Julia Extra Band 368
wunderschönen Körper zu zeigen, wie leid es Ihnen tut?“ Er flüsterte die Worte in ihr Ohr, seine Lippen streiften ihr Ohrläppchen. „Wie überaus passend. Die Jungfrau bringt sich als Opfer dar, um das Biest zu besänftigen.“
Er spreizte die Finger, sein Daumen lag an der Seite ihrer Brust. Katherine schnappte nach Luft. Er sollte sie loslassen … Er sollte sie eng an seinen Körper pressen …
Doch er blieb genau so stehen, zeichnete mit einer Fingerspitze die Kontur ihres Kinns nach, sein Gesicht direkt vor ihrem, sein warmer Atem leicht wie Schmetterlingsflügel an ihrer Wange. Eine unendlich zärtliche Geste, die in krassem Gegensatz zu seinem brodelnden Ärger stand. Aber als sie in seine Augen sah, erkannte sie dort ein anderes Gefühl – Verlangen. Ein Verlangen, so ursprünglich und stark, dass es fast greifbar war.
Dann trat er abrupt von ihr weg, und die jähe Kälte jagte Katherine eine Gänsehaut über den Körper.
„Ich brauche Ihr Mitleid nicht“, spie er aus.
Ärger kochte in ihr hoch, zusammen mit unbefriedigtem Verlangen. Die gegensätzlichen Gefühle machten sie wütend. „Ich habe kein Mitleid mit Ihnen“, zischte sie. „Mir tut leid, was mit Ihrer Familie passiert ist, und mir tut leid, was Sie durchmachen müssen. Keinem Menschen sollte so etwas widerfahren. Aber im Moment benehmen Sie sich einfach nur wie ein Trottel, und mit Trotteln habe ich kein Mitleid. In acht Wochen heiraten wir. Ich bin bereit, Ihnen zu helfen. Sie sollten nämlich einen Weg finden, sich zivilisiert zu benehmen. Und damit beziehe ich mich nicht auf die Flashbacks.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und verließ würdevoll seine Suite.
Die Macht, mit der die Reue über Zahir hereinbrach, schockierte ihn. Auch die Erregung machte sich noch immer schmerzhaft bemerkbar. Er biss die Zähne zusammen. Fünf Jahre lang hatte sich nicht das geringste körperliche Verlangen in ihm gerührt, doch Katherine hatte diese Gefühle zu neuem Leben erweckt, schon in dem Moment, als sie in sein Arbeitszimmer geplatzt war. Und jetzt …
Als er von seinem Ritt durch die Wüste zurückgekehrt war, hatte sie über sein Bett gebeugt dagestanden, ihr reizendes Hinterteil ihm zugewandt … die Fantasie eines jeden Mannes. Er hatte sie auf das Bett drücken wollen, ihr die Kleider vom Leib reißen, sich in Lust und Leidenschaft verlieren …
Früher hätte er sein Interesse deutlich gezeigt. Er hätte sie verführt und Leidenschaft in ihr erweckt. Bevor er Amarah traf, hatte er Erfolg bei den Frauen gehabt, ohne sich große Mühe geben zu müssen. Die Frauen hatten ihm willig ihre Zeit und ihren Körper geschenkt, und er hatte es genossen.
Doch der Mann, der er heute war … Selbst wenn es eine Frau geben sollte, die bereit wäre, mit dem Biest das Bett zu teilen, würde er sich die Leidenschaft versagen. Sex und Erlösung waren damals wichtig gewesen, heute war Kontrolle unerlässlich.
Allerdings hatte Katherine seine Kontrolle ins Wanken gebracht. Und wenn er die Ketten abwarf, die er sich selbst angelegt hatte … Er konnte nicht wissen, was dann passieren würde.
Wenn sie ihm helfen wollte, dann würde er ihre Hilfe annehmen. Schließlich musste er die Hochzeitszeremonie überstehen, möglichst ohne Flashbacks. Er würde es schaffen. Und er würde seine Gefühle für Katherine beherrschen.
Eine andere Option gab es nicht.
„Also, was schlagen Sie vor?“
Mit dieser Frage erschien Zahir am nächsten Morgen im Innenhof.
Katherine saß am Frühstückstisch, das Haar zu einem adretten Knoten im Nacken zusammengesteckt. Ihre Hand mit der Kaffeetasse verharrte auf dem Weg zum Mund mitten in der Luft, als sie ihm aus großen grünen Augen entgegensah. „Entschuldigung?“
„Wie können wir die Flashbacks ausschalten? Gestern schienen Sie doch noch voller Ideen zu sein.“
„Und Sie sahen aus, als wollten Sie mich noch in der Nacht aus dem Palast werfen.“
„Das war gestern.“
„Und heute ist es nicht mehr wichtig?“
„Genau.“ Er winkte ab. Er war darüber hinweg. Hinweg über die Flutwelle der Lust und den Ärger, der sich mit hineingemischt hatte. Heute war der Krieger in ihm bereit für den Kampf. Der Krieger, der sich in den letzten fünf Jahren als Regent verkleidet hatte. Kontrolle reichte nicht, er musste die Dämonen, die ihn beherrschten, beim Kragen packen und ihnen die Luft abwürgen.
„Mir ist es aber wichtig. Ich bin nicht Ihr Feind, Zahir. Ich kämpfe nicht gegen Sie, sondern ich
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