Julia Extra Band 368
bei dir gewöhnt.“
Sein Griff wurde fester. „Kannst du nicht sehen, dass du schon genug Schaden angerichtet hast?“
Kiki war müde. Was war denn bitte mit dem Schaden, der ihr zugefügt worden war?
Stefano hielt immer noch ihre Hand, aber diesmal flogen keine Funken. Ihre Trauer entfremdete sie einander vollkommen, und sie sollte froh darüber sein. Was hatte sie denn erwartet? Dass er sie in die Arme nahm und mit ihr weinte und ihr sagte, dass es ihm leidtat, dass er nicht für sie da gewesen war? Unwahrscheinlich. Aber es wäre schön gewesen.
Stefano wandte sich um, um sie den Menschen vorzustellen, die auf sie warteten.
Kiki verstand nichts mehr. Wie sollte eine falsche Verlobung in dieser Situation helfen? Aber sie zwang sich trotzdem zu einem Lächeln und murmelte: „Hallo.“ Dann zog Stefano sie mit sich zu einer Stelle, wo das Hauspersonal aufgereiht stand, und alles ging von vorn los.
Kaum waren sie im Palast, ließ Stefano ihre Hand los und ging voraus, Kiki folgte ihm die Treppe hoch zu den Privaträumen und wurde mit jedem Schritt unglücklicher. Schließlich kamen sie ganz oben in einen langen Flur.
An einer weißen Doppeltür ließ Stefano ihr den Vortritt und folgte ihr dann. „Das waren die Räume meiner Mutter. Es wird erwartet, dass du jetzt hier wohnst. Hier kannst du dich sammeln und nachdenken, bis ich dich hole.“
Er wollte sie einfach alleinlassen?
Stefanos Miene wurde etwas sanfter, und Kiki dachte, dass er ihr etwas Tröstendes sagen würde, aber dann schüttelte er nur den Kopf. „Das Ganze ist ein Fiasko. Ich muss jetzt zu meinem Vater.“
10. KAPITEL
Es war eher eine Tragödie als ein Fiasko.
Zitternd stand Kiki in dem riesigen Zimmer mit lauter Türen, die alle geschlossen waren, als wollte man sie aussperren. Sie wusste nicht, was sie jetzt machen sollte. So betäubt und deprimiert hatte sie sich zuletzt in der Nacht gefühlt, als sie ihr Baby verloren hatte.
Stefano ging davon, aber er konnte das Bild von Kikis blassem Gesicht nicht abschütteln. Sie hatte furchtbar verloren gewirkt. Aber er musste sein Herz ihr gegenüber verschließen. Schließlich war der ganze Ärger erst durch seine Nachgiebigkeit entstanden. Er musste auch die Schuldgefühle verdrängen, denn eine kleine Stimme sagte ihm, dass er nicht intensiv genug versucht hatte, die Frau wiederzufinden, die ihm alles gegeben hatte.
Er fühlte sich leer – kam das daher, dass er etwas verloren hatte, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass es ihm so viel bedeutete? Aber das alles wurde von dem Gefühl überschattet, dass er seine Familie erneut im Stich gelassen hatte.
Kiki war auf dem Sofa eingeschlafen, und als sie wach wurde, saß Stefano ihr gegenüber und betrachtete sie mit unergründlicher Miene.
Rasch setzte sie sich auf und versuchte, sich das Haar zu glätten.
„Fühlst du dich jetzt besser?“ Sein Ton klang weder freundlich noch abweisend.
Kiki blinzelte. „Kommt darauf an. War das alles nur ein böser Traum?“
Er schüttelte den Kopf. „Es ist ein schlechter Traum.“
Kiki seufzte. „Dann geht es mir nicht besser.“
Fast hätte er gelächelt. „Ich muss mich entschuldigen, weil ich davon ausgegangen bin, dass du dich an die Zeitung gewendet hast.“
Das war doch mal ein Lichtblick. „Dann glaubst du mir?“
Verlegen sah er weg. „Dein Freund Hobson hat mir alles erzählt. Er hat sich Sorgen um dich gemacht.“
Kiki seufzte. „Natürlich hast du mir nicht geglaubt.“ Sie sah sich nach etwas zu trinken um und erblickte den Ring, den sie auf den Tisch gelegt hatte. „Wie lange muss ich hierbleiben?“
Stefano war ihrem Blick gefolgt. „Gefällt dir das Apartment genauso wenig wie der Ring?“
Kiki zuckte die Achseln. „Ich habe es noch nicht gesehen. Und du hast meine Frage nicht beantwortet. Tatsächlich sagst du fast gar nichts, und ich habe es satt, im Dunkeln zu tappen.“
„Du musst so lange hierbleiben, bis ich es dir erlaube zu gehen.“
Kiki schüttelte den Kopf und stand auf. „Da mache ich nicht mit.“
Stefano seufzte. „Und wenn ich dich fragen würde, unter welchen Bedingungen du mitspielst?“
„Ich brauche einen Job.“ Wütend funkelte Kiki ihn an. „Daran bist du schuld. Und eine Wohnung. Ich will das hier vergessen und einfach weiterleben.“
Stefano hob die Hände. „Das kannst du alles auf Aspelicus haben.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich bleibe nicht in diesem Palast.“
Er zuckte die Achseln. „Erst mal geht es nicht anders,
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