Julia Extra Band 368
Aber jetzt war es zu spät. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, sich derart zur Schau zu stellen …
Ginger hatte herausbekommen, dass Stefano in der Kapitänsloge sitzen würde, sodass er einen guten Blick auf alle Gäste haben würde. Bei dem Gedanken hob sich Kikis Stimmung wieder.
Hinter der Bühne angekommen, musste sie sich jedoch allerlei Bemerkungen gefallen lassen, da Miko wegen einer Restaurantkrise noch nicht aufgetaucht war. Schließlich blieb Kiki an Wills Seite, damit er jeden finster ansehen konnte, der auch nur eine Braue hob.
„Ich weiß nicht recht, ob Nick deine Aufmachung gutheißen würde, Kiki“, sagte Will, der überall hinsah, nur nicht zu ihr.
Fast hätte Kiki ihm tröstend den Arm getätschelt. „Ich bin ein großes Mädchen Will.“
„Ich wusste bisher gar nicht, wie groß“, erwiderte er trocken.
„Wilhelm, fang du nicht auch noch an!“
Zum Glück tauchte jetzt endlich Miko auf, musterte sie beifällig und küsste ihr dann die Hand.
„Ich sehe, dass wir es heute auf Wirkung ankommen lassen, Süße. Ich werde mich der Aufgabe gewachsen zeigen.“ Dann zwinkerte er ihr so frech zu, dass Kiki lachen musste.
„Nun, du bist knapp dran.“
„Berufsrisiko.“ Er drückte ihr die Hand, merkte, wie kalt ihre Finger waren, und rieb sie zwischen seinen. „Genieß deine letzte Nacht an Bord.“
Kiki entspannte sich ein wenig. Miko schaffte es immer, dass sie sich besser fühlte.
„Ich verspreche dir, dass wir Spaß haben werden.“
Kiki würde diese Leute nie wiedersehen und nie wieder etwas Vergleichbares erleben, da konnte sie genauso gut alles geben.
Sie hob den Kopf und lächelte.
Jetzt waren sie dran. Das rote Licht leuchtete auf.
Das passt zu meiner Aufmachung, dachte Kiki ironisch, als Miko ihr den Arm reichte.
Er tätschelte ihr die zitternden Finger. „Gutes Mädchen. Dann mal los.“
Entspannt plauderte Stefano mit der Frau des Kapitäns. Das war gewohntes Terrain für ihn. Er hatte versprochen, dass er sich die Show angucken würde, aber er wünschte, dass alles schon vorbei wäre, damit er sich eine neue Strategie überlegen könnte, um Dr. Fender zu verführen.
Jetzt änderte sich die Musik zum unverkennbaren Rhythmus eines Tangos, und Stefano hielt wie alle anderen Männer im Zuschauerraum den Atem an, als Kiki auf die Bühne trat.
„Ist das nicht die Ärztin?“, hörte er Theros fragen, aber er konnte den Blick nicht von Kiki abwenden.
Ihr Anzug saß wie eine zweite Haut, und das Licht fing sich in dem schimmernden Stoff, der ihren perfekten, sinnlichen Körper betonte. Stefano wurde der Mund trocken.
Wie hypnotisiert folgte er jeder Drehung und jedem Schwung. Die Frau in Silber brachte sein Blut zum Kochen. Nie hatte er sie mehr begehrt.
Dann ging ihm auf, dass jeder Mann im Raum Kiki ebenso anstarrte und begehrte.
Als hinter ihm ein Blitzlicht aufzuckte, biss Stefano die Zähne zusammen und musste sich zwingen, sich nicht die Kamera zu schnappen und sie in tausend Stücke zu schlagen.
Insgeheim musste er die Anmut und die Kunst ihres Tanzes bewundern, die Präzision, mit der Mann und Frau ihre Bewegungen aufeinander abgestimmt hatten, aber er hätte die Kronjuwelen dafür gegeben, wenn der Tanz eher zu Ende gewesen wäre.
Wie konnte Kiki sich nur dermaßen zur Schau stellen?
Kaum war der Tanz vorbei, kam auch der Rest der Crew für das Finale auf die Bühne, und erneut gab sie sich allen Blicken preis.
Stefano knirschte mit den Zähnen, während die Crew das Abschiedslied sang. Danach gab es tosenden Applaus, und Stefano fragte sich, wie viel davon Kiki galt.
Schließlich konnte er sich von seiner Gruppe loseisen und einigermaßen beherrscht zum Bühnenausgang schlendern, aus dem Kiki gerade in einer Gruppe heraustrat.
Ah, gut, jetzt trug sie einen Mantel. Sie lachte, und das fachte seinen Ärger noch mehr an, aber er war kein Dummkopf.
Miko entdeckte ihn als Erster. „Da naht die Vergeltung“, wisperte er ihr zu.
Kiki zwang sich zu einem Lächeln. „Hat dir die Show gefallen, Euer Hoheit?“
„Höchst erhellend.“ Er lächelte ihre Begleiter an, gesellte sich zu Kiki und ergriff ihre Hand als unmissverständliches Zeichen für jeden. „Was für ein unartiger Anzug.“
Mit dem Daumen streichelte er ihre Handfläche, und fast hätten Kikis Knie nachgegeben.
Das war nicht das, was sie sich vorgestellt hatte. Kampfbereit wusste sie mit seinem sanften Ton nichts anzufangen, noch dazu, da seine Berührung sie wie immer
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