Julia Extra Band 369
Angst hatte. Er sah den Puls an ihrem Hals schlagen. Wusste sie, dass sie schwanger war? Würde sie ihn damit fesseln wollen? Es ihm nicht zu sagen, so wie Rosalia es getan hatte, ergab für sie keinen Sinn.
Rosalias letzte Worte hallten noch immer in seinem Kopf nach: Ich wollte nie von dir schwanger werden. Seit den Flitterwochen nehme ich die Pille.
„Rafe?“
Er riss sich zusammen, zwang die Erinnerungen zurück. Freya war nicht Rosalia, trotzdem traute er ihr nicht. Vielleicht war sie ja auch gar nicht schwanger. Übelkeit konnte andere Gründe haben. Vielleicht war er einfach nur übertrieben misstrauisch.
Oder hoffte er etwa darauf? Wollte er noch ein Kind? Ausgerechnet von einer praktisch Fremden?
Der Gedanke war unsinnig, und doch ließ sich der winzige Hoffnungsfunken nicht verleugnen. So lange schon wünschte er sich eine Familie, hatte von dem Tag geträumt, an dem er ein Kind, eine Frau haben würde. Er konnte sich Freya mühelos als Mutter vorstellen, mit einem Baby auf ihren schlanken Armen. Ihr gemeinsames Baby. Schlagartig wurde ihm klar, dass er nicht nur ein Kind wollte, so wie bei Rosalia, sondern er wollte auch die Frau.
Freya. Schön, begehrenswert, fürsorglich … geheimnisvoll.
Rafe wusste noch immer nicht, welche Geheimnisse sie verbarg.
„Freya“, sagte er, und ihm wurde klar, dass er zum ersten Mal ihren Vornamen benutzte, als sie verwirrt blinzelte. „Ist Ihnen der Gedanke gekommen, dass Sie schwanger sein könnten?“
„Schwanger?“ Benommen schüttelte sie den Kopf, musste die irre Hoffnung unterdrücken, die bei seiner Frage aufblitzte. „Nein, nie.“
„Wieso nicht?“, fragte er kritisch.
„Weil es unmöglich ist. Ich bin unfruchtbar.“ Es tat weh, es auszusprechen.
Rafes Gesichtsausdruck änderte sich nicht. „Sind Sie sicher?“
Wut schoss in ihr auf, schleuderte die Worte heraus. „Ob ich sicher bin?“ In ihrer schrillen Stimme rauschte ein ganzer Ozean von Emotionen heran. Sie nahm sich zusammen, sie durfte diesen Emotionen nicht nachgeben. Sonst würde sie in ihnen ertrinken. „Natürlich bin ich sicher.“ Sie hatte sich wieder unter Kontrolle.
„Ist es nicht vielleicht doch möglich?“
„Nein, absolut nicht“, gab sie klirrend kalt zurück. Sie hasste ihn dafür, dass er Hoffnung in ihr aufleben ließ. Seit zehn Jahren lebte sie mit ihrer Unfruchtbarkeit, hatte sie fast akzeptiert. „Es wundert mich, dass Sie aufgrund einer Magenverstimmung auf solche Ideen kommen“, meinte sie eisig.
Er presste die Lippen zusammen. „Fünf Jahre lang habe ich bei meiner Exfrau auf Zeichen einer Schwangerschaft geachtet. Ich kenne mich aus.“
Sein Geständnis schockierte sie. „Und die ganze Zeit über ist sie nicht schwanger geworden?“
„Nein“, antwortete er tonlos. „Sie hat die Pille genommen, ohne dass ich es wusste. Sie wollte keine Kinder haben, obwohl ich …“ Er brach ab.
„Und dann wurde sie schwanger und hat es geheim gehalten?“, mutmaßte sie.
„Richtig.“ Rafe lächelte grimmig. „Muss ein Unfall gewesen sein. Sie hat mich zweimal getäuscht. Erst, indem sie verhütete, obwohl sie wusste, wie sehr ich mir Kinder wünschte, und dann, als sie mir ihre Schwangerschaft verheimlichte.“
„Jetzt verstehe ich zumindest, warum Sie auf dem Vaterschaftstest bestanden haben“, murmelte Freya.
„Mir war nicht klar, dass sie mich so sehr hasst.“ Rafe fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Ich denke, Sie sollten einen Schwangerschaftstest machen. Nur um sicher zu sein. Ich werde morgen einen für Sie besorgen.“
Freya zuckte stumm mit den Schultern. Wenn es Rafe beruhigte … Sie wusste schon jetzt, wie der Test ausfallen würde.
Positiv.
Ungläubig starrte Freya auf den roten Punkt, der besagte, dass sie schwanger war. Dabei wusste sie, dass es unmöglich war. Hektisch griff sie nach der Gebrauchsanweisung, überflog den Text … Wie hoch war die Fehlerquote bei solchen Tests?
Extrem selten, stand da.
Dann musste sie eine von diesen Ausnahmen sein, anders war es nicht zu erklären.
Und doch …
Unermessliche Freude wallte in ihr auf, eine, die sie nie zu erfahren geglaubt hätte. Ein Kind. Ihr Kind. Ein Wunder!
„Freya?“ Rafes ungeduldige Stimme drang durch die Tür.
Schock verdrängte die unbändige Freude. Sie war schwanger … mit Rafes Kind. Es war ein Wunder … und eine Katastrophe!
„Moment noch“, rief sie zurück. Mit fahrigen Fingern drehte sie den Schlüssel im Schloss. Sie brachte kein Wort hervor,
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