Julia Extra Band 369
das gleiche Verständnis entgegenbringen würde, wenn sie beide reden konnten, nachdem Brad gegangen war.
Auch Brad war überrascht. „Ich kann nicht glauben, dass jemand wie Sie einen solch kompletten …“ Er unterbrach sich gerade noch rechtzeitig. „Den Mann zu beleidigen bringt mir Chloe auch nicht zurück“, murmelte er.
Xander tat der ältere Mann leid, und er merkte, wie sein Ärger sich legte. Er ahnte, was es den anderen kostete, hier zu sitzen und sich selbst zu geißeln.
„Ich wusste nicht einmal, dass Bridges verheiratet war“, fuhr Brad jetzt leise fort, „bis ich Josh kennenlernte. Er war das Wochenende über bei seinem Vater. Bis dahin war mir nicht klar, dass die beiden aus zwei zerstörten Familien einen neuen Anfang machen wollten. Chloe versicherte mir, die Ehe sei schon zu Ende gewesen, bevor sie Bridges kennenlernte.“ Er sah zu Casey. „Aber das stimmte nicht, oder?“
„Nein“, antwortete Xander statt ihrer. „Schon vor drei Wochen habe ich dir erzählt, was wirklich passiert ist.“
Brad Henderson nickte. „Nur wollte … konnte ich es damals nicht glauben. Ich wollte nicht wahrhaben, dass Chloe so etwas tun würde. Erst bei unserem Gespräch in New York wurde mir klar, dass du mich nie angelogen hast, so wie Chloe es getan hatte. Du sollst wissen, dass ich die Sorgerechtsklage zurücknehme. Lauren hat es viel besser bei dir – und Casey“, fügte er mit einem flüchtigen Lächeln in ihre Richtung hinzu. Abrupt stand er auf. „Ich sollte gehen.“ Er stürzte den Rest seines Drinks hinunter und stellte das Glas ab. „Ich kann nur hoffen, dass du mir mit der Zeit für die Schwierigkeiten, die ich gemacht habe, vergibst. Und dass du mir erlaubst, ab und zu meine Enkelin zu sehen.“ Um Verständnis bittend sah er zu Xander.
Auch Casey sah Xander an und hoffte, dass er nicht weiter zornig auf den älteren Mann bleiben würde.
Und jäh wurde ihr klar, dass jetzt, nachdem Brad Henderson seine Drohung zurückzog, kein Grund mehr für Xander bestand, sie zu heiraten!
6. KAPITEL
„Das war ziemlich intensiv“, bemerkte Casey übertrieben munter, als Xander, der Brad zur Haustür begleitet hatte, wieder in den Salon zurückkam.
Mit gerunzelter Stirn sah er zu Casey hin. Ja, er war froh, dass die drohende Sorgerechtsklage abgewendet war, aber die Tatsache, dass Casey nunmehr keinen Grund hatte, ihn zu heiraten, hätte ihn am liebsten etwas gegen die Wand schleudern lassen.
„Noch Cognac?“, bot er ihr jedoch nur an.
„Nein, danke, ich glaube, ich habe genug. So … und was machen wir nun?“, fragte sie in dieser fröhlichen Stimme, die an seinen Nerven zehrte.
„Was würdest du denn nun tun?“, hakte er nach.
„Ich glaube nicht, dass ich das zu entscheiden habe, oder?“
„Wer sonst?“
Casey lächelte matt. „Ich nehme an, die Heirat kann nun abgesagt werden. Siehst du, es war gut, dass ich mein Haus nicht verkauft habe. Jetzt kann ich unsere Sachen wieder zurückbringen.“ Ihr Herz brach, sie konnte es fühlen. Xander ließ sich viel zu lange Zeit mit seiner Erwiderung. Wahrscheinlich suchte er nach den passenden Worten, die das Ganze weniger unangenehm machen würden … „Es ist zu spät, um heute Abend noch zurückzufahren. Wenn du nichts dagegen hast, werden wir morgen früh gehen.“ Verzweifelt bemühte sie sich, ihre Stimme nicht wanken zu lassen.
„Doch, ich habe etwas dagegen!“, brauste er auf.
Ungläubig sah sie ihn an. „Du verlangst, dass ich Josh aus dem Bett hole und wir sofort wieder zurückziehen?“ So grausam konnte er doch nicht sein!
Es würde schwer genug werden, Josh zu erklären, dass es keine Hochzeit gab und er keinen Stiefvater und keine Stiefschwester bekommen würde, ohne es mitten in der Nacht zu versuchen!
„Nein, natürlich verlange ich das nicht“, erwiderte Xander ungehalten.
Casey schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich verstehe nicht …“
„Wir hatten eine Abmachung“, sagte er mit schmalen Lippen. „Wir heiraten, und ich sichere Joshs Zukunft ab.“
Ja, schon. Aber jetzt, nachdem Brad Henderson sich entschuldigt hatte, bestand doch kein Grund mehr für eine Hochzeit. „Keine Angst, Xander, ich werde dich nicht darauf festnageln.“ Sie zuckte die Schultern. „Außerdem haben wir den Vertrag ja noch nicht unterschrieben. Und wenn die Heirat nicht stattfindet, ist auch der Vertrag null und nichtig.“
Gewitterwolken zogen über Xanders Gesicht, er hatte Mühe, sein brodelndes Temperament zu
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