Julia Extra Band 368
erschrak – ihr Gesicht war so blass. Als sie einen Lippenstift auftragen wollte, schwenkte der SUV abrupt zur Seite, und nun hatte sie einen roten Strich auf der Wange.
Finn brach in Lachen aus.
„Das haben Sie absichtlich getan“, beschuldigte Kimber ihn und entfernte den Lippenstift mit einem Taschentuch.
„Sie brauchen keine Schminke“, meinte er. „Hier interessiert es niemanden, wie Sie aussehen.“
Sehr galant. „Mir ist es aber wichtig.“
„Warum, Modepüppchen? Sie haben Urlaub, entspannen Sie sich.“
Kimber zog die Stirn kraus. „Nennen Sie mich nicht so. Und sagen Sie mir nicht, dass ich mich entspannen soll.“
„Bekommen Sie oft zu hören, oder?“
„ Nein.“
Er lachte, was Kimber nur noch mehr ärgerte. Sie beschloss, ihn zu ignorieren, und blickte nach draußen. Dubai ähnelte einigen großen Städten in den USA. Nur sah man hier die Moscheen mit ihren Kuppeldächern, hohe Palmen und natürlich die arabischen Schriftzeichen auf den Schildern.
Und es wirkte alles neu, moderner. Die Sonne strahlte von einem blauen Himmel und tauchte die Stadt in ein rosa-goldenes Licht. Und obwohl die Autos dicht an dicht fuhren, sich viele Leute auf den Bürgersteigen tummelten, schien man in Dubai viel mehr Zeit zu haben. Es wurde seltener gehupt. Mehr geplaudert.
Es könnte an der Hitze liegen. Oder Elaina hatte recht, und die Leute waren hier einfach viel gelassener.
Es fiel Kimber schwer, sich ein so gemächliches Leben vorzustellen. Schon der Gedanke machte sie nervös. All die Dinge, die man nicht erledigt bekam! Die Arbeit, die in den Firmen liegen blieb. Die Klageschriften, die nicht rechtzeitig dem Gericht vorlagen. Na, dann würde sie verrückt werden.
„Können Sie nicht schneller fahren?“, fragte sie mit einem Blick auf den Tacho.
„Nein“, erwiderte Finn Meyers fröhlich.
Bald hatten sie die Stadt jedoch hinter sich gelassen und fuhren durch eine dünn besiedelte Gegend, wo sie an Dörfern und Wäldchen vorbeikamen. Als Kimber in der Ferne ein Flugzeug aufsteigen sah, seufzte sie erleichtert. Jetzt mussten sie gleich da sein. Gott sei Dank, denn ihr Po war schon taub. Und noch ein paar Meilen, dann würde sich das Waffelmuster der Milchkiste für immer einprägen.
„So.“ Finn verlangsamte die Fahrt und bog auf eine gepflasterte Straße ein, die über ein Feld führte.
Endlich kam eine große Halle in Sicht – der Hangar, wie Kimber vermutete. Ihr Pilot fuhr auf den Parkplatz, wo einige Lamborghinis, ein Rolls-Royce und andere Luxuslimousinen standen.
Hier gab es anscheinend viele Privatflugzeuge.
Sie atmete erleichtert auf, als der Motor verstummte. Dann brauchte sie noch einen Moment, bis sie die Kraft hatte, ihren Po zu heben. Und Finn erwies sich als Gentleman. Er kam auf ihre Seite und öffnete ihr die Tür. Doch auf High Heels aus dem SUV steigen? Leider fiel sie ihrem Piloten direkt in die Arme.
„Wow!“ Er hielt sie fest, ihre Blicke versanken ineinander.
Ja, wie gebannt starrte Kimber in seine vergnügt funkelnden Augen. Finn strahlte eine Lebensfreude aus, die für sie ungewohnt war. Sein jungenhaftes Lächeln ließ sie wohlig erschauern. Oder seine warmen Hände, die sie an ihrer Taille spürte? Oh, das … wurde ihr zu gefährlich. Hastig trat sie einen Schritt zurück.
Der Mann hatte vermutlich Übung darin, jede Frau, die ihm über den Weg lief, mit einem Augenzwinkern und einem Grinsen zu verführen.
Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und blickte auf ihr Kostüm. Es war zerknittert und fleckig. Ihre Strumpfhose hatte eine breite Laufmasche. Ihre Lederpumps waren staubig und zerschrammt. „Wo kann ich mich umziehen?“
Finn trat an den SUV, nahm ihre Koffer heraus und stellte sie auf den Boden. Dann hängte er sich einen schwarzen Rucksack über die Schulter. „Hier.“
„Auf dem Parkplatz?“ Wohl kaum. „Es gibt sicherlich Waschräume im Hangar.“
„Nicht für Frauen geeignet, fürchte ich. Da sind nur Toiletten für die Piloten und Angestellten, die alle im Stehen pinkeln.“
Kimber sah ihn empört an. „Ich soll mich also hier im Freien umziehen?“
„Ich halte ein Handtuch für Sie hoch.“ Er grinste. „Und werde nicht mal hinschauen – es sei denn, Sie möchten es.“
„Nein, danke!“, erwiderte sie verärgert. „Ich warte bis zur Landung.“
„Wie Sie möchten. Gehen wir.“ Er schlenderte in Richtung des Hangars.
„Äh … und meine Koffer?“
Finn drehte sich zu ihr um, ging jedoch rückwärts
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