Wo sollte das nur enden?
3. KAPITEL
„Gut geschlafen?“
„Nein“, antwortete Kim kurz und betrachtete weiterhin das Bild, vor dem sie gerade standen.
„Ich auch nicht – falls dich das tröstet“, erwiderte Reith.
Kim sah einfach sensationell aus! Gewagt hohe Korksandaletten, Minirock, blusiges Top, hochgestecktes Haar und riesige, mit Brillanten besetzte Kreolen. Alles an ihr, von den rotgoldenen Locken bis zu den schlanken Fesseln, zeugte von Klasse. Doch sie wirkte unzufrieden, nichts war ihr recht zu machen, und unter ihren Augen lagen bläuliche Schatten.
In seiner Fantasie sah Reith sie morgens im Bett neben sich aufwachen – mit eben jenem freudlosen Ausdruck im Gesicht. Würde er vergehen, wenn er ihre Brüste streichelte, dann langsam, sehr langsam, die Hände tiefer und tiefer gleiten ließ, um sie schließlich bis zum Wahnsinn zu lieben?
Nimm dich in Acht, alter Junge, rief er sich zur Ordnung. Immer wieder vergaß er, mit wem er es zu tun hatte!
„Nein, weder tröstet es mich noch hilft es mir weiter.“ Sie lächelte herablassend. „Doch kehren wir zum Thema zurück. Es fällt mir schwer, Bilder zu empfehlen, wenn ich die Räume nicht kenne, in denen sie hängen sollen.“
„Ich habe Fotos dabei.“
Kim überhörte es. „Außerdem muss man in Stimmung sein, wenn man sich mit Kunst beschäftigt“, fügte sie trotzig hinzu.
Er kniff die Augen zusammen. „Und du hast offensichtlich schlechte Laune. Weshalb? Fehlt dir richtig guter Sex? Das kann einem schon aufs Gemüt schlagen.“
Kim schluckte. Unwillkürlich sah sie sich in ihrer Fantasie nackt in seinen Armen liegen – und wusste nicht, worüber sie sich mehr ärgern sollte: über das Kribbeln, das sie dabei spürte, oder darüber, dass er die vergangene Nacht nicht mit ihr verbracht hatte?
So schniefte sie nur verächtlich und suchte noch nach einer bissigen Erwiderung, als Reith auch schon die nächste Frage stellte.
„Hast du gefrühstückt?“
Sie biss sich auf die Lippe.
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