Julia Extra Band 368
ich auch an dem, wo die Cessna steht, oder?“
„Selbstverständlich.“
Prima. Nun freute Kimber sich auf den gepolsterten Sitz, denn ihr tat jeder Muskel weh. Als sie die Wagentür öffnete, starrte sie jedoch ungläubig auf … den blanken Boden. Und leere Bierdosen, die dort lagen.
Finn, der sich hinters Steuer geschwungen hatte, blickte zu ihr herüber. „Ach ja … den Beifahrersitz musste ich ausbauen. Um Holz transportieren zu können. Ist aber kein Problem.“ Er griff nach hinten und zog eine blaue Plastikkiste hervor, auf die er einladend klopfte.
„Ich soll auf einer Milchkiste sitzen?“
Er nickte. „Oder auf dem Boden. Oder ich stelle hier einen Ihrer vornehmen Koffer hin, und Sie setzen sich rittlings drauf.“
Womit hatte sie das verdient? „Dann lieber die Milchkiste.“
„Dachte ich mir.“
Kimber stieg in den SUV, nahm vorsichtig auf dem blauen „Hocker“ Platz und zog die Tür zu. Der Motor lief bereits, und schon ging die Fahrt los.
Sie klammerte sich rechts an einen Griff, links an die Mittelkonsole. Nur wenn sie sich streckte, konnte sie über das Armaturenbrett hinweg auf die Straße schauen. Und das harte Plastikgitter erwies sich als Folterinstrument. Sie stöhnte, verlagerte das Gewicht …
„Es würde nicht so wehtun, wenn Sie dort unten besser gepolstert wären“, meinte Finn Meyers.
Sie schoss einen wütenden Blick auf ihn ab. „Mein Po hat Sie nicht zu kümmern.“
„Ich dachte, das wäre mein Job – Ihren Allerwertesten heil auf die Malediven zu befördern. Wo Ihr … Freund wartet, richtig?“
„Ja.“ Gil würde bald in Singapur landen. Er war zu Recht verärgert, weil sie nicht gemeinsam anreisen konnten. Auf den Malediven würde sie ihn dafür entschädigen. In einem sexy Tanga, ihrem neuen BH mit Leopardenmuster. Ach, zum Glück hatte sie einen Koffer voller Dessous.
Finn stoppte an einem Kassenhäuschen und griff nach seiner Brieftasche. „Die Gebühren für drei Stunden in der Kurzparkzone setze ich auf Ihre Rechnung.“
„Gut“, murmelte sie.
Da Finn Meyers begann, schamlos mit der jungen Kassiererin zu flirten, nutzte Kimber die Gelegenheit, ihn zu betrachten.
Er hatte ein schönes, klassisches Profil. Der dunkle Bartschatten deutete darauf hin, dass er letzte Nacht wirklich durchgefeiert hatte. Sein dunkelblondes Haar war leicht zerzaust. Und obwohl sie ihn auf Mitte dreißig schätzte, gab er sich so lässig, so unbekümmert wie ein sehr viel jüngerer Mann.
Ja, er sah gut aus. Aber das grelle Hemd, sein Benehmen und der schäbige SUV gefielen ihr gar nicht. Und er schien wenig Ehrgeiz zu haben. Sonst würde er seinen Passagieren doch einen besseren Service bieten – wie Gepäckträger. Autositz. Na, wenigstens ein Kissen unter dem Po!
Als die Kassiererin ihm die Quittung reichte, war deutlich zu erkennen, dass sie ihm ihre Telefonnummer aufgeschrieben hatte. Finn Meyers fuhr los und wirkte sehr zufrieden mit sich. Kimber verdrehte die Augen.
Durch die offenen Fenster strömte heiße, trockene Luft in den Wagen. Und ein leichter Wind spielte mit ihrem Haar. Sie streckte sich, um jetzt etwas von ihrer Umgebung zu sehen. Dubai war eine moderne Stadt mit interessanten Wolkenkratzern und Highways. Überall ragten Baukräne gen Himmel.
„Ihr erster Besuch in Dubai?“
„Ja.“
„Wundervolle Stadt, nette Leute.“ Finn griff hinter seinen Sitz. Diesmal holte er zwei gelbe Äpfel hervor. „Möchten Sie einen?“
„Gern.“ Sie stürzte sich fast darauf und biss gierig hinein. Ihr knurrte ja schon seit Stunden der Magen.
„Was machen Sie beruflich?“
„Ich bin Anwältin.“
„Ach so.“ Er schien nicht beeindruckt zu sein, aß seinen Apfel und blickte auf die Straße.
„Wie lange dauert es bis zu dem anderen Flughafen?“
„Kommt darauf an, wie dicht der Verkehr ist. Und genau genommen ist es kein Flughafen, sondern nur ein Flugplatz.“
Das war Kimber völlig egal, solange man von dort starten konnte. Sie knabberte ihren Apfel bis zu den Kernen ab.
„Hungrig?“ Finn grinste, nahm ihr den Rest aus der Hand und warf ihn aus dem Fenster.
„Danke“, murmelte sie verlegen. Dann griff sie in ihre Handtasche, zog ein Erfrischungstuch heraus und wischte sich die Hände ab. Sie spürte Finns Blick auf sich. Seinen prüfenden Blick. Und ahnte, dass der Mann nicht gerade begeistert von ihr war. Er fand sie zu brav, ihr Gepäck angeberisch, ihren Beruf spießig. Oder?
Sie nahm ihr Schminktäschchen, sah in den Spiegel und
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