Julia Extra Band 368
willenlos machte. Er hatte sie noch kein einziges Mal angesehen.
„Wenn Sie uns für einen Moment entschuldigen würden? Ich möchte gern kurz mit Kiki reden.“
Eins musste sie Stefano lassen, er hatte höflich gefragt, aber die Erwartung, dass jeder gehorchen würde, erzielte die geplante Wirkung – auch wenn Miko besorgt aussah, als Kiki ihm seinen Mantel zurückgab.
Wie, zum Teufel, schaffte Stefano das?
Vielleicht war ihm ihr Aufzug auch völlig egal. Kiki riskierte einen Blick in sein Gesicht, begegnete seinem Blick und begriff. Vielleicht könnte sie ja noch hinter ihren Freunden herrennen …
Seine dunklen Augen funkelten, als Stefano ihre Hand fester umfasste. Wenn sie sie nur freibekäme, könnte sie wieder klarer denken.
Noch mehr Leute schlenderten herbei, und ein weiteres Blitzlicht leuchtete auf. Stefano fluchte leise, ließ ihre Hand los und zog sein Jackett aus.
Kikis Hirn arbeitete auf Hochtouren.
Sie waren auf dem unteren Deck und würden nur in seine Kabine gelangen, wenn sie den Fahrstuhl nähmen.
„Nicht in den Fahrstuhl!“, stieß sie hervor, als er wieder ihre Hand ergriff.
Stefano nickte und führte sie zur Treppe. Wieder liebkoste er mit dem Daumen ihre Handfläche, als wenn er wüsste, welche Macht er dadurch über sie hatte, und Kiki wurde willenlos, als sie eine Nische im Treppenhaus erreichten.
Stefano drehte sie um, sodass ihr Rücken an der Wand lehnte, hob ihr Kinn und küsste sie. Sein Kuss war sanft, aber dennoch spürte sie dahinter eine aufgestaute Kraft und eine Glut, die ihr die Knie weich werden ließen. Er küsste sie so lange, bis sie kaum noch stehen konnte und ihm blind bis zur Reling und von da ins Wasser gefolgt wäre.
Danach zog er sie mit sich die Treppe hoch und schob sie eine Etage höher schnell in einen Lift. Die ganze Zeit über ließ er ihre Hand nicht los.
Nur mühsam gelang es Kiki, sich aus seinem Bann zu lösen und sich umzusehen. „Kein Lift, habe ich gesagt“, stieß sie hervor. Sie versuchte, ihre Hand freizubekommen, aber er ließ sie nicht los.
„Sei froh, wenn ich nicht noch viel Schlimmeres mit dir mache“, flüsterte Stefano ihr ins Ohr.
Die Vorstellung war beunruhigend erregend.
„Kannst du bitte meine Hand loslassen?“ Kiki sprach ein bisschen zu laut, aber das hatte den gewünschten Effekt. Alle drehten sich nach ihnen um, und Stefano ließ ihre Hand schnell los.
„Könnte bitte jemand auf die Fünf drücken?“
Kiki brannten die Ohren, als alle sie ansahen, aber das war ihr jetzt egal. Sie würde sich nicht von einem königlichen Tyrannen einschüchtern lassen. Das hier war gefährlich – nicht nur seinetwegen.
Der Fahrstuhl hielt, und Kiki stieg aus, ohne dass Stefano sie zurückhielt. Als die Türen sich wieder schlossen, eilte sie, so schnell sie konnte, zu ihrer Kabine.
Morgens um fünf legte das Schiff in Livorno an. Kiki wachte nach einer unruhigen Nacht völlig zerschlagen auf.
Sie war gleichzeitig froh und enttäuscht, dass sie nicht sehen würde, wie Stefano mit seinem Hofstaat das Schiff verließ. Trotz ihres Widerstandes hatte er erneut ihr Herz erobert, und sie musste sehen, wie sie damit klarkam.
Dieser Tag war fast so wichtig wie der morgige. Sie musste sich von Kollegen verabschieden, die ihre Freunde geworden waren, und ein Zimmer finden, wo sie übernachten konnte.
Danach musste sie die letzte Woche vergessen und sich einen neuen Plan überlegen.
Als Kiki in den Sanitätsbereich kam, waren Will und Ginger in eine heftige Diskussion verwickelt.
„Alles in Ordnung hier? Gibt es ein Problem?“
Gingers Wangen waren tränenüberströmt, Wilhelm war rot und sah wütend aus, und beide schauten sie unbehaglich an, als Kiki näher trat.
„Sagen Sie es ihr.“ Wills Stimme klang scharf.
Ginger rang die Hände, als sie sich zu Kiki umwandte, und ihre Stimme klang schwach. „Es tut mir leid …“, begann sie.
Das gefiel Kiki immer weniger. „Was tut dir leid, Ginger?“
Wilhelm hielt es nicht länger aus. „Es tut ihr leid, dass sie dein Foto und eine süffisante Klatschgeschichte an ihren Exfreund gemailt hat. Du und dein Prinz macht heute in ganz Italien Schlagzeilen.“
Kiki wurde blass. „Welche Geschichte?“
„Dass du eine Affäre mit Prinz Stefano hattest.“ Wilhelm wandte den Blick ab, weil er sie nicht ansehen konnte, als das Schlimmste kam. „Und dass er nicht bei dir war, als du Anfang des Jahres eine Fehlgeburt hattest.“
Kiki wurde übel, dann wütend. „Woher wusstest du
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