Julia Extra Band 368
alles in Ordnung, oder?“
„Heute findet die Feier statt“, sagte er lediglich. „Also lass uns feiern gehen.“
Die Limousine brachte sie zum Marktplatz im Zentrum der Hauptstadt. Absperrungen hielten die Menge zurück, vor und hinter dem Wagen fuhr der Konvoy der Wachen. Es war alles für die Sicherheit getan worden, dennoch achtete Katherine genau darauf, ob sich bei Zahir Zeichen von Anspannung oder Panik zeigen würden. Sie selbst war so nervös, dass sie feuchte Hände bekam.
„Und was passiert jetzt?“, fragte sie, als die Limousine neben einer erhöhten Bühne zum Stehen kam.
„Jetzt halte ich eine Rede.“
„Vor der Menge?“
Er grinste schief. „Das Risiko eines jeden Politikers.“
„So siehst du dich? Als Politiker?“
„Es ist mir bestimmt.“
Sie lächelte ihn an, auch wenn ihr beinahe die Tränen kamen. Ein überwältigender Stolz auf ihren Mann machte es ihr unmöglich, auch nur ein Wort hervorzubringen.
Die Türen wurden für sie geöffnet, sie stiegen aus. Zahir bot Katherine seine Hand. „Kommst du?“
Sie legte ihre Finger in seine und ließ sich von ihm bis zur Bühne führen. Jubel brandete in der Menge auf, es erinnerte Katherine an das Summen eines geschäftigen Bienenstocks und machte sie schwindlig. Eine Feier in Hajar war definitiv lauter und lebendiger als in Altina. Es gefiel ihr. Und die allgemeine Freude galt Zahir.
„Geh du“, sagte sie, als sie an der Bühnentreppe ankamen.
Er sah in ihr Gesicht, dann ließ er ihre Hand los und stieg zur Bühne hinauf. Sobald er dort oben stand, verstummte die Menge. Alle Augen richteten sich auf das Biest von Hajar.
„Viel zu lange hing eine dunkle Wolke über unserem Land.“ Zahir sprach in Arabisch, und Katherine klaubte ihre Sprachkenntnisse zusammen, die sie inzwischen erworben hatte. „Manche werden vermutlich behaupten, ich sei diese Wolke gewesen. Doch so wird es nicht länger sein. Wir sind eine große Nation und ein starkes Volk. An dem Tag, an dem unsere Freiheit und unser Glück angegriffen wurden, haben wir alle viel verloren. Und wir haben Narben davongetragen.“ Ein Raunen ging durch die Menge, und Zahir fuhr fort: „Doch wir sind stärker aus der Tragödie hervorgegangen, stärker als zuvor. Und wir werden uns auf die Zukunft konzentrieren, ohne die zu vergessen, die wir verloren haben, ohne zu vergessen, welches Geschenk wir erhalten haben. Wir leben weiter, und es ist wichtig, was wir mit diesem Leben anfangen. Diese Lektion habe ich von meiner Frau Katherine gelernt, eurer Scheicha.“
Katherine wischte sich Tränen von der Wange, als Zahir sie zu sich nach oben auf die Bühne holte. Sie stellte sich neben ihn und winkte bewegt der jubelnden Menge zu … ihrem Volk. Als Zahir ihre Hand nahm, wurden die Bravorufe ohrenbetäubend.
Still und würdevoll stand er da – der Mann, der bereit war, sein Volk von jetzt an auf eine neue Art und Weise zu regieren. Als das Biest hatte er die Bühne betreten, als der Scheich seines Volkes stieg er sie wieder hinab.
Die Stimmung bei der Hochzeitszeremonie in Hajar war eine ganz andere als in Altina. Katherine hatte vor allem die Vorbereitungen genossen. Sie hatte sich lange in einem duftenden Bad geräkelt, in das würzige Öle und Jasminblüten gegeben worden waren, dann hatte man ihre Hände und Füße mit warmen Cremes massiert, um die Haut zart und weich zu machen. Und schließlich hatten die Frauen Stunden daran gesessen, um die filigranen Muster mit Henna auf ihre Haut aufzutragen.
Die gemalten Ranken, die sich an ihren Beinen hinaufwanden, gefielen ihr besonders. Für den Scheich, hatte eine der Frauen mit einem wissenden Lächeln gesagt. Und ja, Katherine glaubte auch, dass es dem Scheich gefallen würde.
Das Büfett beim Empfang bestand aus unzähligen Speisen, dermaßen viele verschiedene Gerichte hatte Katherine noch nie gesehen. So viele Gäste waren gekommen, sie aßen und redeten und lachten. Es war wie ein Fest der Heilung für die Nation – und für ihren Herrscher.
Ein Orchester spielte, Bauchtänzerinnen traten auf. Die Frauen wirkten verlockend wie Sirenen, langes dunkles Haar wirbelte um kaum verhüllte Brüste, Hüften schwangen aufreizend sinnlich zur Musik.
Unter dem Tisch legte Katherine die Hand auf Zahirs Schenkel und lehnte sich zu ihm. „Wie wäre es, wenn ich lernte, so zu tanzen?“ Sie lächelte entzückt, als er sie empört ansah. „Nicht vor anderen Leuten …“ Sie ließ ihre Finger höher gleiten. „Nur für
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