Julia Extra Band 369
fühlte sich öfter matt. Sicherlich nur eine Magenverstimmung, die sie auch ohne Rafe auskurieren würde.
„Damita hat Paella zum Lunch gemacht. Habt ihr Hunger?“, fragte Rafe jetzt.
Freya verzog leicht das Gesicht. Die Haushälterin war eine großartige Köchin, aber allein bei dem Gedanken an Meeresfrüchte drehte sich Freya der Magen. „Ich nicht, danke. Mir ist etwas übel.“ Sie schwang die Beine von der Liege, um Max aus dem Wasser zu holen.
„Übel?“, hakte Rafe nach. „Wie lange schon?“
„Es ist bestimmt nur eine Magenverstimmung, mehr nicht. Bis zum Abendessen ist es immer vorbei.“
Rafe verharrte reglos, man sah ihm die Anspannung an.
„Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich kann mich trotzdem um Max kümmern …“
„Nein, deshalb mache ich mir keine Sorgen.“
Er sah sie wieder mit diesem abschätzenden Blick an, der in den letzten Wochen gefehlt hatte – misstrauisch. Weshalb plötzlich? Wegen einer Magengrippe? Verwirrt ging sie zu Max und rief ihn.
„Komm, Zeit zum Mittagessen.“
Sie wartete darauf, dass Rafe noch etwas sagen würde, doch er stand einfach nur schweigend da. Max kletterte aus dem Pool, und Freya wickelte ihn in ein flauschiges Badelaken, kämmte ihm mit den Fingern das nasse Haar.
Mit leicht zusammengekniffenen Augen verfolgte Rafe die kleine Szene mit. Nein, das konnte nicht sein, oder? Müde, übel … er kannte die Zeichen. Während seiner Ehe hatte er fünf Jahre lang auf sie gewartet. Hatte gebetet, dass Rosalia endlich schwanger werden würde. Damit sie die Familie gründen konnten, die er sich immer gewünscht hatte. Die er selbst nie gehabt hatte.
Die Ehe war zerbrochen, als sie ihm eröffnete, dass sie nie Kinder haben würde. Weil es nicht möglich war. Selbst das war eine Lüge gewesen. Hatte Rosalia ihm überhaupt je die Wahrheit gesagt? Hatte das irgendeine Frau?
Und Freya … Log sie jetzt, oder hatte sie ihn angelogen, als sie sagte, dass alles „erledigt“ sei?
Ob sie schwanger war?
In der Hitze trug sie nur T-Shirt und Shorts. Unter dem dünnen Stoff zeichnete sich ihre Gestalt ab. Allein dieses Bild reichte, um Verlangen in seinen Lenden aufflammen zu lassen. Bildete er sich das nur ein, oder waren ihre Rundungen voller?
Die letzten drei Wochen über hatte er sich bemüht, sie zu ignorieren. Die Lust zu ignorieren und dieses andere Gefühl, das irgendwie tiefer ging und an sein Herz rührte. Doch es gelang ihm nie, den Blick abzuwenden, wenn sie mit Max beschäftigt war. Dann strahlte solche Liebe aus ihren schönen Zügen. Er hätte sie längst nach England zurückschicken sollen, doch wenn er das Band zwischen ihr und seinem Sohn sah, konnte er es nicht. Und nicht nur wegen Max.
Um seiner selbst willen.
Sie hielten Distanz, aber er wollte sie noch nicht gehen lassen. Das war sicher unvernünftig, vielleicht sogar idiotisch und unverständlich. So unverständlich wie das ständig schwelende Verlangen nach einer Frau, die tabu für ihn war. Und die vielleicht ein Kind von ihm erwartete.
Angelogen. Wieder einmal.
Bis Freya am Abend Max zu Bett brachte, richtete er kein Wort mehr an sie. Er wartete im Korridor vor Max’ Zimmertür, bis sie Gute Nacht gesagt und das Licht gelöscht hatte.
„Ich muss mit Ihnen reden.“
Freya schnappte nach Luft und schlug die Hand an den Hals. „Sie haben mich erschreckt.“
Er sah das Rot auf ihren Wangen, blickte in ihre aufgerissenen Augen. Er hatte sie praktisch noch nie fassungslos oder überrascht gesehen, immer blieb sie kühl und beherrscht. Vielleicht war das der Grund, weshalb ihn ihre losgelöste Reaktion in seinen Armen so aufgewühlt hatte. Weil es nicht zu erwarten gewesen war.
„Tut mir leid. Haben Sie eine Minute Zeit?“ Sein Ton war kühl und höflich, und Freya fasste es als Richtungsweiser auf.
„Ja, natürlich“, antwortete sie ebenso höflich und folgte ihm nach unten ins Wohnzimmer.
Rafe stellte sich vors Fenster, sie blieb im Türrahmen stehen.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte sie schließlich.
„Das weiß ich nicht.“ Er hatte vorgehabt, ruhig und sachlich zu bleiben, doch er selbst hörte die Eiseskälte und Wut in seiner Stimme. Du hast mich betrogen. Der Vorwurf lag ihm auf der Zunge. Würde er je eine ehrliche Frau treffen? Doch selbst jetzt, da er sich zu ihr drehte und in ihr Gesicht blickte, wollte er ihr vertrauen. Wie dumm.
Sie schluckte, hob dann das Kinn. „Haben Sie mir etwas zu sagen?“
Trotz ihres ruhigen Tons wusste er, dass sie
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