Julia Extra Band 369
sein … So, wie die Dinge standen, war er nicht sicher, ob er die Sache mit dieser Vernunftheirat durchziehen konnte!
„Ich muss mit dir reden, Casey“, meinte er heiser. „Allein“, fügte er noch hinzu, als er Josh fröhlich singend im Schlafzimmer nebenan hörte.
Sie warf ihm einen fragenden Blick zu. „Wir wollten doch mit den Kindern zu Abend essen …“
Er nickte, stammte der Vorschlag doch von ihm. Ihm war nicht klar gewesen, wie sehr er sich wünschte, mit ihr allein zu sein. „Es reicht auch noch, wenn die beiden im Bett liegen.“
„Ja, sicher“, stimmte sie zu.
Worüber mochte er mit ihr reden wollen? Seine angespannten Züge wirkten nicht gerade vertrauenerweckend. Ein mulmiges Gefühl machte sich in Casey breit.
Hatte er vielleicht mit Brad Henderson gesprochen und einen Kompromiss ausgehandelt? Hatte Xander beschlossen, die Heirat doch nicht stattfinden zu lassen?
Beim Dinner zu sitzen und vor den Kindern den Anschein zu wahren, dass sie jetzt alle eine große glückliche Familie waren, verlangte Casey das Letzte ab. Vor allem, da ihr ein grüblerischer Xander gegenübersaß, der Mühe hatte, auf die simpelsten Bemerkungen einzugehen. Es wurde immer deutlicher, dass er überall lieber wäre als hier.
Falls er seine Meinung geändert haben sollte und diese Ehe doch nicht wollte, dann hätte er ihr früher Bescheid geben sollen, bevor sie ihre und Joshs Sachen in die Villa gebracht hatte! Es würde für alle viel schwieriger werden, wenn sie jetzt wieder in ihr kleines Haus zurückzog!
Als Lauren dann auch noch darum bat, Casey möge sie zu Bett bringen, genau wie Josh, kam sie sich wie eine Betrügerin vor. Und so waren ihre Wangen vor Ärger hochrot, als sie wenig später in den Salon zurückkehrte, nachdem die Kinder im Bett lagen.
Xander stand beim brennenden Kamin und hielt einen Cognacschwenker in der Hand. „Möchtest du auch einen?“
„Brauche ich den denn?“, erwiderte sie scharf.
„Hängt vermutlich von deiner Sichtweise ab.“
Casey versuchte gar nicht erst zu lächeln. „Dann nehme ich einen.“ Sie stellte sich an die andere Seite des Simses und starrte in die flackernden Flammen, bis Xander mit dem Cognac für sie zurückkommen würde.
Heute trug sie ein grünes, weich fließendes Kleid mit weitem runden Ausschnitt, das ihre Schultern fast ganz freigab. Sie sah bezaubernd aus, Xander hatte sie den ganzen Abend über verstohlen angestarrt. Sie war schön, auf eine stille, ruhige Art. Es war eine Schönheit, die von innen heraus strahlte, eine Schönheit, wie Chloe sie nie besessen hatte. Auch in fünfzig Jahren würde Casey noch schön sein.
In fünfzig Jahren … Wo er dann wohl wäre?
Wahrscheinlich noch immer hier in Fraser House. Lauren und Josh hätten dann längst ihren eigenen Weg in der Welt gemacht, und ohne die Kinder würde es für Casey auch keinen Grund geben, hier zu sein. Und er würde als alter Mann durch dieses riesige Haus spuken, ohne eine Familie, die es zu einem Heim machte.
Die Vorstellung, allein zu sein, hatte ihn nie gestört. Die Ehe mit Chloe war Jahre vorher zu Ende gewesen, lange bevor sie gegangen war. Er war an Alleinsein gewöhnt. Allein war gut. Allein war die Freiheit, zu tun und zu lassen, was man wollte, wann man wollte. Allein war unkompliziert.
Allein war grässlich!
Mit dem Cognac kam er zu Casey zurück und reichte ihr das Glas. Ihm fiel auf, wie bemüht sie darauf achtete, seine Finger nicht zu berühren. Sie konnte also nicht einmal eine zufällige Berührung ertragen!
Er nippte an seinem Glas. „Casey …“
„Entschuldigen Sie die Störung, Sir …“
„Nicht jetzt, Hilton!“, gab Xander ungehalten zurück und warf dem Butler im Türrahmen einen grimmigen Blick zu.
Wieso war ihm nie vorher aufgefallen, wie lästig Hauspersonal sein konnte? Erst seit Casey … Jedes Mal, wenn er etwas mit ihr bereden wollte, tauchte Hilton auf.
Nur nicht gestern, in seinem Arbeitszimmer … und das war wohl auch besser so gewesen.
Der ältere Mann blickte entschuldigend drein. „Es tut mir wirklich leid, Sir, aber … Mr Henderson ist hier.“
„Hier?“ Xander runzelte die Stirn.
„Er wartet in der Halle, Sir.“
Xander sah, dass Casey erschreckt aufsah. „Wenn du lieber nach oben gehen möchtest, während ich mit Brad rede …?“
Er bot ihr einen Ausweg, damit sie sich keine weiteren Beleidigungen von seinem Exschwiegervater anhören musste.
Sie reckte die Schultern. „Nein, das wird nicht nötig sein“,
Weitere Kostenlose Bücher