Julia Extra Band 368
Leben hatten die Dinge sich weiterentwickelt. Altina hatte sich verändert, sie hatte neue Ziele für sich gefunden, neue Wege, um sich nützlich zu machen. Aber hier in Hajar schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Und Zahir mit ihr.
Nein, so stimmte das nicht. Er hatte sich verändert. Er war düster und verbittert geworden. Verloren in seiner eigenen Hölle, und niemand war gekommen, um ihm herauszuhelfen.
Ärger durchzuckte sie. Wie hatte seine Verlobte ihn einfach verlassen können? Katherine wusste, sie wäre bei Malik geblieben, und sie hatte ihn nicht einmal geliebt. Aber sie hatte ein Versprechen gegeben, und sie hätte ihr Wort gehalten.
Nun, Amarah war nicht mehr da … Aber sie. Sie hatte Zahir ihr Wort gegeben, seine Frau zu werden. Und selbst wenn sie nur seine Frau auf Zeit sein würde, so würde sie alles ihr Mögliche für ihn tun.
Katherine machte sich auf den Weg zu seinen Gemächern, ihre Schritte hallten laut durch die leeren Korridore. Ihr fiel auf, dass sie immer diejenige war, die nach ihm suchte. Zahir war nur einmal in ihre Suite gekommen – um sie wegzuschicken.
Die Distanz zwischen ihnen schien ihr nicht richtig zu sein, nicht, wenn sie diese Verbindung eingehen wollten. Und vor allem nicht nach dem, was heute passiert war.
Sie schob die Tür zum Fitnessraum auf. Er war leer, aber sie hatte auch nichts anderes erwartet. Sie durchquerte den Raum, strich mit den Fingern leicht über die verschiedenen Geräte. Zahir trainierte seinen Körper unerbittlich – weil er keine Schwächen zeigen wollte.
Und sie hatte ihn innerhalb einer Woche gleich zweimal dazu gebracht, Schwäche zu zeigen. Sie fühlte sich elend bei dem Gedanken.
Zwischen dem Fitnessraum und Zahirs Suite lag ein kurzer Verbindungskorridor. Seine Zimmer waren ebenfalls leer. Nicht nur er war nicht hier, es gab auch kaum Mobiliar – ein Bett, ein Schrank, eine Sitzgelegenheit. Und eine Stange, offensichtlich angebracht, um jederzeit Klimmzüge machen zu können. Der Mann schien ständig überschüssige Energie abarbeiten zu müssen.
Sie blickte zu dem Bett mit den zerwühlten Kissen. Also hatte er hier gelegen und keinen Schlaf gefunden. Wieder fühlte sie diesen Stich in ihrer Brust.
Katherine ging zum Bett und begann damit, Laken geradezuziehen und Kissen aufzuschütteln. Nur um etwas zu tun zu haben, während sie darüber nachdachte, wie ihr nächster Schritt aussehen sollte. Irgendetwas musste sie unternehmen, um seinen Alltag, in dem er sich wohlfühlte, den sie jedoch mit ihrem Auftauchen zerstört hatte, wieder sicher zu machen.
Sein Leben lag doch schon in Scherben. Du hast nur getan, was du tun musstest. Du hast ihn zu nichts gezwungen. Und er hat zugestimmt. Weil er, genauso wie du, weiß, dass es das Richtige ist.
„Was tun Sie da?“
Katherine fuhr herum. Zahir stand im Türrahmen, im schwachen Mondlicht glitzerten Schweißtropfen auf seiner nackten Brust.
„Ich kam her, um …“
„Sie können mich einfach nicht in Ruhe lassen, was?“
Die Verzweiflung, die in seinen Worten mitschwang, schockierte sie. „Wie könnte ich das, nach all dem, was Sie gesagt haben?“ Ihr Puls hämmerte rasend schnell in ihrer Kehle.
„Schwer kann das nicht sein. Die anderen tun es schon seit fünf Jahren, lernen Sie daraus. Ich habe dieser Heirat auf dem Papier nur zugestimmt, damit ich Sie endlich ignorieren kann“, knurrte er wild, die in ihm tobende Wut nur mühsam gezügelt.
„Warum haben Sie dann überhaupt zugestimmt?“
„Weil es das Beste für mein Volk ist. Ich zeige mich vielleicht selten in der Öffentlichkeit, aber das heißt nicht, dass ich meine Verantwortung gegenüber der Nation vernachlässige.“
„Das, was heute passiert ist, tut mir leid.“
Er kam in den Raum hinein, und plötzlich schien das Zimmer zu schrumpfen. „Das mit heute tut Ihnen leid, das mit dem Tisch tut Ihnen leid … Sind Sie deshalb hier, um mir zu zeigen, wie leid Ihnen alles tut?“
Unvermittelt trat er zu ihr, schlang den Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Katherine spürte seine Lippen an ihrem Hals, sie fühlte, wie ihre Beine zu zittern begannen. Nicht aus Angst, sondern aus einem ganz anderen Grund … Es war dieses starke Gefühl der Anziehung, das sie unweigerlich zu ihm hinzog, schon seit dem Moment, als sie zum ersten Mal sein Arbeitszimmer betreten hatte.
Selbst jetzt, da seine Wut auf sie zielte, spürte sie es. Es ließ sich nicht ignorieren.
„Sind Sie gekommen, um mir mit Ihrem
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