Julia Extra Band 369
kontrollieren. Casey blieb so verdammt ruhig, so verständnisvoll! So unbeteiligt! „Meinst du nicht, wir sollten dennoch heiraten?“, stieß er schließlich zwischen den Zähnen hervor.
Ihre Augen wurden groß. „Und warum sollten wir das tun?“
Weil der Gedanke, dass sie einfach aus seinem Leben verschwand, unerträglich war! Weil er sie heiraten wollte! Aber nicht zu den vereinbarten Bedingungen. Er wollte viel mehr als das … „Gestern war es noch eine gute Idee, und heute ist es das nicht mehr?“
„Aber du hast Brad Henderson doch gehört. Es wird keine Sorgerechtsklage geben …“
„Vergiss die Klage und Brad Henderson“, entgegnete er mürrisch. „Ich rede von dir und mir. Ich … ich fühle mich zu dir hingezogen. Und nach gestern kannst du nicht bestreiten, dass es dir ebenso geht. Reicht die gegenseitige Anziehungskraft denn nicht, um weiterzumachen?“
Wie entgeistert starrte Casey ihn an. Nein, körperliche Anziehungskraft reichte nicht für eine Ehe! Aus ihrer Erfahrung mit Sam wusste sie, wie vergänglich diese war. Xander müsste diese Lektion mit Chloe doch ebenfalls gelernt haben. Um nicht noch die peinliche Episode in seinem Arbeitszimmer zu erwähnen …
Sie konnte seinem durchdringenden Blick nicht länger standhalten. „Xander, falls es dir noch nicht klar sein sollte … meine Ehe mit Sam war nicht sehr befriedigend.“
„In welcher Hinsicht?“, wollte er wissen.
„In jeder Hinsicht“, fauchte sie. „Er war mein erster und einziger Liebhaber – bis gestern. Zum Schluss unserer Ehe konnte ich es nicht einmal ertragen, mit ihm im selben Zimmer zu sein, geschweige denn mich von ihm berühren zu lassen. Für unser eheliches Sexleben hatte er nur beißenden Spott übrig. Ich habe nie … ich meine, ich …“ Sie brach ab. „Es klappte nicht zwischen uns.“
„Was meinst du damit?“
„Kannst du dir das nicht denken?“ Sie flüsterte jetzt nur noch. „Er nannte mich frigide, warf mir vor, kalt und gefühllos zu sein. Verhöhnte mich, dass es meine eigene Schuld sei, dass ich nicht zum …“ Tränen standen in ihren Augen, als sie den Blick hob. „Muss ich denn wirklich noch deutlicher werden?“, rief sie verzweifelt.
Nein, das brauchte sie nicht. Sam Bridges hatte ein junges, unerfahrenes Mädchen zu seiner Frau gemacht und diese Frau dann jahrelang mit seiner emotionellen Grausamkeit davon abgehalten, zur Erfüllung zu kommen.
Eine Erfüllung, die sie in seinen Armen gestern ohne Probleme gefunden hatte.
„Unter diesen Umständen halte ich eine Heirat zwischen uns für völlig falsch.“ Ihre Stimme brach, ihre Augen schimmerten mit ungeweinten Tränen.
Tränen, die er heraufbeschworen hatte. Er wollte sie ihr wegküssen, wollte sicherstellen, dass sie nie wieder im Leben weinen musste. „Casey …“
„Nicht, Xander.“ Sie wich zurück, als er nach ihr greifen wollte. „Ich möchte nicht, dass du mich anfasst.“ Mit blinden Augen kehrte sie ihm den Rücken zu. „Nachdem ich Josh morgen zur Schule gebracht habe, werde ich unsere Sachen wieder aus der Villa abtransportieren lassen. Du wirst uns nie wieder sehen müssen. Bis dahin … ist es besser, wenn wir einander aus dem Weg gehen.“
„Casey, bitte …“
„Nein! Das Letzte, was ich von dir brauche, ist Mitleid!“
Mitleid? Er war erfüllt von Wut und Abscheu auf Sam Bridges, der Casey belogen hatte, um seine Unzulänglichkeit als Mann zu kaschieren. Mitleid war mit Sicherheit nicht das, was er für Casey fühlte!
Sie erkannte den gleichen Abscheu in Xanders Zügen, den sie so oft in Sams Gesicht gesehen hatte. „Du bist noch einmal glimpflich davongekommen, Xander. Du willst dir keine frigide Frau aufhalsen, genauso wenig wie Sam.“
Er schüttelte den Kopf. „Du bist nicht frigide, Casey …“
„Nicht?“ Ihr Ton wurde beißend. „Dann eben kalt und gefühllos.“ Sie schloss für einen Moment die Augen. „Ich muss gehen, Xander. Ich muss hier weg. Muss weg von dir!“ Damit schwang sie auf dem Absatz herum und floh aus dem Raum.
Ihr blieb keine Zeit, die Tür ihres Zimmers ins Schloss zu drücken, als diese auch schon wieder aufgestoßen wurde. Wütend sah sie Xander an.
„Ich sagte doch …“
„Ich habe gehört, was du gesagt hast, jedes Wort“, meinte er leise und schloss die Tür hinter sich. „Aber jetzt möchte ich, dass du mir zuhörst, einverstanden?“
Misstrauisch musterte sie ihn, erkannte aber nur Wärme in seinen blauen Augen, und auf seinen Lippen lag ein
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