Julia Extra Band 368
Fenster, mit dem Rücken zu ihr, und sah hinaus auf den Sonnenaufgang.
„Jeden Morgen empfinde ich tiefe Dankbarkeit, dass ich mein Augenlicht nicht komplett verloren habe“, sagte er.
Katherine setzte sich auf. „Jeden Morgen?“
„Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke.“ Er drehte sich zu ihr um. „Es wäre schrecklich gewesen, dein Gesicht nie gesehen zu haben.“
Er klang so seltsam, so kontrolliert. Er erinnerte sie an den Mann, dem sie damals beim ersten Treffen in seinem Arbeitszimmer gegenübergestanden hatte, nicht an den, der sie in der Nacht so leidenschaftlich geliebt hatte.
„Wenn du nach Altina zurückkehren möchtest, so steht es dir frei, das zu tun.“ Seine Worte klangen unerwartet hart und abgehackt.
„Was?“
„Ich brauche dich nicht länger hier. Als wir unsere Vereinbarung schlossen, dachte ich es zuerst … Aber nun hast du die offizielle Vorstellung hinter dich gebracht. Natürlich solltest du regelmäßig nach Hajar kommen, aber mein Volk wird verstehen, dass du gehst, da dein Vater krank ist. Du hast Pflichten zu Hause wahrzunehmen.“
Sein Volk, nicht ihres. Gestern hatte sie sich noch Hajar zugehörig gefühlt. Hatte sich als Teil von ihm gefühlt. Heute zog er die Grenze. Es lag weder Ärger noch Bösartigkeit in seiner Stimme, nur kalte Sachlichkeit.
„Und all die Dinge, die du gesagt hast … hatten sie keine Bedeutung? Willst du wirklich, dass ich gehe?“
„Es war gut zwischen uns.“ Er drehte sich wieder dem Fenster zu. „Aber ich trage eine große Verantwortung, und deine Anwesenheit lenkt mich nur ab. Ich muss mich konzentrieren können.“
Maßlose Wut flammte in ihr auf. Er mochte vielleicht damit gesegnet sein, nichts zu fühlen, doch sie fühlte alles. Und sie gedachte nicht, es in sich hineinzufressen. „Ich bin also nur eine Ablenkung für dich? Ich habe dir also nicht geholfen? Und wie nennst du das, was in der Nacht zwischen uns passiert ist?“
Er schluckte. „Es wäre nicht passiert, wenn ich dich nicht geheiratet hätte. Ursache und Wirkung. Wie auch immer … Ich dachte, es wäre dir recht, diese Ehe von Altina aus zu führen.“
„Das war vorher.“
„Wann? Vor dem Sex? Das war kein Zeichen von …“ Er räusperte sich. „Der Sex ändert nichts. Das wusstest du.“
Mit ihrem Verstand hatte sie es gewusst, doch ihr Herz war völlig anderer Meinung gewesen. Sie hatte geglaubt, er hätte es ebenso gespürt. Die Dinge, die er ihr gesagt hatte … „Doch, Zahir, es hat etwas geändert. Du hast gesagt, ich sei anders.“
Ein Muskel zuckte in seiner Wange. „Das bist du auch.“
„Warum dann …“
„Ich gebe dir deine Freiheit!“, donnerte er. Das Biest kam zum Vorschein, eine Seite an ihm, die Katherine nahezu vergessen hatte. „Ich lasse dich gehen, damit du endlich all das verwirklichen kannst, was du dir wünschst. Warum streitest du mit mir?“
„Weil ich mich verändert habe. Meine Gefühle haben sich geändert. Du … du hast mir geholfen, Dinge über mich selbst zu erkennen. Du hast mir klargemacht, dass ich ich selbst sein kann.“
Er schüttelte den Kopf. „Rede nicht weiter.“
Und sie gehorchte widerspruchslos. Weil sie gar kein weiteres Wort mehr hervorbrachte, selbst wenn ihr Leben davon abhinge. Tränen brannten in ihrer Kehle, Tränen, die sie mit aller Macht zurückhielt.
„Ich will nichts über deine Gefühle hören“, sagte er barsch. „Für mich besitzen sie keinerlei Bedeutung.“
„Doch, das tun sie, ich weiß es. In der Nacht hast du mir gesagt, dass ich deine Hoffnung bin. Ich habe dir geglaubt …“
„Du hast recht, ich habe all diese Dinge gesagt und sie ernst gemeint. Du bist wie ein heller Stern, Katherine, du bist alles, was ein Mann sich wünschen kann. Aber ich bin innerlich tot, ich kann nichts fühlen. Du verdienst einen Mann, der fühlt.“
„Seit wann steht es dir zu, mir zu sagen, was ich verdiene?“, fauchte sie.
„Hör endlich auf, dich in mein Leben zu drängen!“, brauste er auf.
Seine Worte trafen sie bis ins Mark. „Raus“, keuchte sie. Schock und Verwirrung drohten, sie zu überwältigen, aber schon drang der Schmerz zu ihr durch – nur ein Vorgeschmack darauf, was sie in Zukunft erwarten mochte.
Er rührte sich nicht, stand reglos da und musterte sie. Wozu? Wartete er darauf, dass sie zusammenbrach? Wollte er sich an ihrer Verzweiflung weiden? „Geh endlich“, forderte sie mit letzter Kraft, und dieses Mal nickte er knapp und verließ das
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