Julia Extra Band 368
würde die Wahrheit herausfinden. Er würde Kiki bei sich behalten, bis der Skandal vergessen war, damit sie nicht noch mehr Lügen verbreiten konnte.
Was Stefano besonders mitnahm, war der Umstand, dass bisher immer er derjenige gewesen war, der seine Familie vor Skandalen beschützt hatte. Damit hatte er seine Schuld vielleicht ein bisschen abbezahlen wollen. Er hatte der Sohn sein wollen, den sein Vater sich gewünscht hatte und der Theros nicht mehr sein konnte.
Seinetwegen.
Aber das hier war alles seine Schuld und die der Frau neben ihm. Sie hatten Schande über das Haus der Mykonides gebracht. Er musste jetzt stark sein. Was er vorhatte, war nicht die optimale Lösung, aber vielleicht gewann er dadurch etwas Zeit und konnte seiner Familie eine weitere Rufschädigung ersparen, bis die Wahrheit ans Licht kam.
Kiki konnte spüren, wie angespannt Stefano war. Nun, wahrscheinlich hatten die Nachrichten, die er am wenigsten erwartete, seinen Schutzschild durchbrochen.
Als Stefano sie ansprach, klang er wie ein Fremder, der eine entfernte Bekannte traf, die er nicht besonders mochte.
„Es sieht so aus, als wenn du nun doch nach Aspelicus kommen müsstest. Dort bist du in Sicherheit, bis sich der Sturm gelegt hat. Über den Rest reden wir später, wenn ich sicher sein kann, dass ich nichts tue, was ich später bereue.“
Kiki setzte sich gerader hin. Als wenn es nichts gäbe, was sie zu bereuen hatte. Er tat ja geradezu so, als hätte sie diese öffentliche Hinrichtung arrangiert. Dabei war er nicht mal da gewesen, um ihren Kummer zu teilen.
„Ach so, es geht wieder mal nur um dich . Wie typisch!“
Voller Abscheu sah Stefano sie an. „Ach ja? Mir sagst du nichts, aber den Zeitungen erzählst du alles.“
„Denkst du wirklich, ich würde einen solchen Schmerz vor der ganzen Welt ausbreiten?“ Kiki wandte sich ab und sah aus dem Fenster. „Du kennst mich kein bisschen.“
Kiki konnte nicht fassen, dass er sie dessen für fähig hielt.
Sie war also auf dem Weg nach Aspelicus. Aber sie war zu ausgelaugt, um sich jetzt dagegen zu wehren. Selbst wenn er sie zum Mond brächte, wäre es ihr im Moment egal. Hätte das Schicksal es anders gewollt, würde sie jetzt mit zusammengebissenen Zähnen in den Wehen liegen. Stattdessen sah Stefano sie als Schuldige, die ihm Unrecht getan hatte.
Am liebsten hätte Kiki sich versteckt und nur noch geweint. Aber diese Befriedigung wollte sie Stefano nicht gönnen. Stattdessen sah sie blind aus dem Fenster, bis sie am Flughafen angekommen waren.
Ehe sie ausstiegen, musste Stefano noch etwas wissen. „Deine Schwangerschaft – war das Kind von mir?“
Kikis Kopf fuhr herum, als sie ihn so angewidert anstarrte, dass er zusammenzuckte. Kannte sie diesen Mann überhaupt?
Zumindest hatte er die Höflichkeit, sich zu entschuldigen.
Aber es war zu spät. Wie hatte sie nur je glauben können, diesen Mann zu lieben?
„Zu spät. Diese Worte kannst du nie mehr zurücknehmen.“
Ausdruckslos sah Stefano sie an. „Und wann wolltest du mir erzählen, dass du schwanger bist?“
Kalt sein konnte sie auch. Das fiel ihr leicht, denn innerlich fühlte sie sich wie abgestorben. „Sobald du zurückgekommen wärst. Aber das bist du nicht. Da habe ich versucht, dich anzurufen, aber nicht mal da bist du ans Telefon gegangen.“
Ihre Tür wurde von außen geöffnet, und jetzt wirkte der Hubschrauber fast schon vertraut. Kiki war froh, als sie hinten Platz nahm, während Stefano sich auf den Pilotensitz setzte.
Vom Flug bekam Kiki nicht viel mit, ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander. Als sie vor dem Palast landeten, musterte sie das Empfangskomitee, das dort wartete, gleichgültig. Stefano stieg zuerst aus und schirmte sie gegen die Menge ab. „Wir sind im Moment verlobt, um das Gesicht meiner Familie zu wahren. Vielleicht kann ich damit ein bisschen Schadensbegrenzung betreiben. Nach einiger Zeit können wir die Verlobung wieder lösen.“
Das traf Kiki wie ein Schlag in den Magen. Konnte der Tag noch schlimmer werden?
„Ich werde nichts dergleichen vorspielen.“
Kiki wollte nie wieder die Außenseiterin sein, wie sie es in ihrer Kindheit gewesen war.
„Das ist kein Spiel.“ Stefano zog eine Schachtel aus der Tasche und steckte ihr einen Ring an den Finger, ohne dass sie sich rührte. Der riesige Diamant schien sie zu verspotten. „Aber es wird nur vorübergehend sein.“
„Dann ist ja alles gut.“ Kiki unterdrückte ein hysterisches Auflachen. „Daran bin ich
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